Visbek, St. Vitus

Orgel von Orgelbau Matthias Kreienbrink (Osnabrück), 1972.


© Gabriel Isenberg, 24.03.2021
© Gabriel Isenberg, 24.03.2021

Die „ecclesia Fiscbechi“ war unter dem Patronat der Benediktinerabtei Corvey als Missionszelle ein Ausgangspunkt für die Christianisierung des westlichen Nordlands. Erstmals erfahren wir 1671 von der Existenz einer Orgel in der romanischen St.-Vitus-Kirche, die die Stiftsherren des Alexanderkapitels aus Wildeshausen offenbar in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg von dort mit nach Visbek gebracht hatten. Im Memorialbuch von 1686 ist ein „positiv oder örgelken ohn organisten und renten“ verzeichnet.

Ihre erste größere Orgel erhielt die Pfarrkirche von Visbek im Jahr 1714, vermutlich ein Werk des Vredener Orgelbaumeisters Mauritz Hermann Böntrup. Dieses Instrument hatte 11 Register und ein angehängtes Pedal. Reparaturen sind in den Jahren 1739/43, 1759 und 1802 belegt.

In der 1810/11 neu erbauten Kirche fand zunächst die Barockorgel aus der alten Kirche wieder Verwendung, die Anton Franz Schmid aus Quakenbrück hier aufgestellt hatte. Eine neue größere Orgel, die nun 23 Register auf zwei Manualen und Pedal umfasste, baute Johann Bernhard Kröger aus Goldenstedt in den Jahren 1837 bis 1839.

Als die baufällige Kirche 1861 geschlossen werden musste, wurde ein Teil der Orgel in die Notkirche übertragen – die restlichen Teile wurden auf dem Dachboden der Notkirche zwischengelagert. Nach vielem Hin und Her war 1876 endlich die neugotische St.-Vitus-Kirche fertiggestellt, in der vermutlich zunächst die alte Kröger-Orgel wieder aufgestellt wurde.

Eine neue Orgel baute kurz nach der Jahrhundertwende der Orgelbauer Bernhard Kröger aus Vechta. Die mechanische Kegelladenorgel mit 25 Registern wurde im Oktober 1901 eingeweiht. Diese wurde 1926/27 durch die Orgelbauwerkstatt Friedrich Fleiter (Inh. Ludwig Fleiter) aus Münster umfassend umgebaut, die Orgel hatte nun 27 Register und verwendete das pneumatische Taschenladensystem.

Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 1972 und wurde von der Osnabrücker Orgelbauwerkstatt Matthias Kreienbrink errichtet; als Sachverständiger begleitete Werner Haselier (Friesoythe) den Bau. Zusammen mit der Orgel entstand auch eine neue, erweiterte Empore. Die 30 Register sind auf zwei Manuale und Pedal verteilt und werden mit mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur bedient. Die Verteilung der Werke kann man am Gehäuse deutlich ablesen: Die Pedalpfeifen sind hinter den jeweils zwei großen Außenfeldern aufgestellt, das Hauptwerk befindet sich mittig oben und darunter das Schwellwerk, das durch Plexiglasjalousien in der Lautstärke verändert werden kann (nur das Register Prinzipal 4', dessen Pfeifen vorne im Prospekt stehen, ist nicht schwellbar). Das aus Eiche gefertigte Gehäuse (im Innern Gabun-Holz) beherbergt insgesamt 2196 Pfeifen aus Zinn-Blei-Legierungen, Holz und Kupfer. Die Intonation übernahmen Gottfried Gabriel und Theo Schulz von der Fa. Kreienbrink. Die Holzschnitzarbeiten am Gehäuse mit den singenden Engeln schuf der Künstler Ferdinand Starmann aus Neuenkirchen.
Im Anschluss an die Innenrenovierung der Kirche erfolgte 2007 eine Reinigung, Überholung und Nachintonation der Orgel durch den Orgelbauer Stefan Peters aus Glandorf (ehem. Mitarbeiter bei Kreienbrink), dabei wurde auch der Zimbelstern hinzugefügt.

I. HAUPTWERK | C–g³
Quintadena 16'
Prinzipal 8'
Gemshorn 8'
Oktave 4'
Rohrflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Oktave 2'
Mixtur 6f.
Cymbel 3f.
Trompete 8'
Koppel II–I

II. SCHWELLWERK | C–g³
Gedackt 8'
Weidenpfeife 8'
Prinzipal 4' *
Blockflöte 4'
Nachthorn 2'
Sifflöte 1 1/3'
Sesquialter 2f.
Nonsept 1–2f. 1 1/7'
Scharff 4f. 2/3'
Dulcian 16'
Schalmay 8'
Tremulant

PEDAL | C–f¹
Prinzipalbaß 16'
Subbaß 16'
Oktavbaß 8'
Gedacktbaß 8'
Choralbaß 4'
Bauernpfeife 2'
Rauschpfeife 4f. 2 2/3'
Posaune 16'
Clarine 4'
Koppel II–P
Koppel I–P


(* als Prospektregister nicht im Schweller)
Zimbelstern.
Zwei freie Kombinationen, eine freie Pedalkombination, Tutti, Einzelabsteller (für gemischte Stimmen und Zungen).

Schleiflade, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur.

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D-49429 Visbek | Am Klosterplatz


Quellen und Literatur: Winfried Schlepphorst: Der Orgelbau im westlichen Niedersachsen, 1975 ⋄ Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Kath. Kirche im Oldenburger Land, 2011 (unveröff.) ⋄ Gabriel Isenberg: Orgelgeschichten aus dem Oldenburger Münsterland: (1) Stimmung bei der Orgel und im Dorfkrug · Geschichte und Geschichten zur Orgel in St. Vitus Visbek, in: Heimatblätter (Beilage zur Oldenburgischen Volskzeitung), 103. Jg., Nr. 1/2024, S. 4–6 ⋄ Orgelakten im Pfarrarchiv Visbek ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 581 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 24.03.2021 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 15.11.2024.