Freiburg, Adelhauser Kirche

Orgel von M. Welte & Söhne (Freiburg), 1930, im Gehäuse der Orgel von Johann Georg Fischer (Freiburg), 1744/46.


© Gabriel Isenberg, 01.06.2023
© Gabriel Isenberg, 01.06.2023

Die Adelhauser Kirche Mariä Verkündigung und St. Katharina ist Teil des ab 1687 gebauten Adelhauser Neuklosters. Nachdem in den ersten Jahren mehrfach der Einsturz des Gewölbes drohte, fanden Arbeiten zur Stabilisierung statt – über die folgenen Jahrzehnte hinweg wurde die Kirche nach und nach ausgestattet. Zur Ausstattung gehörte auch die am 25. November 1732 eingeweihte Orgel, die der Dominikaner-Bruder Valentin Zinter erbaut hatte. Sie war wohl nicht von guter Qualität; es hieß: „Sie ist nit gar wohl gerathen, Gott geb Gnadt.“

1744 wurde das Kloster bei der Belagerung durch französische Truppen im Österreichischen Erbfolgekrieg beschädigt. Auch die Orgel fiel dem Kugelhagel zum Opfer, so dass sie 1744–46 durch ein neues Werk des Freiburger Orgelbauers Johann Georg Fischer ersetzt wurde. Das Gehäuse schuf der Bildhauer Franz Xaver Anton Hauser; das rückseitig angebrachte Gemälde der Heiligen Cäcilia für den Nonnenchor stammt von dem Maler Johann Pfunner und war von der Priorin Maria Caecilia Tschortschin beauftragt worden. Reparaturen der 12 Register umfassenden Orgel erfolgten 1756 durch Johann Baptist Hug (Freiburg) und 1825 durch Blasius Schaxel (Herbolzheim). Joseph Merklin (Freiburg) führte 1840 einen Umbau durch, bei dem die Disposition geändert, der Tonumfang erweitert und die Balganlage erneuert wurde.

Im Rahmen einer umfassenden Kirchenrenovierung in den Jahren 1929 bis 1931 erfolgte 1930 auch der Bau einer neuen Orgel durch die Fa. M. Welte & Söhne aus Freiburg. Die Orgel war eine der ersten sog. „Reformorgeln“ der Fa. Welte, bei denen man im Geiste der „Elsässischen Orgelreform“ die Disposition um Obertonregister aufzuhellen versuchte – im Fall der Orgel in der Adelhauser Kirche sind hier besonders die Bachflöte 2' und die beiden Aliquotstimmen im Schwellwerk zu nennen. Das Gehäuse der Barockorgel wurde durch Welte wiederverwendet, allerdings deutlich in der Tiefe erweitert und im hinteren Bereich nach oben hin mit einem großen Schwellkasten versehen. Der auf der linken Seite der Empore frei stehende Spieltisch ist pneumatisch mit den Taschenladen verbunden.

Zu Beginn der 1960er-Jahre veränderte die Fa. Gebr. Späth (Ennetach/Freiburg) die Disposition durch Rückung einiger Pfeifenreihen: Die Gamba 8' wurde zum 4' umgearbeitet, Dolce 8' wurde für eine Rauschquinte verwendet, und im Schwellwerk wurden Gemshorn, Traversflöte und Blockflöte jeweils um eine Oktave nach oben gerückt (die Registerbezeichnungen am Spieltisch blieben unverändert).

1996 erfolgten Instandsetzungsarbeiten durch die Fa. Freiburger Orgelbau (March-Hugstetten), bei der auf Wunsch des Organisten u. a. die Stimmtonhöhe von 435 auf 440 Hz verändert wurde, was auch einen starken Eingriff in das Pfeifenwerk bedeutete. Weitere Reparaturarbeiten folgten durch die gleiche Werkstatt 2004.

Die Fa. Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer führte 2017 eine umfassende Restaurierung und Rückführung auf den Originalzustand durch, womit die Orgel der Adelhauser Kirche heute die älteste und eine der am besten erhaltenen Welte-Reformorgeln ist. In den runden, grundtönigen Klang der Register in 8'- und 4'-Lage fügen sich die „Reform-Register“ des Schwellwerks nahtlos ein. Durch die Sub- und teilweise ausgebauten Superoktavkoppel ergibt sich ein vielseitiges, sehr stimmiges Klangbild. Die Registerwippen sind im Spieltisch in der Reihenfolge der dynamischen Progression angeordnet. Als Spielhilfen sind zwei freie Kombinationen, Tutti und ein Registercrescendo vorhanden. Der Winddruck liegt bei 115 mmWS (Manuale) bzw. 140 mmWS (Pedal).

I. HAUPTWERK | C–a³

Dolce 8'

Harmonieflöte 8'

Gamba 8'

Principal 8'
Octav 4'

Manual I Sup. [bis a⁴)
Manual II–I

Manual II–I Sub

Manual II–I Sup. [bis c⁴, 8' und 4' bis a⁴]

II. SCHWELLWERK | C–a³

Vox coelestis 8' [ab c°]

Aeoline 8'

Liebl. Gedeckt 8'

Gemshorn 8'
Traversflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Bachflöte 2'
Terz 1 3/5' [rep. bei a³]

PEDAL | C–f¹
Still Gedeckt 16' [WA]

Subbass 16'
Cello 8'
Koppel II–P
Koppel I–P


Zwei freie Combinationen, Tutti, Handregister ab, Auslöser, Walze.

Pneumatische Taschenlade.

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D-79098 Freiburg i. Br. | Adelhauser Straße 33


Quellen und Literatur: Hermann Schmid, Aus dem Leben der Freiburger Dominikanerinnen im 18. und 19 Jahrhundert. Von den Ordensstatuten zum Staatsregulativ, in: Freiburger Diözesan-Archiv, Bd. 107 (1987), S. 77–153, hier S. 87 ⋄ Michael G. Kaufmann, Die Welte-Orgel in der Adelhauserkirche Freiburg, in: Ars Organi 65 (2/2017), S. 115–120 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 634 | Diese Orgel habe ich am 01.06.2023 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 07.06.2023.