Maria Luggau, Wallfahrtskirche Maria Schnee

Orgel von Paolo Ciresa (Bozen), 1987 im Gehäuse der Orgeln von Alois Fuetsch 1899 (HW) und Ignaz Franz Wörle 1767 (RP).


© Gabriel Isenberg, 22.07.2007
© Gabriel Isenberg, 22.07.2007

Die Gründung der Marienwallfahrt im Kärntner Lesachtal geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Die heutige Wallfahrtskirche Maria Schnee in Maria Luggau auf 1170 Metern Seehöhe wurde 1544 vollendet und 1733–38 nach einem Brand in barocken Formen wiedererrichtet. Seit 1634 ist der Servitenorden (mit nur einer kleinen Unterbrechung von 1786 bis 1804) in Maria Luggau ansässig.

Die erste Orgel erhielt die Wallfahrtskirche im Jahr 1668, als der Brixener Orgelbauer Jacob Köck ein gebrauchtes Positiv lieferte. Das 1650/51 von Daniel Herz (Brixen) erbaute Werk war zuvor im Besitz der Brixener Fronleichnamsbruderschaft gewesen. 1692 musste das Positiv von Köck repariert werden.

Eine weitere Instandsetzung, bei der das offensichtlich hinterspielige Positiv in die Emporenbrüstung versetzt wurde, erfolgte 1704 durch Johann Caspar Hummel (Meran). Nach dem Kirchenbrand, bei dem auch die Orgel in Mitleidenschaft gezogen worden war, arbeitete ein namentlich nicht genannter Orgelbauer 1739 an der Wiederherstellung des Werks. Für das Jahr 1750 ist eine Reparatur durch den Orgelbauer Joseph Berger (Bruneck) belegt.

Eine neue, dem Kirchenraum auch in der Größe angemessene Orgel erhielt die Wallfahrtskirche im Jahr 1767 von Ignaz Franz Wörle (Bozen). Das Werk hatte nun 17 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die alte Herz-Orgel kam nach Kirchbach (Gailtal).

Nur zwölf Jahre nach dem Neubau wurde das Instrument 1779 durch Johann Götz (Toblach) umgebaut. Dabei wurde das Rückpositiv als Unterwerk in das Hauptgehäuse eingebaut und die Disposition verändert. Erneute Änderungen im Registerbestand sind 1795 durch Peter und Joseph Volgger (Arnbach bei Sillian) verzeichnet. 1851 erfolgte eine Balgreparatur durch einen namentlich nicht genannten Orgelbauer.

1899 erhielt die Wallfahrtskirche eine neue Orgel mit pneumatischer Traktur und 15 Registern von Alois Fuetsch in Lienz, bei dem mehrere Register des Vorgängerinstruments wieder Verwendung fanden. Das Hauptgehäuse fertigte Fuetsch nach dem Laukhuff-Musterprospekt Nr. 17 neu, die Fassade des Rückpositivs stammt aus der Orgel von Wörle und wurde wieder aus der von Götz angelegten Integration in das ehemalige Hauptgehäuse gelöst (Blindprospekt). 1946 erfolgte eine Überholung durch den Orgelbauer Pawaletz (Greifenburg) im Auftrag von Franz Čech (St. Veit/Glan). 1951 wurde die Orgel durch Stefan Markusich (St. Florian) mit einem elektrischen Gebläse versehen.

Wegen Abgängigkeit der Fuetsch-Orgel entschied sich die Gemeinde in den 1980er-Jahren zu einem Neubau. Der Orgelbauer Paolo Ciresa (Bozen) erstellte 1987 ein komplett neues Werk mit mechanischen Trakturen, 21 Registern, zwei Manualwerken und Pedal. Die historischen Gehäuse von Wörle/Fuetsch blieben erhalten. Disposition sowie Intonation lassen leichte italienische Einflüsse nicht verleugnen. Sie verleihen der Orgel ein homogenes, ausgewogenes Klangbild, das mit ihrem barocken Äußeren im Einklang steht.

Die Pedalpfeifen stehen hinter dem Hauptwerksgehäuse. Die Windversorgung erfolgt über zwei Keilbälge im Turmraum; beide Bälge sind auch manuell zu bedienen. Die Spielanlage ist in die Front des Hauptgehäuses eingebaut. Die Registerzüge befinden sich links (HW) und rechts (RP, Ped) neben Klaviaturen und Notenpult. Die Koppeln sind über drei Hakentritte zu bedienen.

I. RÜCKPOSITIV | C–g³

Copl 8'

Prinzipal 4'

Flöte 4'

Oktavina 2'

Cornett [2f.] 3'

Ripieno [2f.] 1 1/3'

II. HAUPTWERK | C–g³
Prinzipal 8'

Voce Umana 8' [ab fº]

Flöte 8'

Viola 8'

Oktav 4'

Flöte 4'

Quinte 3'

Superoktav 2'

Mixtur [4–5f.] 1 1/3'

Trompete 8'

Koppel I–II

PEDAL | C–f¹

Subbass 16'

Oktavbass 8'

Flötenbass 8'

Flute 4'

Fagott 16'

Koppel II–P

Koppel I–P


Mechanische Schleiflade.

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A-9655 Maria Luggau | Maria Luggau 26


Quellen und Literatur: Alfred Reichling, Orgelgeschichte von Maria Luggau (Kärnten), in: Acta organologica, Bd. 20 (1988), S. 57–92 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 287 | Diese Orgel habe ich am 22.07.2007 im Rahmen eines Konzerts gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 08.06.2023.