Bottrop, Herz Jesu

Orgel von Richard Rensch (Lauffen/Neckar), 1986.


Bildquelle: Orgeln im Ruhrgebiet, S. 72
Bildquelle: Orgeln im Ruhrgebiet, S. 72

Für die neugotische Herz-Jesu-Kirche lieferte die Orgelbauanstalt Franz Joseph Breil (Dorsten) 1905 eine Orgel mit 36 Registern auf drei Manualen und Pedal. Wegen Bergbauschäden musste die Kirche jedoch schon nach wenigen Jahren geschlossen werden – in der dann eingerichteten Notkirche konnte die Breil-Orgel nur in Teilen (ohne I. Manual und vier Pedalregister) Aufstellung finden.

In der 1929 nach Plänen von Prof. Josef Franke neu errichteten Pfarrkirche wurden die noch 19 erhaltenen Register der Breil-Orgel aufgestellt. Bei einem Bombenangriff im März 1945 wurden Kirche und Orgel weitgehend zerstört.

Die Pläne zur Errichtung einer neuen Orgel mit 54 Registern in der wiederhergestellten Kirche konnten nach dem Krieg wegen Geld- und Materialmangel nicht verwirklicht werden, so dass von Franz Breil 1948 zunächst eine Teilorgel mit 21 Registern und zwei Manualen unter Verwendung von Teilen der alten Orgel gebaut wurde. Auch ein Umbauvorhaben der Firma Fabritius (Kaiserswerth) 1963 war nicht von Erfolg gekrönt. Außer dem riesigen Spieltisch verfügte die Orgel nach zehnjähriger Bauzeit erst über 26 Register, deren Zuverlässigkeit auch zu wünschen übrig ließ.
Schließlich fiel der Entschluss zu einem völligen Neubau durch die Werkstatt Richard Rensch aus Lauffen. Die Register Oboe (SW) und Krummhorn (RP) wurden aus der alten Orgel wiederverwendet. Die neue Orgel konnte am 21. Dezember 1986 eingeweiht werden, es spielte Christoph Grohmann. Mit ihren 56 Registern war die Bottroper Orgel zu ihrer Zeit der größte Neubau im Bistum Essen.

Über der viermanualigen Spielanlage, die direkt in das Orgelgehäuse eingebaut ist, befindet sich das Brustwerk. Es ist per Hand durch zwei Falttüren verschließbar und hat v. a. Continuofunktion (daher keine Koppeln an die anderen Werke). Die Register Vox humana 2' und Cromorne 8' stehen auf einer Schleife, geteilt bei hº/c¹. Über dem Brustwerk steht das Hauptwerk – flankiert durch das in C- und Cis-Seite geteilte Pedalwerk –, darüber das Schwellwerk.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zu Orgelweihe am 21. Dezember 1986 wurde u. a die Missa festiva op. 62 von Flor Peeters aufgeführt, der das Instrument mit den Worten „Quelle belle disposition de l'orgue“ würdigte. Nach weiteren Konzerten zugunsten der Finanzierung der Orgel wurde im Januar 1989 die Konzertreihe „Festival Orgel PLUS“ ins Leben gerufen, das über viele Jahrzehnte hinweg zu einer festen Größe in der deutschen Orgelszene geworden ist.

In den kommenden Jahren soll die Herz-Jesu-Kirche aufgegeben werden. Über die genaue Nutzung und die Zukunft der Orgel ist noch nicht entschieden.

In der Kirche steht auch eine 1998 angeschaffte Truhenorgel der Fa. Rensch (3 Register). Zuvor gab es eine Chororgel, die von Leo Dickmann aus alten Bestandteilen (u. a. aus der Klais-Orgel des Klosters Marienthal bei Hamminkeln von 1908) zusammengebaut worden war.

I. RÜCKPOSITIV | C–g³

Gedeckt 8'
Quintade 8'
Principal 4'
Rohrflöte 4'
Octave 2'
Quinte 1 1/3'
Sesquialter 2f. 2 2/3'
Scharf 4f. 1'
Krummhorn 8'
Tremulant
Koppel III–I

Zimbelstern

II. HAUPTWERK | C–g³

Praestant 16'
Principal 8'
Hohlflöte 8'
Gambe 8'
Octave 4'
Koppelflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Octave 2'
Cornett 5f. 8' [ab c¹]

Mixtur 4f. 1 1/3'
Trompete 8'
Chamade 8'

Koppel III–II

Koppel I–II

III. SCHWELLWERK | C–g³

Bourdon 16'
Geigenprincipal 8'
Metallgedeckt 8'
Salicional 8'
Vox coelestis 8' [ab cº]

Aeoline 8'
Octave 4'
Blockflöte 4'
Fugara 4'
Nasard 2 2/3'
Feldflöte 2'
Tierce 1 3/5'
Sifflöte 1'
Harmonia aetheria 3f. 2 2/3'
Plein-Jeu 5f. 2'
Dulcian 16'
Oboe 8'
Schalmey 4'
Tremulant

IV. BRUSTWERK | C–g³

Holzgedeckt 8'
Kleingedeckt 4'
Nasat 2 2/3' [ab gº]
Doublette 2'
Terz 1 3/5' [ab bº]

Cymbel 2f. 2/3'
Vox humana 2' [Bass] /

    Cromorne 8' [Diskant]
Tremulant


PEDAL | C–f¹

Prinzipalbaß 16'
Subbaß 16'
Quintbaß 10 2/3'
Octavbaß 8'

Gedecktbaß 8'

 

Choralbaß 4'
Hintersatz 4f. 2 2/3'
Posaune 16'

Trompete 8'
Clairon 4'

 

Koppel III–P

Koppel II–P

Koppel I–P


64fache Setzeranlage (8x8) mit Sequenzern und Nulltaster (R).

Temperierung: modifiziert Kirnberger II.

Mechanische Schleiflade; elektronischer Setzer über Doppelhubmagnete an die Registermechanik angehängt.

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D-46236 Bottrop | Prosperstraße 32


Quellen und Literatur: Iubilate Dominum Te Deum Laudamus. Die neue Orgel in der Herz Jesu-Kirche zu Bottrop, Bottrop 1986 ⋄ Gerd-Heinz Stevens, Die neue Orgel in der kath. Pfarrkirche Herz Jesu in Bottrop, in: Ars Organi 1987/1, S. 49–55 ⋄ Frdl. Mitteilung Ursula Kirchhoff, 2023 ⋄ Frdl. Mitteilung Heinz-Josef Clemens, 2023 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 144 | Diese Orgel habe ich am 20.09.2001 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 16.02.2023.