Waldkirch, Stadtkapelle Unserer Lieben Frau

Orgel von Anton Kiene (Waldkirch), 1894.


© Gabriel Isenberg, 31.05.2023
© Gabriel Isenberg, 31.05.2023

Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Stadtkapelle Unserer Lieben Frau ist das älteste Gebäude in Waldkirch; ihr Bau inmitten des Ortes erfolgte seinerzeit, da die Pfarrkirche damals außerhalb der Stadtmauern lag.

Nachdem ein Orgel-Neubauprojekt der in Waldkirch ansässigen Gebr. Martin von 1832 nicht zur Ausführung gelangt und auch der Ankauf einer Orgel von dem Orgelbauer Ignaz Blasius Bruder nicht zustandegekommen war, lieferte der Freiburger Orgelbauer Franz Joseph Merklin 1844/45 für rund 500 Gulden die erste Orgel für die Stadtkapelle. Reparaturen sind 1855 durch Merklin und 1860 durch Eduard Stadtmüller (Hugstetten) zu verzeichnen.

1894 baute Anton Kiene, seit 1887 in Waldkirch ansässig, eine neue Orgel, die bis heute erhalten ist. Sein Opus 20 hat sechs Register und mechanische Kegellade.

1917 mussten die Prospektpfeifen zu Kriegszwecken abgeliefert werden. Im Rahmen der Kapellenrenovierung und -erweiterung 1929/31 erfolgte 1930/31 ein Umbau der Orgel durch Rudolf Kiene. Dabei wurde das Gehäuse schlicht weiß gefasst; die auf dem Orgeldach aufgestellte Balganlage wurde durch eine hoch aufragende Wand von Pfeifenattrappen verdeckt. 1986 nahm der Urenkel des Erbauers, Wolfram Stützle, der soeben die Werkstatt der Orgelbauerfamilie Kiene in Waldkirch übernommen hatte, eine Instandsetzung der schon seit längerem unspielbaren Orgel vor.

Eine umfassende Restaurierung und Rückführung auf den Ursprungszustand erfolgte durch Wolfram Stützle 2010 im Anschluss an die Restaurierung der Kapelle. Die Balganlage wurde hinter die Orgel gesetzt und das gesamte Instrument auf ein Podest gestellt, so dass es nun erhöht über die Emporenbrüstung ragt.

Mit ihren nur sechs Registern verfügt die Orgel dennoch über einen vielseitigen und tragfähigen Klang, die Mechanik arbeitet präzise und relativ geräuschlos. Der Spieltisch ist frei vor der Orgel aufgestellt, so dass der Organist in den Kirchenraum blickt. Pedalkoppel und Tutti sind über Hakentritte rechts oberhalb der Pedalklaviatur zu bedienen.

MANUAL | C–f³

Principal 8'

Gamba 8'

Gedeckt 8'

Dolce 8'

Octav 4'

PEDAL | C–c¹

Subbass 16'

Ped. Coplung


Tutti als Tritt.

Mechanische Kegellade.

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

D-79183 Waldkirch | Turmstraße 1


Quellen und Literatur: Bernd Sulzmann, Die Orgelbauerfamilie Martin in Waldkirch im Breisgau, Wiesbaden 1975, S. 202 ⋄ Hermann Rambach, Waldkirch und das Elztal, Bd. 2, Waldkirch 1991, S. 147 ⋄ Ulrich Reinhardt, Waldkircher Kirchenorgeln – eine Zeitreise, in: Waldkirch klingt gut. Branchen und Informatives (hrsg. von der Waldkircher Orgelstiftung), Waldkirch 2020, S. 149–153 ⋄ orgbase.nl [06.06.2023] ⋄ Plakette am Gehäuse ⋄ Orgelbau Wolfram Stützle ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 632 | Diese Orgel habe ich am 31.05.2023 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 06.06.2023.