Maria Feicht

Katholische Filialkirche Sankt Maria

Maria Feicht • A-9555 Glanegg


zurück  ·  # 190  ·  weiter

Kirche

Auf der Südseite des Kärntner Glantales liegt der Ort Maria Feicht. Die dortige Filialkirche ist ein großer, bemerkenswerter spätgotischer Bau von Anfang des 16. Jahrhunderts. Der Hochaltar wurde 1681 aufgestellt, die weiteren Einrichtungsgegenstände stammen weitgehend aus dem 18. Jahrhundert. Die große dreiachsige Westempore trägt an der Brüstung als Inschrift die Jahreszahl 1524. Die Pfarrkirche steht im benachbarten St. Gandolf.

Orgel

Die erste Orgel in Maria Feicht wurde um 1680 erbaut. Eine Reparatur durch den Villacher Orgelmacher Johann Valentintschitsch ist belegt. Diese – damals kaum spielbare – Orgel wurde 1882 durch Franz Colarič (Ferlach) in die Pfarrkirche St. Gandolf übertragen, wo sie bis heute besteht. Nach Maria Feicht übertrug Colarič die gebrauchte Orgel aus der Pfarrkirche Treffen bei Villach. 1893 baute Colarič ein neues Instrument in Treffen.

Die Orgel dürfte nach der Renovierung der Treffener Pfarrkirche, also nach 1696 entstanden sein. Eine Inschrift in einer Gehäusefüllung lautet: „I:G:A:S orgl img 1729“. Diese Inschrift könnte sich auch auf den Maler der Orgel beziehen. Werner Owart vermutet aufgrund der massiven Ähnlichkeiten der Orgel mit jenen in Ossiach (Stiftskirche) und Arnoldstein (ehem. Klosterkirche, Orgel nicht mehr erhalten) den Villacher Orgelbauer Franz Knoller als Erbauer. Seit 1706 war Knoller Bürger der Stadt St. Veit an der Glan, er starb dort 1732. Laut dem Treffener Inventarverzeichnis von 1856 hatte die Orgel 6 Register (vermutlich die ursprüngliche Registerzahl, d. h. noch kein eigenes Pedalregister).

Für insgesamt 425 fl. wurde die Orgel aus Treffen 1882 von der Gemeinde in Maria Feicht angekauft, von Colarič übertragen und in Maria Feicht aufgestellt, mit einem neuen Gebläse sowie einem neuen Pedal versehen, und er tauschte die Quinte gegen das Register Gamba aus. Die Prospektpfeifen aus Zinn wurden 1917 wegen ihres historischen Wertes von der Ablieferung zu Kriegszwecken befreit. 1963 wurde die Orgel durch Rudolf Novak (Klagenfurt) instandgesetzt, er baute u. a. neue Klaviaturen.

Das Gehäuse, das im oberen Teil drei Pfeifenfelder zeigt, kann mit zwei Flügeltüren verschlossen werden, die auf den Außenseiten die Verkündigungsszene darstellen und auf den Innenseiten die heilige Cäcilia und König David mit der Harfe zeigen. Pedalpfeifen und Gebläseanlage stehen hinter der Orgel. Die Spielanlage ist in die Vorderfront des Gehäuses eingebaut. Links und rechts neben dem Notenpult sind jeweils drei Manualregisterzüge eingebaut. Die zwei neuern Pedalregisterzüge ragen aus dem linken Gehäuserahmen, die Traktur führt durch das gesamte Gehäuse zur rückseitig angebrachten Pedalwindlade. Die Registerbeschriftungen auf Kunststoffschildern sind von Novak.

Die Orgel hat einen kräftigen Klang. Die zweifache Mixtur, die auf c¹ und c² repetiert, ist leicht schreiend. Der Gesamtklang des Instrumentes ist gut, lediglich etwas verstimmt.

Die Orgel ist nach dem Schleifladensystem erbaut. Die Trakturen sind vollmechanisch.

Disposition

Manual                 C/E – c³

Pedal                        C – fº

Gedeckt                           8’

Flöte                                 4’

Gamba                             8’

Prinzipal                           4’

Oktave                             2’

Mixtur [2fach]              11/3

Subbaß                          16’

Oktavbaß                         8’

Bildergalerie

Literatur

Hans Heiling, Frühbarocker Orgelschatz in Kärnten, in: Singende Kirche 7, 1960, S. 103

Werner Owart, Die Orgel in der ehemaligen Benediktiner-Abteikirche zu Ossiach in Kärnten, in: Carinthia I, 1963, S. 521 (u. a.)

Wolfgang Benedikt, Die Orgeln der Bezirke Klagenfurt-Land und Feldkirchen, Phil. Diss., Wien 1985, S. 81-83

© Gabriel Isenberg, 2004