Fritzendorf (Limerče), Kapelle St. Chrysanthus

Orgel von Elias Protzer (Villach), 1764/67.


© Gabriel Isenberg, 28.07.2000
© Gabriel Isenberg, 28.07.2000

Am südlichen Ortsrand von Fritzendorf, direkt an der Hauptstraße von Hermagor nach Egg liegt die Kapelle St. Chrysanthus. 1784 wurde das Gotteshaus erstmals urkundlich erwähnt. Der Kapellenbau ist verhältnismäßig groß und in neugotischen Bauformen gestaltet.

Die Fritzendorfer Kapelle besitzt eine kleine Orgel, die in einigen Teilen bis auf das Jahr 1764 zurück datierbar ist. Mehrere Eintragungen finden sich auf der großen, hölzernen D-Pfeife des Registers „Kuppel“ in der hinteren linken Ecke des Gehäuses, wobei die Bleistifteintragungen zumeist sehr schlecht zu entziffern sind.

Als frühestes Datum ist dort der 20. Juni 1764 angegeben. Andere Quellen geben an, dass die Orgel 1767 von dem Villacher Orgelbauer Elias Protzer erbaut worden sei. Die Zuweisung zu Protzer ist unzweifelhaft, das genaue Baujahr muss offen bleiben. Zweimal ist die Jahreszahl 1811 zu erkennen, als offenbar ein Lehrer die Orgel umgebaut hat, möglicherweise Jakob Ladstätter (auf der D-Pfeife ist auch der Name „Jacob“ zu entziffern). In ihrer heutigen Form geht sie auf einen Umbau von Josef Grafenauer im Mai 1884 zurück, was ebenfalls als Bleistift-Inschrift auf der D-Pfeife vermerkt ist. Vermutlich ist die Balganlage im Untergehäuse auf Grafenauer zurückzuführen – laut Eintrag in den Militaria-Akten ein „nach französischer Art ausgeführtes Faltengebläse“. Der Sohn des Orgelbauers, Michael Grafenauer, war, nach einer Eintragung im Spieltischdeckel zu schließen, in Fritzendorf vermutlich Organist. Wegen ihres historischen Werts mussten im Krieg keine Pfeifen abgeliefert werden.

Der untere Teil der Orgel ragt etwa 20 cm aus der Emporenbrüstung hervor. In ihm sind die zwei Bälge untergebracht, von denen nur noch einer bedient werden kann. Im oberen Gehäuseteil steht das Pfeifenwerk, von dem allerdings nur etwa die Hälfte noch vorhanden ist. Die beiden Schleierbretter sind geschnitzt, die reiche Bekrönung der Orgel ist vergoldet. Mit zwei Flügeltüren ist die Orgel zu verschließen, auf denen außen Engel Gabriel und Maria und innen König David und die Heilige Cäcilia abgebildet sind. Aufgrund des desolaten Zustands des Orgelinneren sind die Türen in der Regel geschlossen. Durch ein Guckloch hat der Organist die Möglichkeit, von der rückseitigen Spielanlage aus das Geschehen im Altarraum zu verfolgen.

Der Zustand der Orgel ist ruinös: Zwei Register sind so gut wie gar nicht mehr vorhanden, Abstrakten sind gerissen, die Tasten lassen sich nicht mehr richtig auf die Stecher der Traktur setzen, Ventile schließen nicht mehr, durch den Ausfall eines Balgs ist nur noch eine Spielzeit von etwa 10 Sekunden am Stück möglich, das verbliebene Pfeifenwerk ist teils stark verbeult, verstaubt und verstimmt etc. Laut Aussage einiger Anwohner war die Orgel bis in die 1970er-Jahre noch richtig spielfähig; vermutlich hat das Erdbeben von 1976 der Orgel stark zugesetzt.

Links und rechts neben dem Manual sind die Metallhebel für die Register eingelassen. Das Manual muss nach kurzem Spielen wieder in die Ursprungsposition zurückgeschoben werden, aus der es sich durch Bewegung der Tasten herausbewegt. Aufgrund des hohen Niveaus des Manuals ist für die Füße ein Schemel an das Gehäuse gebaut.

MANUAL | C/E–c³

Kuppel [8']

Flauten [4']

Principal [4' - fehlt]

Octav [2' - war Mixtur?]

Quinte [1 1/2' - fehlt]

Mechanische Schleiflade.

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A-9624 Egg bei Hermagor, Fritzendorf


Quellen und Literatur: Archiv der Diözese Gurk zu Klagenfurt, Militaria, Kt. 5, Orgelbeschreibungen 1917, Nr. 197a Fritzendorf ⋄ Bernhard Trebuch, Check-List der Orgeln des Bezirkes Hermagor (Kärnten), Wien 1987, S. 4 ⋄ Eigener Befund und Auskunft einiger Anwohner.

 

Nr. 97 | Diese Orgel habe ich am 28.07.2000 (so gut es ging) gespielt und dabei auch einige Tonaufnahmen gemacht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 09.03.2023.