Sebastianusstraße • D-41569 Rommerskirchen
Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche St. Martinus in Nettesheim bei Rommerskirchen datiert auf das Jahr 1195. Der spätgotische Westteil der heutigen Kirche stammt aus dem Jahr 1515, der Turm ist älter. 1858 wurde der Chor um drei Joche nach Osten erweitert. Durch die Erneuerung der Gewölbe des Westteils 1885 erhielt der Westteil die gleiche Höhe wie der neue Chorbereich.
Die Vorgängerorgel kam 1802 aus dem aufgehobenen Kloster Grevenbroich nach Nettesheim. Sie war vermutlich ein Werk des Orgelbauers Maximilian Schauten aus Jüchen vom Ende des 18. Jahrhunderts. Diese Orgel hatte 10 Register bei einem Manual und angehängtem Pedal.
Nach der Erweiterung der Kirche waren innerhalb des Jahres 1866 zwei Orgelbauer an der Orgel beschäftigt. Anfang des Jahres versetzte Hermann Joseph Köpp (Grevenbroich) die Orgel weiter nach hinten, um mehr Platz auf der Empore zu gewinnen, und tauschte die Register Quinte und Terz durch eine Gamba aus. Des Weiteren beschloss der Kirchenvorstand im Juli 1866, dem Orgelbauer Joseph Koulen (Heinsberg) den Auftrag zum Bau eines selbständigen Pedals mit den beiden Registern Subbass und Tuba 16’ zu erteilen.
Als die Umbauarbeiten an der Kirche 1885 abgeschlossen waren, nahm die Gemeinde Planungen zu einem Orgelneubau auf, der dem vergrößerten Kirchenraum gerecht werden konnte. Der Kuchenheimer Orgelbauer Franz Joseph Schorn erhielt den Neubauauftrag, den er 1888 ausführte. Anfang 1889 war die Orgel fertiggestellt. Untern den 22 Registern verwendete Schorn auch einige Stimmen aus der Vorgängerorgel wieder: die Gamba von Köpp (1866), Subbass und Tuba von Koulen (1866) sowie den alten Prospektprinzipal von Schauten (18. Jh.) als Pedaloktave 8’ und die Mixtur, die aus alten Pfeifen von Schauten zusammengestellt ist.
1909 baute der Orgelbauer Josef Köpp die Orgel leicht um, indem er die Spielanlage von der linken Seite in die Front versetzte. Dabei ersetzte er auch ein Register im Unterwerk durch Aeoline 8’. Für die folgenden Jahrzehnte sind keine Änderungen an dem Instrument bekannt. Nicht einmal die Prospektpfeifen mussten zu Kriegszwecken abgeliefert werden.
Der Orgelbauer Lukas Fischer, der seine Werkstatt nur wenige Meter von der Kirche entfernt hat, restaurierte das Instrument 1982 sorgfältig. Die Einweihung fand am Palmsonntag, dem 4. April 1982 mit Domorganist Josef Zimmermann (Köln) an der Orgel statt. Bei den Restaurierungsarbeiten wurde die Spielanlage wieder an die Seite zurückverlegt (die Manualklaviaturen sind original erhalten, das Pedal wurde rekonstruiert). Die nicht originale Aeoline wurde durch eine nach Schornschen Vorbildern rekonstruierte Oktave 2’ im Unterwerk ersetzt. Und die Flöte wurde von der 2’-Lage wieder als 4’ umgestellt. Damit zeigt sich die Orgel heute weitgehend im originalen Zustand von 1889.
Durch die in zwei Abteilungen aufgeteilte Hauptwerkswindlade, die so eine bessere Windversorgung gewährleisten soll, ist die mechanische Spieltraktur recht schwergängig. Außergewöhnlich klingt die durchschlagende Tuba 16’ von Koulen im Pedal. Insgesamt hat die Orgel einen runden, kräftigen, aber nicht aufdringlichen Klang.
Die Registerzüge der nach der Restaurierung wieder seitlich eingebauten Spielanlage befinden sich in zwei Reihen über dem Notenpult: oben für das Hauptwerk und unten für Pedal (links) und Unterwerk (rechts). Der Motor wird durch den Calcantenzug eingeschaltet. Alle Trakturen sind mechanisch. Die Windladen sind nach dem Schleifladensystem gebaut.
I. Hauptwerk C – f³ |
II. Unterwerk C – f³ |
Pedal C – d¹ |
Prinzipal 8 Fuß Bourdon 16 Fuß Rohrflöte 8 Fuß Gamba 8 Fuß Flaut 4 Fuß Octave 4 Fuß |
Flaut travers 8 Fuß Flaut major 8 Fuß Salicional 8 Fuß Gedeckt 8 Fuß Gemshorn 4 Fuß Octave 2 Fuß |
Violon 16 Fuß Subbaß 16 Fuß Octave 8 Fuß Tuba 16 Fuß Pedal Coppel [zum HW] |
Quinte 22/3 Fuß Flageolet 2 Fuß Terz [ab c0] 13/5 Fuß Mixtur 3fach [2’] Trompete Baß 8 Fuß Trompete Disc. 8 Fuß Manual Coppel |
Flöte 4 Fuß |
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© Gabriel Isenberg, 2005