Osnabrück, St. Katharinen

[ehemaliger Standort]

Orgel von Paul Ott (Göttingen), 1961.


© Gabriel Isenberg, 13.12.2012
© Gabriel Isenberg, 13.12.2012

In der spätgotischen, im 14. Jahrhundert begonnenen Osnabrücker Katharinenkirche gab es bereits Mitte des 15. Jahrhunderts eine Orgel; sie ist erstmals 1448 urkundlich erwähnt, als Hermann von Lyntlo der Kirche eine Rente von 2 Mark zu einer Seelenmesse und zugunsten der Orgel vermachte. Ein Neu- oder wesentlicher Umbau erfolgte 1577, was aus einer Zahlung des Rats der Stadt in Höhe von 12 Talern „to behoiff des orgels to Sanct Catharinen kerken“ zu schließen ist.

1592 ließ sich Jürgen (Jorrien) Slegel, ein Mitglied der berühmten niederländischen Orgelbauerfamilie, in Osnabrück nieder. Von ihm ist 1599 eine erste Reparatur an der Katharinen-Orgel nachzuweisen. 1615 erweiterte er die Orgel, wofür ihm die Kirchengemeinde 50 Taler zahlte, um „ein neues Clavier zu hängen und ein Pedal darin zu leggen, das Rückpositiv reparieren und neue Pfeifen“.

1624 führte Jost Spiess aus Iburg eine Balgreparatur durch. Und 1641 ist eine Renovierung durch Hans Henrich Reinking aus Bielefeld belegt.

1689 erfolgte ein Orgelneubau mit Springladen durch Hinrich Klausing aus Herford; 1698 ist eine Reparatur durch ihn dort belegt. An der Klausing-Orgel erfolgten im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrere Veränderungen, so führte der Arp-Schnitger-Schüler Christian Vater aus Hannover 1709 und 1719 Reparatur- und Erweiterungsarbeiten durch; eine weitere größere Reparatur erfolgte 1755. 1768 nahm Johann Adam Berner Dispositionsänderungen vor. 1796 ist der schlechte Zustand des Instruments mit 32 Registern auf drei Manualen (HW, RP, BW) und Pedal belegt, in den Manualen mit Schleiflanden, im Pedal Springlade. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein konnte man sich nicht zu einer umfassenden Instandsetzung durchringen, so dass die Orgel immer nur behelfsmäßig repariert wurde. Schließlich konnte der Orgelbauer Friedrich Wilhelm Haupt aus Damme einen größeren Umbau durchführen, der im März 1842 abgeschlossen war.

1855 erfolgte ein weiterer Umbau durch die Fa. Gebr. Rohlfing in Osnabrück, die Orgel hatte inzwischen 35 Register. Bei einem erneuten Umbau 1872 wurde in die Orgel in den Turm versetzt, hatte jetzt 40 Register und wurde mit einem neuen, neugotischen Prospekt versehen. Weitere Veränderungen erfolgten 1888.

1904/05 bauten die Gebr. Rohlfing eine neue Orgel, die nun über 62 Register auf pneumatischen Kegelladen verfügte; 18 Register aus der alten Orgel wurden dabei wiederverwendet. Das große Instrument fiel einem Bombenangriff im März 1945 zum Opfer. Nach dem Krieg konnte 1950 zunächst nur eine kleine Leihorgel aufgestellt werden (Fa. Rohlfing, II+P/14, pneum.), die ohne Gehäuse und leicht modifiziert durch Paul Ott (Göttingen) in die Katharinenkirche übertragen wurde.

1961 baute die Fa. Paul Ott schließlich eine neue, große Orgel; am 29. April 1962 fand die Einweihung statt. Die 42 Register verteilten sich auf Hauptwerk, Oberwerk, Brustwerk und Pedal und standen auf mechanischen Schleifladen. Das zweigeteilte Gehäuse umfasste auf architektonisch sehr gelungene Weise das große Westfenster, wobei die weit ausladenden Horizontaltrompeten ein markantes Gestaltungsmerkmal darstellten. Allerdings war der zur Verfügung stehende Raum so gering, dass das Innere der Orgel sehr eng konzipiert werden musste.

1983/84 erfolgte eine Neuintonation durch die Orgelbaufirma Alfred Führer in Wilhelmshaven, 1993 führte die gleiche Firma eine Generalüberholung durch. Die beengte Aufstellung und – nicht zuletzt auch für die Bauzeit typische – konzeptionelle Schwächen führten nach der Jahrtausendwende zu dem Entschluss, die Ott-Orgel durch einen Orgelneubau zu ersetzen.

Im April 2023 fand die Einweihung der neuen » „Friedensorgel“ der Fa. Metzler Orgelbau (Dietikon) statt. Die Ott-Orgel wurde im Januar 2022 abgebaut und in die ehem. ev. Kirche in Kėdainiai/Litauen übertragen.

Im rechten Gehäuseteil der Ott-Orgel befanden sich die Spielanlage sowie die drei übereinander positionierten Manualwerke (das Brustwerk mit Türen verschließbar), während das Pedalwerk im linken Gehäuseteil aufgestellt war. Die beiden Hauptwerkstrompeten (16' und 8') ragten auf der rechten Seite und die Pedalzungen (16' und 8') auf der linken Seite als Horizontalregister auf mittlerer Höhe des Gehäuses in den Raum hinein.

I. OBERWERK | C–g³

Rohrflöte 8'

Dolkan 8'

Praestant 4'

Koppelflöte 4'

Trichterflöte 4'

Nasat 2 2/3'

Waldflöte 2'

Terz 1 3/5'

Septime 1 1/7'

Sifflöte 1'

Mixtur 4-5f.

Rankett 16'

Krummhorn 8'

Tremulant Oberwerk

II. HAUPTWERK | C–g³

Quintade 16'

Prinzipal 8'

Spillflöte 8'

Oktave 4'

Nachthorn 4'

Prinz.quinte 2 2/3'

Octave 2'

Mixtur 5-6f.

Terzzimbel 3f.

Trompete 16'

Trompete 8'

Koppel I–II

Koppel III–II

III. BRUSTWERK | C–g³

Gedackt 8'

Blockflöte 4'

Oktave 2'

Quinte 1 1/3'

Scharff 3-4f.

Vox humana 8'

Regal 4'

Tremulant Brustwerk

PEDAL | C–f¹

Prinzipal 16'

Subbass 16'

Oktave 8'

Gedackt 8'

Oktave 4'

Tenorflöte 4'

Nachthorn 2'

Mixtur 4-6f.

Posaune 16'

Trompete 8'

Schalmey 4'

Koppel I–P

Koppel II–P


Mechanische Schleiflade.

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D-49074 Osnabrück | An der Katharinenkirche


Quellen und Literatur: Franz Bösken, Musikgeschichte der Stadt Osnabrück, Regensburg 1937, S. 158–162 ⋄ kirchengemeindelexikon.de [13.04.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 453 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 13.12.2012 im Rahmen einer Konzertvorbereitung gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 13.04.2023.