Rheinhausen-Bergheim, ev. Friedenskirche

Orgel von Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer), 1995.


Bildquelle: Subbass1, 05.11.2020 / commons.wikimedia.org
Bildquelle: Subbass1, 05.11.2020 / commons.wikimedia.org

Die 1929 eingeweihte Friedenskirche in Rheinhausen-Bergheim (für die Bezirke Oestrum, Bergheim und Trompet) ist ein moderner, schlichter Bau mit klaren Formen. Die erste Orgel – 1929 von der Fa. Paul Faust (Schwelm) mit 34 Registern erbaut – fand in einer Turmkammer Aufstellung, die nur durch seitliche Schallöffnungen in den Kirchenraum sprach; der Spieltisch stand auf der rückseitigen Empore. Der Standort war ungünstig, der Turmraum feucht, und die elektrischen Trakturen störanfällig, so dass die Orgel schnell Probleme machte. 1956 erfolgte ein Umbau durch die Fa. Willi Peter (Köln), 1961 wurde der Spieltisch auf die Seitenempore verlegt. Bereits Ende der 1970er-Jahre bescheinigten verschiedene Gutachten das baldige Ende des Instruments. Doch es sollte noch fast 20 Jahre dauern, bis eine neue Orgellösung gefunden werden konnte.

Es entstand ein architektonisch besonderes Instrument, das seinen Platz vorne rechts im Altarraum fand: Stahl und klares Glas – diese außergewöhnlichen Orgelmaterialien sind die Würdigung an eine Gegend, die von der Stahlindustrie geprägt war. 1995 wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer) nach Plänen des Architekten Ralf Schweitzer (Bonn) erbaut. Von einem großen Stahlgerüst, das auf vier Eckpfeilern ruht, werden Haupt- und Pedalwerk und das darunter liegende Schwellwerk getragen. Das Innenleben der Orgel ist von allen Seiten sichtbar, da das Stahlgerüst seitlich lediglich durch getönte Glasscheiben abgedeckt ist. Auch die übrigen Elemente, die außer der Orgel im Altarrarum stehen – Altar, Ambo etc. – sind in gleicher Weise gestaltet.

Dass sich dieses Material-Experiment hinsichtlich der Klangentfaltung nicht negativ ausgewirkt hat, beweist die klanglich überzeugende Qualität der Orgel. Die Disposition mit ihren 19 Registern ist nicht außergewöhnlich, wobei auf eine gemischte Stimme als Klangkrone im Schwellwerk verzichtet wurde. Aus Platzgründen musste die Pedalposaune mit halber Becherlänge gebaut werden. Die Intonation ist weich und verschmälzungsfähig, so dass sich ein schöner, runder Gesamtklang ergibt.

Der Spieltisch ist in die Front der Orgel eingebaut. Über dem zweiten Manual sind in einer Reihe die Registerzüge angeordnet; durch ihr nahes Beieinanderliegen lassen sie sich leicht vom Spieler bedienen.

I. HAUPTWERK | C–g³
Principal 8'
Gedackt 8'
Octave 4'
Spitzflöte 4'
Superoctave 2'
Mixtur 4f. 1 1/3'
Trompete 8'
Koppel II–I

II. SCHWELLWERK | C–g³
Rohrflöte 8'
Principal 4'
Traversflöte 4'
Schwiegel 2'
Sesquialter 2f. 2 2/3' 1 3/5'
Quinte 1 1/3'
Cromorne 8'
Tremulant

PEDAL | C–f¹
Subbaß 16'
Principal 8'
Pommer 8'
Choralbaß 4'
Posaune 16'
Koppel I–P
Koppel II–P


Mechanische Schleiflade.

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Quellen und Literatur: Werkliste Orgelbau Paul Faust (Schwelm) ⋄ Einweihungsfestschrift 1995 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 62 | Diese Orgel habe ich am 09.08.1999 im Rahmen meiner ersten „Ruhrgebiets-Orgeltour“ gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 09.03.2023.