Düsseldorf

Evangelische Johanneskirche

Martin-Luther-Platz • D-40212 Düsseldorf


Kirche

Die große evangelische Stadtkirche auf dem Düsseldorfer Königsplatz, dem heutigen Martin-Luther-Platz, ist nach den Plänen von Walter Kyllmann und Adolf Heyden im Rundbogenstil erbaut. Die Grundsteinlegung fand 1875 statt. 1880 fiel der Beschluss, der Kirche den Namen „Johanneskirche“ zu geben. Eine Begründung findet sich nicht, aber gemeint war der Apostel Johannes. Das Jahr 1881 diente vor allem dem Innenausbau, der stilitstisch ein Gemisch verschiedener Formen darstellt, die aber doch eine einheitliche Ausstrahlung schaffen. Am 6. Januar 1881 fand die Kirchenweihe statt. Die Johanneskirche galt als das stattlichste der in diesem Jahrzehnt erbauten neuen evangelischen Gotteshäuser in ganz Deutschland. Am 12. Juni 1943 wurde die Johanneskirche bei einem Bombenangriff stark beschädigt, und in den Nachkriegsjahren in schlichterem Gewand wieder aufgebaut; die Einweihung fand am 28. März 1953 statt. Das Foyer wurde 1997 umgestaltet, die vormalige Ehrenhalle wurde zu einer Gedenkhalle, die für kleinere Ausstellungen genutzt wird. Der Kirchenraum selbst ist mit dem dominierenden Kruzifix von Rickert (Bielefeld) in seiner Schmuck- und Bilderlosigkeit weitgehend, so wie er 1953 gebaut wurde.

Orgel

Die erste Orgel in der Johanneskirche baute der Ludwigsburger Orgelbauer Eberhard Friedrich Walcker 1880. Das Instrument hatte 50 klingende Stimmen auf drei Manualen und Pedal und war in Disposition und Bauweise ganz dem spätromantischen Klangideal der Zeit verpflichtet. Diese Orgel wurde bei dem Bombenangriff auf die Kirche 1943 zerstört.

Die nach dem Krieg neu errichtete Johanneskirche sollte nun auch wieder ein adäquates Orgelinstrument erhalten, wofür sich der damalige Kantor Gerhard Schwarz mit Nachdruck einsetzte. Als Vorbild für den Neubau diente der barocke norddeutsche Orgelstil. So konstruierte der Hamburger Orgelbauer Rudolf von Beckerath ein komplett mechanisches Werk, was für die damalige Zeit durchaus keine Selbstverständlichkeit war. Das Gehäuse spiegelt in seinem Aufbau den „Hamburger Prospekt“ wider, wie er etwa von einem Arp Schnitger gebaut wurde, allerdings wie der Kirchenraum auch in völliger Schmucklosigkeit (Schleierbretter sind bis heute nicht vorhanden). Das Rückpositiv in der Emporenbrüstung verdeckt das dahinterliegende Brustwerk, das ursprünglich mit zwei Türen zu verschließen war. Darüber befindet sich das Hauptwerk, links und rechts die beiden großen Pedaltürme. Das im hinteren Gewölbe untergebrachte Schwellwerk mit seinen Jalousien entspricht freilich nicht der norddeutschen Tradition, wurde aber gebaut in der Absicht, die Orgel als Medium für ein größeres Spektrum der Orgelmusik anzulegen. Wie die äußere Gestalt, so ist auch der Klangaufbau mit seinem reichen Obertonaufbau dem norddeutsch-(neo)barocken Ideal verpflichtet.

Im Jahre 2001, also 47 Jahre nach ihrer Erbauung, wurde die Orgel modernisiert und leicht umgebaut. Die Disposition wurde nur im Schwellwerk leicht verändert, u. a. wurde das alte Scharf 6f. durch eine neue 4-5fache Mixtur ersetzt; außerdem wurde das Brustwerk nun auch mit Schwellerjalousien versehen. Die Koppelanlage wurde auf elektrischem Wege erweitert und eine elektronische Setzeranlage mit 5000 Kombinationen eingerichtet. Die Einrichtung des MIDI-Interface ist allerdings die wichtigste Neuerung der Arbeiten von 2001. Da die Orgel nun MIDI-fähig ist, kann über die Klaviatur ein Computer gesteuert werden, der zur Zeit z. B. das Programm LOGIC Audio verwendet und seine Klänge so über die Lautsprecheranlage der Kirche wiedergibt. Dadurch entstehen ganz neuartige Klangkombinationen zwischen synthetischen und authentischen Stimmen, die in dieser Art wohl einmalig sind.

Die Spielanlage ist unterhalb des Brustwerkes eingebaut. Die Register sind als Züge links und rechts neben Notenpult und Klaviaturen nach Registerfamilien angeordnet, links für Pedal und Hauptwerk, rechts für die übrigen Manualwerke. Als Fußtritte sind neben den beiden Kippschwellern ein Sequenzer sowie zwei Pedalkoppeln vorhanden. Die Setzeranlage ist über Holzschalter unter dem ersten Manual zu bedienen; die Zehner- bis Tausenderstellen der Kombinationen werden bei den Digitalanzeigen links und rechts neben dem Notenpult eingestellt. Die Speicherplätze 3000 bis 4999 sind mit Schlüssel abschließbar. An der rechten Seite des Spieltisches kann der Computer zur MIDI-Steuerung angeschlossen werden.

Die Schleifladen werden über mechanische Tonsteuerung bedient, wobei die Impulse für das MIDI-Interface elektronisch abgenommen werden. Die Registertraktur erfolgt über elektrische Traktursteuerung.

Disposition

I. Rückpositiv                    C – g³

II. Hauptwerk                   C – g³

III. Oberwerk (SW)         C – g³

58 Prinzipal                                 8’

67 Gedackt                                  8’

66 Quintade                               8’

59 Oktave                                     4’

68 Rohrflöte                               4’

69 Quintflöte                       22/3

60 Oktave                                     2’

70 Gemshorn                             2’

61 Quinte                               11/3

71 Sesquialtera 2f.

62 Scharf 5-7f.                        [1’]

63 Dulzian                                 16’

64 Schalmey                               8’

72 Tremulant

65 III/I

73 IV/I

20 Prinzipal                             16’

29 Quintadena                      16’

21 Oktave                                    8’

30 Rohrflöte                              8’

22 Oktave                                    4’

31 Nachthorn                           4’

23 Quinte                              22/3

24 Oktave                                    2’

32 Flachflöte                             2’

25 Mixtur 6-8f.               [11/3’]

26 Scharf 4f.                        [1/2’]

33 Trompete                          16’

34 Trompete                             8’

35 I/II

36 III/II

27 III/II                                          4’

28 III/II                                       16’

37 IV/II

48 Bordun                                 16’

38 Prinzipal                                 8’

49 Koppelflöte                         8’

39 Oktave                                     4’

50 Blockflöte                             4’

51 Nasat                                  22/3

52 Nachthorn                            2’

53 Terz                                     13/5

41 Quinte                               11/3

54 Septime                           11/7

55 Sifflöte                                    1’

56 None                                     8/9

40 Mixtur 4-5f.                      [2’]

42 Zimbel 3f.                       [1/6’]

43 Oboe                                        8’

44 Trompete                              4’

57 Tremulant

45 III                                                4’

46 III                                             16’

47 IV/III

 

IV. Brustwerk (SW)        C – g³

Pedal                                       C – f¹

Spielhilfen

74 Gedackt                                  8’

75 Holzflöte                                4’

76 Prinzipal                                 2’

77 Waldflöte                              2’

78 Quinte                               11/3

79 Schwiegel                             1’

80 Terzian 2f.

81 Scharf 4f.                         [2/3’]

82 Regal                                        8’

83 Tremulant

1 Prinzipal                                32’

2 Oktave                                    16’

11 Subbaß                                16’

3 Oktave                                       8’

12 Gedackt                                 8’

4 Oktave                                       4’

13 Nachthorn                           2’

5 Rauschwerk 4f.

6 Mixtur 6-8f.                           2’

14 Posaune                             32’

7 Posaune                                16’

15 Dulzian                                16’

8 Trompete                                8’

16 Trompete                             4’

17 Kornett                                  2’

9 I/P

10 II/P

18 III/P

19 IV/P

Elektronische Setzeranlage mit 5000 Kombinationen, Sequenzern, Tutti und Nulltaster

- Anordnung der Schalter unter den Manualen: S · 0 bis 4 · Sequenzer zurück und vor · 5 bis 9 · T [Tutti]   · R [Nulltaster]

- Digitalanzeigen mit Schaltern vor und zurück für die Zehner- bis Tausender-Stellen

- Sequenzerschalter für Registranten und als Pistons

- Schlüssel für die Kombinationen 3000 bis 4999

MIDI-Interface

© Gabriel Isenberg, 2003 / 2004