Niederwenigern, St. Mauritius

Orgel von Georg Stahlhuth (Aachen), 1913, im Gehäuse der Orgel von Heinrich Küper (Linden/Ruhr), 1878.


© Gabriel Isenberg, 03.06.2016
© Gabriel Isenberg, 03.06.2016

Der romanische Turm ist der älteste Teil der heutigen Kirche, er stammt aus dem 12. Jahrhundert. Da die alte romanische Kirche zu klein war, musste ein neues Kirchenschiff gebaut werden, dessen Grundstein im Jahr 1858 gelegt wurde. Der renommierte Architekt Friedrich Freiherr von Schmidt (Köln) entwarf den neugotischen Bau, der am 4. Juli 1861 eingeweiht werden konnte. Die für eine Dorfgemeinde außergewöhnliche Größe trug der Mauritiuskirche im Volksmund die Bezeichnung „Dom“ bei.

In der romanischen Vorgängerkirche ist bereits Mitte des 18. Jahrhunderts eine Orgel nachgewiesen. Für die neugotische Kirche baute der 1840 in Niederwenigern geborene Heinrich Küper, inzwischen in Linden a. d. Ruhr ansässig, 1878 ein laut Pfarrchronik „ziemlich monumentales Werk“ für seine Heimatkirche. Die Kosten für den Orgelbau betrugen 12.000 Mark. Von dieser Orgel sind bis heute das Gehäuse und fünf Register erhalten.

Die heute bestehende Orgel baute die Fa. Georg Stahlhuth (seit etlichen Jahren im Besitz von Eduard Stahlhuth) im Jahr 1913. 1958 und 1974 erfolgten Dispositionsänderungen im Zeitgeschmack durch den in Hattingen ansässigen Orgelbauer Alfred Raupach. Bei der Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Gebr. Stockmann (Werl) wurde das Instrument 1999/2000 auf den Originialzustand zurückgeführt und ist somit heute ein herausragendes Beispiel des hochromantischen Orgelbaus im Ruhrgebiet. Die Restaurierungsarbeiten wurden unter Sachberatung von Prof. Dr. Winfried Schlepphorst (Osnabrück) durchgeführt, für die Intonation war Rainer Ebben verantwortlich.

Das Gehäuse ist offen; hinter dem Zinnpfeifenprospekt stehen die drei Teilwerke auf gleicher Höhe. Der Spieltisch ist mit Blickrichtung zum Altar vor der Orgel aufgestellt. Darin befinden sich die Registerschalter in einer Reihe über den Manualen (von links nach rechts: Pianopedal, 2. Manual, 1. Manual, Pedal). Zum Einschalten werden die Registerschalter nach unten gedrückt und rasten ein; durch schwarze Plättchen über den Schaltern werden die Register ausgeschaltet (die Schalter rasten aus). Unter den Schaltern befindet sich jeweils ein schwarzer Schieber für die Freie Combination. Direkt über dem zweiten Manual sind die Schalter für die neun festen Kombinationen, für „Freie Combinat.“ und „Register“ sowie der Auslöser-Knopf angebracht. Zwei große schwarze Knöpfe in den linken Klaviaturbacken dienen der Umschaltung zum Pianopedal. Links neben den Manualen sind die Abstellerschalter, rechts die Manualkoppelschalter für Walze und feste Kombinationen untergebracht (die Pedalkoppeln sind in Walze und Komb. integriert). Zur Fußbetätigung sind ein Hakentritt „Coppel Pedal Octav“, der Kippschwelltritt für das zweite Manual und die Crescendo-Walze vorhanden.

I. MANUAL | C–g³
Bordun 16'
Principal 8'
Harmonieflöte 8'
Gedact 8'
Fugara 8'
Quintatön 8'
Salicional 8'
Octav 4'
Gedactflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Octav 2'
Mixtur [3–4f. 2']
Cornett [3f. 2 2/3' ab gº]
Trompete 8'
Koppel II–I
Koppel II–I Octav

II. MANUAL | C–g³
Lieblich Gedact 16'
Principal 8'
Traversflöte 8'
Lieblich Gedact 8'
Gambe 8'
Vox coelestis 8'
Aeoline 8'
Unda maris [8']
Geigenoctav 4'
Traversflöte 4'
Piccolo 2'
Sesquialter [2f. 2 2/3']
Oboe 8'
Koppel II Octav

PEDAL | C–f¹
Principalbass 16'
Subbass 16'
Lieblich Gedact 16' [Transm.]
Octavbass 8'
Floete 8' [Transm.]
Choralbass 4'
Posaune 16'
Trompete 8'
Koppel II–P
Koppel I–P

Koppel Pedal Octav


PIANOPEDAL: Subbass 16', Lieblich Gedackt 16', Octavbass 8', Floete 8', Choralbass 4', Koppel II–P, Koppel I–P.

Freie Combination, Neun Feste Combinationen (1. bis 9.), Auslöser, Walze, Absteller (Cornett, 16', Zungen), Manualcoppeln für Walze und feste Combinationen.

Pneumatische Kegellade.

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D-45529 Hattingen - Niederwenigern, Mauritiusweg


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel u. a. 1965, S. 42 ⋄ Informationsblatt der Fa. Gebr. Stockmann Werl ⋄ Michael G. Kaufmann, Frischer Wind für alte Pfeifen. Was uns historische Orgeln noch heute alles mitteilen können (Vortragsmanuskript) ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel, Phil. Diss., Dresden 2017, S. 394 f. ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 147 | Diese Orgel habe ich am 22.09.2001 zum ersten Mal gespielt; im Rahmen eines Konzerts im Juni 2016 entstanden auch die oben verlinkten YouTube-Tonaufnahmen.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 15.02.2023.