Rehringhausen, St. Nikolaus

Orgel von Martin Goetze & Dominic Gwynn (Welbeck), 1997.


© Gabriel Isenberg, 02.08.2002
© Gabriel Isenberg, 02.08.2002

Im Jahr 1938 wurde die 1898/1900 erbaute Kapelle in Rehringhausen bei Olpe nach einem Entwurf des Aachener Architekten Buchkremer zur Kirche erweitert. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits eine Orgel, die 1929 zum Preis von 2500 Reichsmark gebraucht angeschafft worden war. Zu diesem Instrument sind keine detaillierten Angaben bekannt, außer dass es „aus dem Fabrikwerk in Kaiserswerth a. Rh. bezogen“ worden war – möglicherweise ein Hinweis auf die dort ansässige Orgelbauwerkstatt Fabritius. 1975 wurde das abgängige Instrument entfernt und man behalf sich über 20 Jahre lang mit einem Elektronium.
In den 1990er Jahren konnte die Gemeinde endlich wieder eine Pfeifenorgel anschaffen, mit der sie die südwestfälische Orgellandschaft gleich um ein ganz besonderes Instrument reicher machte: Die Orgel in der Rehringhauser Nikolaus-Kirche ist ein Werk der englischen Orgelbauwerkstatt Martin Goetze & Dominic Gwynn (Welbeck), bei der der aus Olpe gebürtige Orgelbauer Marcus Stahl zu dieser Zeit arbeitete, der heute als Orgelbauer selbständig in Dresden wirkt. Das fertige Instrument wurde am 12. Oktober 1997 eingeweiht.

Die Rehringhauser Orgel wurde in der Tradition der englischen Orgelbaufamilie Smith entworfen, wobei die erhaltenen Teile der Instrumente von St. Mary’s Finedon in Northamptonshire (Bernard Smith 1704) und St. Lawrence Whitchurch, Little Stanmore, Middlesex (Gerard Smith 1716) als Vorbilder dienten. Zusammen mit ihrer guten Akustik verfügt die Kirche in Rehringhausen somit über ein außergewöhnliches Musikinstrument, das nicht nur, aber ganz besonders für die englische Orgelmusik aus der Zeit Georg Friedrich Händels prädestiniert ist.

Das massive Eichengehäuse ist nach historischen Vorbildern gestaltet. In der frontal eingebauten Spielanlage befinden sich die Register für Pedal und II. Manual auf der linken und für das I. Manual auf der rechten Seite. Fünf Register sind über Wechselschleifen wahlweise auf dem I. oder II. Manual spielbar – zieht man das Register für das eine Manual, wird der Registerzug für das andere Manual abgestoßen. Stop Diapason 8' ist auf beiden Manual gleichzeitg anspielbar, Open Diapason 8', Mixture und Trumpet sind nur im I. Manual registrierbar. Der Kanaltremulant wirkt nur auf die auf dem II. Manual gespielten Register. Neben den englisch bezeichneten Registerzügen sind zwei Klapptafeln angebracht, die die deutschen Registernamen mit den Fußtonangaben enthalten.

Die Orgel verfügt über 676 Pfeifen und ist leicht ungleichschwebend nach Mark Lindley temperiert; der Winddruck liegt bei 58 mmWS. Der Orgelbau wurde durch den Paderborner Domorganisten Helmut Peters als Sachverständigem begleitet. Die Intonation führten Martin Goetze, Dominic Gwynn und Marcus Stahl aus.

I. MANUAL | C–g³
Open Diapason 8'
Stop Diapason 8' *
Principal 4'
(Nason) Flute 4'
Twelfth 2 2/3'
Fifteenth 2'
Tierce 1 3/5'
Mixture [3f. 1']
Trumpet 8'
Koppel II-I

II. MANUAL | C–g³
über Wechselschleifen:
Stop Diapason 8' *
Principal 4'
(Nason) Flute 4'
Twelfth 2 2/3'
Fifteenth 2'
Tierce 1 3/5'

Tremulant

PEDAL | C–f¹
Bourdon 16'
Bass Flute 8'
Koppel II-P
Koppel I-P

 

 

 

 

* auf beiden Manualen gleichzeitig spielbar

 


Mechanische Schleiflade mit Wechselschleifen.

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

D-57462 Olpe-Rehringhausen | Ecke Isfried-Ohm-Str. / Am Dorfring


Quellen und Literatur: Stadtarchiv Olpe, Dokumentation Marcus Stahl, 1994 ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel, Phil. Diss., Dresden 2017, S. 143 f ⋄ Gabriel Isenberg, Orgeln im Kreis Olpe, Olpe 2018 ⋄ Martin Goetze / Dominic Gwynn, The New Organ for the Church of St Nikolaus Rehringshausen near Olpe in Westphalia: a British Organ in Germany, in: Organists' Review 84 (1998), S. 13 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 51 | Diese Orgel habe ich am 17.06.1999 zum ersten Mal gespielt; ein Konzertmitschnitt aus dem Jahr 2000 wurde damals als erste CD-Aufnahme der Orgel veröffentlicht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 15.06.2023.