Bremen

Konzerthaus „Die Glocke“

Domsheide • D-28195 Bremen


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Gebäude

Im 15. Jahrhundert wurde ein turmartiges Gebäude an der Südseite des Doms, das durch einen Gang mit ihm verbunden war, Kapitelhaus oder wegen seiner oktogonalen Form auch „Glocke“ genannt. Es gehörte zum Domstift, wurde für Beratungen des Domkapitels genutzt und nach 1648 auch für Hofgerichtsverhandlungen. Der 1737 entstandene Neubau war ebenfalls achteckig. 1857 ging das Gebäude in den Besitz des Künstlervereins über. Nach einer Neugestaltung der Säle 1869 wurde hier 1877 auch die naturwissenschaftliche Sammlung untergebracht, die die Gesellschaft Museum an den Staat abgegeben hatte, bis sie 1890 an die Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrieausstellung ging.

Am 26. Januar 1915 wurde das Gebäude Opfer eines Großfeuers und seine Ruine 1925 abgetragen. Die neue Glocke, erbaut 1926 bis 1928 nach Entwurf des Bremer Architekten Walter Görig mit Konzertsälen und einem Restaurant, übernahm den Grundriss des alten Domstifts und erhielt an der Domsheide einen großen Treppengiebel. Bei der Einweihung erhielt das Gebäude den Namen „Die Glocke“.

Nach Beseitigung der Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg wurde die Glocke bis 1959 von den Besatzungstruppen für Klubräume genutzt. 1995/1997 erfolgte eine gründliche Sanierung.

Wegen ihrer hervorragenden Akustik hat die Glocke den Ruf eines erstklassigen Konzerthauses. Herbert von Karajan zählte die Glocke zu den drei besten Konzertsälen Europas.

Orgel

Schon vor 1894 war vermutlich eine Orgel im Haus der Künstlervereinigung vorhanden. In den Jahren 1893-94 baute die Orgelbaufirma Eberhard Friedrich Walcker aus Ludwigsburg als Opus 659 ein neues Werk mit 40 Registern auf drei Manualen und Pedal sowie mechanischen Kegelladen für den Glockensaal. Diese Orgel wurde am 26. Januar 1915 ein Raub der Flammen.

Im Konzertsaal der neuen Glocke errichtete Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) im Jahr 1928 einen Neubau. Sein Opus 1366 hat 76 Register, davon 3 Transmissionen, auf vier Manualen und Pedal und ist nach dem elektro-pneumatischen Taschenladen-System erbaut.

1983 führte die Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke eine Restaurierung durch, bei der neue Taschen eingebaut wurden, die elektrische Anlage erneuert und das elektrische Gebläse neu gebaut wurde. Der versenkbare Spieltisch (in der Mitte des Podiums) wurde vor die Orgel verlegt.

Im Jahre 1996 wurde mit Christian Scheffler (Sieversdorf) ein Pflegevertrag abgeschlossen. Scheffler führte 2005-08 eine Generalreparatur der Orgel durch.

Hinter den stummen Prospektpfeifen sind links das Hauptwerk und rechts das Pedalwerk aufgestellt. Nur Untersatz 32’, Prinzipal 16’ und Posaune 16’ stehen hinter dem Hauptwerk auf dem Fußboden. Das 2. und 3. Manual stehen oben links bzw. rechts (ohne Prospekt) mit je zwei Laden auf gleicher Ebene. Das 4. Manual steht ebenfalls rechts oben.

Disposition

I. Hauptwerk           C – a³

II. Schwellwerk      C – a³

III. Schwellwerk     C – a³

Principal                         16’

Principal                           8’

Viola di Gamba                 8’

Flûte harmonique             8’

Gedackt                           8’

Gemshorn                        8’

Octave                             4’

Rohrflöte                          4’

Dolce                                4’

Flachflöte                         2’

Rauschquinte 2fach    22/3

Cornett 1-5fach

Mixtur 5fach

Trompete                          8’

II/I

III/I

IV/I

UIII/I

OIII/I

Nachthorn                     16’

Principal                           8’

Rohrflöte                         8’

Quintatön                         8’

Salicional                         8’

Liebl. Gedackt                 8’

Praestant                         4’

Blockflöte                        4’

Schwiegel                       2’

Sesquialtera 2fach

Scharf 3-5fach

Cymbel 3fach

Rankett                          16’

Krummhorn                      8’

Singend Regal                 4’

Tremulant

III/II

UIII/II

OIII/II

Liebl. Gedackt                16’

Geigenprincipal                8’

Nachthorn                        8’

Concertflöte                     8’

Quintatön                         8’

Viola                                8’

Spitzflöte                         8’

Aeoline                            8’

Vox coelestis                  8’

Principal                           4’

Violine                              4’

Nachthorn                        4’

Zartquinte                    22/3

Flautino                            2’

Terz                             13/5

Septime                        11/7

Sifflöte                             1’

Cornett 3-4fach

Mixtur 6-7fach

Basson                          16’

Trompette harm.              8’

Oboe                                8’

Clairon                             4’

Tremulant

IV/III

 

 

 

 

IV. Echowerk          C – a³

Pedal                        C – f¹

Spielhilfen

Bordun                             8’

Dulciana                           8’

Unda maris                       8’

Principal                           4’

Quintatön                         4’

Vox humana                    8’

Tremulant

OIV

UIV

Untersatz                      32’

Principalbass                 16’

Subbass                        16’

Liebl. Gedackt               16’

Oktavbass                       8’

Violoncello                       8’

Bassflöte                         8’

Choralbass                      4’

Nachthorn                       4’

Nachthorn                       2’

Rauschpfeife 4fach

4 freie Kombinationen

Handregistrierung

Tutti

Tuttikoppel

3 freie Pedalumschalt. II-IV

Crescendo-Walze

Walze ab

Rohrwerk ab

16’ ab

Pedal ab

Pedalkoppeln ab

 

Mixtur 6fach

Sordun                          32’

Posaune                        16’

Rankett                          16’

Basstuba                         8’

Horn                                4’

Singend Cornett              2’

I/P

II/P

III/P

IV/P

Pedaloctavkoppel

 

Literatur

Uwe Pape und Winfried Topp, Orgeln und Orgelbauer in Bremen, Berlin ²1998, S. 138-141

(Bildquelle: www.die-orgelseite.de)

© Gabriel Isenberg, 2010