Grevenbrück, St. Nikolaus

Orgel von Franz Eggert (Paderborn), 1892, umgebaut 1972/73 durch Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck).


© Gabriel Isenberg, 31.01.2014
© Gabriel Isenberg, 31.01.2014

Für die alte Kirche in Förde (heute Grevenbrück) erwarb Pfarrer Franz Loyal 1804 die Orgel aus dem aufgehobenen Kloster Ewig bei Attendorn. Offenbar hatte diese Orgel nicht lange Bestand oder war gar nicht erst in Förde aufgestellt worden, denn 1824 heißt es, dass in der Kirche keine Orgel vorhanden sei. 1842 gab es eine Orgel, über die ein Rechtsstreit mit dem Orgelbauer Eberhard Kraft (Poppelsdorf) geführt wurde – der Orgelbauer solle die Orgel wieder zurücknehmen. 1870 stellte Adolph Rieschick (Hückeswagen) eine gebrauchte Orgel in Förde auf.

Für die 1887 nach Entwürfen des Architekten Fischer aus Barmen fertiggestellte neugotische St.-Nikolaus-Pfarrkirche baute die Paderborner Orgelbauwerkstatt Franz Eggert 1892 eine große Orgel mit 29 Registern auf zwei Manualen und Pedal bei pneumatischen Kegelladen. Das große doppelfaltige Magazingebläse wurde mit einem Schwungrad betrieben.

Reparaturen und Überholungen erfolgten 1928/29 durch Ernst Tennstädt (Lippstadt) und 1956 durch Gebr. Stockmann (Werl). In den 1960er Jahren baute der Grevenbrücker Organist Heribert Humpert in Eigeninitiative ein drittes Manualwerk als Rückpositiv in die Emporenbrüstung ein. 1972/73 erfolgte schließlich ein technischer Neubau auf elektrisch angesteuerten Schleifladen durch die Fa. Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck), bei dem ein Großteil des historischen Pfeifenwerks von 1892 (ca. 17 Register) und das neugotische Gehäuse wiederverwendet wurden; die Rückpositiv-Lade wurde für ein Schwellwerk in der Turmkammer wiederverwendet.

Technische Probleme wurden in den 1990er Jahren immer gravierender und führten schließlich zur Stilllegung des Instruments. Ende der 1990er Jahre angestellte Bemühungen um eine Wiederherstellung der Orgel in Orientierung am ursprünglichen Konzept der Eggert-Orgel von 1892 scheiterten schließlich aus Gründen der Finanzierung. Seitdem wird ein Elektronium zur Begleitung des Gesangs genutzt. Das Material der Pfeifenorgel ist jedoch weitgehend erhalten; das Rückpositiv steht als stumme Pfeifenattrappe in der Emporenbrüstung.

Original-Disposition (Eggert 1892)

I. MANUAL | C–f³

Bordun 16'

Principal 8'

Gedeckt 8'

Hohlflöte 8'

Gamba 8'

Dolce 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Octave 2'

Mixtur 3–4f. 2 2/3'

Cornett 2–4f.

Trompete 8'

Manualkoppel

II. MANUAL | C–f³

Liebl. Gedeckt 8'

Geigenprincipal 8'

Salicional 8'

Aeoline 8'

Traversflöte 8'

Rohrflöte 8'

Gemshorn 4'

Flûte harmonique 4'

Flautino 2'

Sesquialter 2f.

PEDAL | C–d¹

Violon 16'

Subbass 16'

Octavbass 8'

Cello 8'

Octave 4'

Posaune 16'

Trompete 8'

Pedalkoppel


Kollektivtritte: Tutti, Mezzoforte, Nulltritt; Calcant.

Pneumatische Kegellade.

Aktuelle Disposition (Kemper 1972/73)

I. HAUPTWERK | C–g³
Prinzipal 8'
Flöte 8'
Oktave 4'
Rohrgedackt 4'
Quinte 2 2/3'
Oktave 2'
Mixtur 3-4f. 1 1/3'
Trompete 8'
Koppel III–I
Koppel II–I

II. OBERWERK | C–g³
Rohrflöte 8'
Flöte 4'
Gemshorn 4'
Prinzipal 2'
Quinte 1 1/3'
Sesquialter 2f.
Scharff 3f. 1'
Oboe 8'
Tremulant
Koppel III–II

III. SCHWELLWERK | C–g³
Gedackt 8'
Rohrflöte 4'
Prinzipal 2'
Nasat 1 1/3'
Zimbel 2f. 1/2'
Rankett 16'
Krummhorn 8'
Tremulant

PEDAL | C–f¹
Subbass 16'
Oktavbass 8'
Oktave 4'
Nachthorn 2'
Rauschpfeife 4f. 2 2/3'
Posaune 16'
Trompete 8'
Koppel III–P
Koppel II–P
Koppel I–P


Drei freie Kombinationen, Tutti, Pleno, Zungen-Einzel- und -Gesamtabsteller.
Es gab einen zusätzlichen kleinen elektrischen Spieltisch im Chorraum.

Elektrische Schleiflade.

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D-57368 Lennestadt-Grevenbrück | Förder Platz


Quellen und Literatur: Zeitschrift für Instrumentenbau 13 (1893), S. 681 ⋄ Orgelakten im Kath. Pfarrarchiv Grevenbrück, darin auch ein Gutachten von Hermann J. Busch vom 30.08.1999 ⋄ Franz-Josef Kleine, Orgeln der Pfarrei St. Nikolaus Förde-Grevenbrück, in: Arnold M. Klein (Hrsg.), 300 Jahre Pfarrei St. Nikolaus Förde-Grevenbrück, Lennestadt 1983, S. 186–189 ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel, Phil. Diss., Dresden 2017, S. 113–115 ⋄ Eigener Befund.

 

Diese Orgel habe ich am 31.01.2014 besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 06.07.2023.