Waldkirch, St. Margarethen

Orgel von E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg), 1869.


© Gabriel Isenberg, 27.07.2007
© Gabriel Isenberg, 27.07.2007

Die ehem. Stiftskirche St. Margerethen in Waldkirch im Breisgau wurde 1732–34 von dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb erbaut. Schon in der Vorgängerkirche hatte es eine Orgel gegeben: Die ältesten Nachrichten geben Auskunft darüber, dass um 1450 an Festtagen die Orgel in der Pfarrkirche St. Margarethen durch Organisten aus Breisach und Freiburg gespielt wurde. Um 1530 erhielt die Kirche eine neue Orgel mit 9 Registern; diese wurde 1578 repariert.

In der neuen Barockkirche fand die auf 13 Register mit selbständigem Pedal erweiterte Orgel von 1530 im neuen Gehäuse wieder Aufstellung; zusätzlich schaffte man eine gebraucht erworbene Chororgel mit sieben Registern an. Mehrere Reparaturen sind aus den Jahren 1745/46 (Franz Anton Albrecht) und 1776 (Josef Zipfel) belegt.

Nach der Aufhebung des Waldkircher Margarethen-Stifts im Zuge der Säkularisation war die Anschaffung einer neuen Orgel geplant. Zuerst wollte man 1817 eine gebrauchte Orgel aus Tennenbach ankaufen, was nicht zur Umsetzung kam. Das mit dem Waldkircher Orgelbauer Mathias Martin beschlossene Neubauprojekt scheiterte zunächst am Tod des Orgelbauers 1825. Schließlich errichteten seine Söhne, die Gebrüder Josef und Martin Martin, 1827–30 unter Verwendung der alten Chororgel eine neue Orgel mit 23 Registern, die aber von schlechter Qualität gewesen sein muss. Sie wurde mehrfach Reparaturen unterzogen, u. a. 1843 (Joseph Merklin), 1855 (Merklin und Schütze) und 1860/61 (Eduard Stadtmüller).

Nach nur rund 40 Jahren musste die Martin-Orgel ersetzt werden. Dazu vergab man den Auftrag an die renommierte Orgelbauwerkstatt E. F. Walcker & Cie. in Ludwigsburg, die das Werk 1868/69 als ihr Opus 944 mit zwei Manualen und Pedal bei mechanischen Kegelladen errichtete. Die Walcker-Orgel hatte über 100 Jahre lang unverändert Bestand. Bestehende Neubau-Pläne zu Beginn der 1970er-Jahre konnten durch einen neobarockisierenden Umbau 1973 durch August Späth (March-Hugstetten) abgewendet werden. Durch Rückung und Abschneiden etlicher Pfeifen wurde die Disposition mit einigen Registern in höheren Fußtonlagen versehen.

1998 führte die Fa. Freiburger Orgelbau Hartwig Späth (March-Hugestetten) einen ersten Restaurierungs-Bauabschnitt durch, bei der die Orgel in den klanglichen Originalzustand zurückversetzt wurde – dazu konnten auch einige 1973 eingelagerte Originalregister wiederverwendet werden. 2003 erfolgte die technische Restaurierung als zweiter Bauabschnitt, bei dem u. a. der Magazinbalg anstelle des Schwimmerbalgs von 1973 eingebaut wurde. Damit ist die Waldkircher Orgel eine der wenigen vollständig und gut erhaltenen Walcker-Orgeln aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihr Klang ist vielseitig, warm, nicht zu kräftig; sehr schön klingt auch die durchschlagende Clarinett im zweiten Manual. Der Spieltisch ist freistehend so vor der Orgel positioniert, dass der Organist ins Kirchenschiff blickt. Die Registerzüge sind links (Hauptwerk) und rechts (zweites Manual und Pedal) neben den Manualen angeordnet. Über Hakentritte können zwei feste Kombinationen eingeschaltet werden.

I. MANUAL | C–f³

Bourdon 16’

Principal 8’

Viola-di-Gamba 8’

Gedeckt 8’

Hohlflöte 8’

Gemshorn 8’

Dolce 8’

Octav 4’

Rohrflöte 4’

Super-Octav 2’

Cornett 5fach 8’

Mixtur 4fach 2 2/3’

Trompete 8’

Copula II Man. zum I Man.

II. MANUAL | C–f³

Prinzipal 8’

Lieblich-Gedeckt 8’

Salicional 8’

Dolce 4’

Traversfloete 4’

Gemshorn 4’

Clarinett 8’

PEDAL | C–d¹

Subbass 16’

Violon-Bass 16’

Octav-Bass 8’

Gedeckt-Bass 8’

Violoncelle 8’

Posaunen-Bass 16’

Copula I. Man. zum Pedal.


Plenum-Tritt, Tutti-Tritt.

Mechanische Kegellade.

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D-79183 Waldkirch | Kirchplatz 9


Quellen und Literatur: Bernd Sulzmann, Historische Orgeln in Baden, München/Zürich 1980, S. 264 ⋄ Ulrich Reinhardt, Waldkircher Kirchenorgeln – eine Zeitreise, in: Waldkirch klingt gut. Branchen und Informatives (hrsg. von der Waldkircher Orgelstiftung), Waldkirch 2020, S. 149–153 ⋄ Förderkreis Walcker-Orgel Waldkirch ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 289 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 27.07.2007 gespielt.

© Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 06.06.2023.