Hunteburg, Hl. Dreifaltigkeit

Orgel von J. & A. Mirrlees (Glasgow), 1867, seit 1999 in Hunteburg.


© Gabriel Isenberg, 24.01.2009
© Gabriel Isenberg, 24.01.2009

Die nach dem Dreißigjährigen Krieg 1660–68 erbaute Kirche in Hunteburg wurde bis 1815 simultan genutzt. Sie dient heute als „Vorhalle“ der 1946–50 angebauten Hauptkirche. Bei der Kirchenrenovierung 1996 wurden die beiden Kirchenteile getrennt und in der alten Kirche eine Werktagskapelle eingerichtet.

Über die ersten Orgeln in der Hunteburger Kirche ist nicht viel bekannt. In einem Zeitungsbericht von 1932 ist von einer 1685 erbauten Orgel die Rede – möglicherweise führte der Hannoveraner Orgelbauer Christian Vater 1728 eine Reparatur dieser kleinen Orgel („organum parvum“) aus. In einem Brief der Gemeinde an das Konsistorium in Osnabrück aus dem Jahr 1853 heißt es, 1791 sei eine neue Orgel erbaut worden, die aber nach nur 20 Jahren völlig unbrauchbar war. Als Ersatz war der Gemeinde nach der Aufhebung des Benediktinerklosters Gertrudenberg bei Osnabrück 1803 die dortige Orgel angeboten worden, zu deren Aufstellung in Hunteburg es jedoch nicht kam. Stattdessen wurde 1829–31 eine neue Orgel von einem namentlich nicht genannten Orgelbauer erstellt – einem „Säufer und Stümper“, dessen Werk nach nur wenigen Jahren „gänzlich verfallen“ war. Am 9. Oktober 1854 schloss die Kirchengemeinde mit den Orgelbauern Gebr. Haupt in Ostercappeln den Vertrag zu einem Orgelneubau mit 17 Registern, der spätestens 1857 abgeschlossen war. Diese Orgel stand leicht erhöht hinter dem Altar; der Organist saß seitlich.

Nach dem Umbau der Kirche lieferte die Fa. Franz Breil (Dorsten) 1953 eine neue Orgel mit einem schlichten Freipfeifenprospekt und 17 Registern. 1976 erfolgte ein Umbau durch die Fa. Gebr. Stockmann (Werl).

Die heutige Orgel der Dreifaltigkeitskirche in Hunteburg ist eine Besonderheit in der norddeutschen Orgellandschaft: Sie ist ein Werk der schottischen Orgelbauwerkstatt J. & A. Mirrlees aus Glasgow und wurde im Jahr 1867 erbaut. Es ist nicht bekannt, für welche Kirche die Orgel ursprünglich gefertigt wurde. Zuletzt stand sie in der Burnbank Church in Glasgow und konnte 1995 erst im letzten Moment vor dem Abriss gerettet werden.

Der niederländische Orgelrestaurator Fokke Rinke Feenstra (Grootegast) restaurierte die Orgel, und schließlich wurde sie auf Vermittlung von Prof. Franz-Josef Rahe (Osnabrück) 1999 mit neuem Gehäuse in der Hunteburger Kirche an der neuen Trennungswand zwischen altem und neuem Kirchenschiff aufgestellt. Die Einweihung fand am 28. November 1999 mit einem Konzert von Luuk Sikkema statt.

Als neues Register wurde die Sesquialtera eingebaut. Aus Gründen einer besseren Klangabstrahlung wurde das Schwellwerk etwa einen Meter höher gesetzt. Dadurch ergab sich darunter weiterer Platz für eine Basslade für die Swell-Register Cornopean und Principal, die ursprünglich erst bei cº begannen. Der Winddruck liegt bei 72 mmWS, die Stimmtonhöhe bei a = 438 Hz bei 16 °C. Die ungleichschwebende Temperierung wurde eigens für diese Orgel entwickelt.
Im Prospekt stehen die Pfeifen C bis e¹ des Open Diapason (Great). Die Spielanlage ist frontal eingebaut und kann durch zwei Türen verschlossen werden. Die Registerzüge des Great sind rechts, die Züge für Swell und Pedal links angebracht. Als Spielhilfen gibt es drei mechanische Kombinationstritte für das Great: Tritt 1 bedient Stop Diapason (als Bassfundament), Viol di Gamba, Claribel und Flute 4; mit dem Tritt 2 kommen Open Diapason 8 und Principal 4 hinzu; mit Tritt 3 werden Fifteenth und Mixture bedient. Die Tritte wirken im Wechsel als An- und Abschalter. Der Tritt für die Swell-Jalousien befindet sich ganz rechts oberhalb der Pedalklaviatur; durch Einhaken können die Jalousien in die zwei Stellungen offen (Tritt unten) und geschlossen (Tritt oben) gebracht werden; zum Aushaken muss die Hängeleiste mit dem Fuß zur Seite geschoben werden.

Der Klang der Orgel ist rund und kräftig und spricht durch Wärme und Fülle an. Die Orgel überzeugt sowohl optisch als auch klanglich und passt sich optimal in die Hunteburger Kirche ein.

I. GREAT | C–g³
Open Diapason 8 ft.

Stop Diapason 8 ft. [C-H]

Claribel 8 ft. [ab cº]

Viol di Gamba 8 ft. [ab cº]

Principal 4 ft.

Flute 4 ft. [ab cº]

Fifteenth 2 ft.

Sesquialtera II

Mixture II

Clarionet 8 ft.

Swell to Great

II. SWELL | C–g³

Double Diapason 16 ft. [ab cº]*

Open Diapason 8 ft. [ab cº]

Gedackt 8 ft. [ab cº]

Principal 4 ft.

Cornopean 8 ft. [ab cº]

Cornopean Bass 8 ft. [C–H]

 

[* Diapason 8' C–H fest eingeschaltet aus 16' cº–hº]

PEDAL | C–f¹

Open Diapason 16 ft.

Great to Pedal

Swell to Pedal


Drei mechanische Kombinationstritte, Schwell-Hakentritt.

Mechanische Schleiflade.

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D-49163 Bohmte-Hunteburg | Kirchstraße


Quellen und Literatur: Unsere Zeit in Gottes Hand. Chronik der katholischen Kirchengemeinde »Heilig Dreifaltigkeit« Hunteburg, Bramsche 2001, S. 31–36 ⋄ Reinhard Skupnik, Der hannoversche Orgelbauer Christian Vater 1679–1756, Kassel u. a. 1976, S. 99 ⋄ Orgelbau F. R. Feenstra [17.05.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 313 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 27.01.2009 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 29.05.2023.