Karlsruhe, St. Stephan

Orgel von Johannes Klais Orgelbau (Bonn), 1959; mehrfach umgebaut, neu konzipiert und erweitert 2012.


© Gabriel Isenberg, 02.06.2023
© Gabriel Isenberg, 02.06.2023

Die katholische Hauptkirche St. Stephan in Karlsruhe wurde in den Jahren 1808 bis 1814 nach Vorgaben von Großherzog Karl Friedrich von Baden und den Plänen des Architekten Friedrich Weinbrenner erbaut. Vorbild war das römische Pantheon als klassizistischer Saalbau. Die im Zweiten Weltkrieg 1944 zum Teil zerstörte Kirche wurde in den Jahren 1951 bis 1955 in moderneren Formen wiederaufgebaut. Im Zuge der Innenrenovierung 2011 rückte man die Altarinsel in die Mitte des Kirchenraums.

Die erste Orgel in St. Stephan stammte aus der im Zuge der Säkularisation aufgegebenen Abtei St. Blasien im Schwarzwald und war 1772–75 von Johann Andreas Silbermann erbaut worden. Die Orgel mit ihren 47 Registern war seinerzeit weit über die Grenzen des Oberrheins hinaus als herausragendes Instrument bekannt. Der Orgelbauer Johann Ferdinand Balthasar Stieffell in Rastatt übernahm 1808 den Abbau in St. Blasien und schließlich 1813 den Wiederaufbau in Karlsruhe. Bei der Aufstellung in Karlsruhe nahm Stieffell einige Änderungen vor, unter anderem wurde das oberste Stockwerk des hoch aufragenden Gehäuses entfernt. Einen weiteren Umbau führte Eberhard Friedrich Walcker (Ludwigsburg) 1860/62 aus. 1882 versetzte er die Orgel von der Empore im Chorraum hinter dem Altar auf die gegenüberliegende Empore über dem Hauptportal; dabei hatte das Instrument auch eine pneumatische Traktur mit Barkerhebeln erhalten. Schließlich wurde die mehrfach veränderte Silbermann-Orgel bei einem Bombenangriff auf Karlsruhe in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1944 zerstört.

In der nach dem Krieg wiederhergestellten Kirche baute die Orgelbaufirma Johannes Klais aus Bonn 1959 eine neue Orgel mit 48 Registern (+ 1 Transmission). 1973/75 erfolgte eine erste Umdisponierung und Erweiterung durch die Fa. Klais, nach der die Orgel 55 Register (+ 1 Tr.) zählte. Während die Orgel im Kern auf mechanisch angespielten Schleifladen stand, kamen die weiteren Register (vor allem im Oberwerk) auf elektrischen Zusatzladen hinzu. Erneute Erweiterungsarbeiten folgten in den Jahren 1981/82 und 1988 – jetzt auf 61 (+ 1) Register, wobei Klais auc einen Großteil der Traktur neu anfertigte. Bei allen Erweiterterungen wurde auch immer eine Annährung an die Stilistik der ehemalige Silbermann-Orgel aus St. Blasien als Wunsch geäußert. Im Jahr 2000 folgte schließlich der Einbau einer modernen elektronischen Setzeranlage.

Im Zuge der Renovierung der Kirche wurde die Orgel im Jahre 2012 durch die Erbauerfirma umfassend „reorganisiert“. Der Grundbestand wurde überarbeitet, die nachträglich hinzugefügten Register wurden aus den einzelnen Werken ausgegliedert und in einem neuen Auxiliarwerk untergebracht (Regsterwippen auf der rechten Spieltischseite). Das Auxiliarwerk umfasst 12 Pfeifenreihen, die in mehreren Oktavlagen angespielt werden können, darunter die beiden Stentor-Reihen sowie Tuba und Klarinette schwellbar. Zum Kernbestand gehören 63 Register, die durch die aus den 12 Auxiliarreihen gewonnen 27 weiteren Register auf einen Bestand von 90 Registern (bzw. insgesamt 155 Registerwippen) erweitert werden. Darüber hinaus erfolgte auch eine Erneuerung der technischen Anlage, und das (farblich neu gefasste) Gehäuse wurde rund einen Meter nach vorne gerückt. Die Wiedereinweihung der erneuerten Orgel erfolgte am Wochenende 29./30. September 2012.

I. OBERWERK | C–g³

Principal 8'
Rohrgedackt 8'
Quintade 8'
Octave 4'
Venezianerflöte 4'
Nasard 2 2/3'
Principal 2'
Terz 1 3/5'
Larigot 1 1/3'
Scharff 4f. 1'
Dulzian 16'
Cromorne 8'
Tremulant

Koppel II–I

Koppel III–I elektr.

Koppel III–I mech.

Koppel IV–I

 

 

 

Auxiliarregister OW:

Bordun 32'

Bordun 16'

Hornprincipal 8'

Bordun 8'

Flöte 8'

Stentor-Gambe 8' (SW)

Stentor-Flöte 8' (SW)

Quinte 5 1/3'

Weitoctave 4'

Flöte 4'

Stentor-Gambe 4' (SW)

Stentor-Flöte 4' (SW)

Terz 3 1/5'

Quinte 2 2/3'

Weitoctave 2'

Flöte 2'

Terz 1 3/5'

Weitoctave 1'

Trompete 16'

Klarinette 16' (SW)

Tuba 8' (SW)

Trompete 8'

Klarinette 8' (SW)

Tuba 4' (SW)

Trompete 4'

II. HAUPTWERK | C–g³

Principal 16'
Principal 8'
Viola da Gamba 8'

Gedackt 8'
Octave 4'
Koppelflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Superoctave 2'
Kornett 5f. 8'
Mixtur 4–5f. 2'
Acuta 4f. 2/3'
Trompete 8'
Spanische Trompete 8'

Koppel IV–II

Koppel III–II

Koppel I–II elektr.

Koppel I–II mech.

 

 

 

Auxiliarregister HW:

Bordun 32'

Bordun 16'

Hornprincipal 8'

Bordun 8'

Flöte 8'

Stentor-Gambe 8' (SW)

Stentor-Flöte 8' (SW)

Quinte 5 1/3'

Weitoctave 4'

Flöte 4'

Stentor-Gambe 4' (SW)

Stentor-Flöte 4' (SW)

Terz 3 1/5'

Quinte 2 2/3'

Weitoctave 2'

Flöte 2'

Terz 1 3/5'

Weitoctave 1'

Trompete 16'

Klarinette 16' (SW)

Tuba 8' (SW)

Trompete 8'

Klarinette 8' (SW)

Tuba 4' (SW)

Trompete 4'

III. SCHWELLWERK | C–g³

Gedacktpommer 16'
Principal amabile 8'
Holzflöte 8'
Gemshorn 8'
Viola 8'
Aeoline 8'
Vox coelestis 8'
Octave 4'
Flûte octaviante 4'
Salicional 4'
Quinte 2 2/3'
Octavin 2'
Terz 1 3/5'
Mixtur 5f. 2'
Fagott 16'
Trompette harmonique 8'
Hautbois 8'
Tremulant

Koppel IV–III

 

Auxiliarregister SW:

Stentor-Gambe 8' (SW)

Stentor-Flöte 8' (SW)

Stentor-Gambe 4' (SW)

Stentor-Flöte 4' (SW)

Klarinette 16' (SW)

Tuba 8' (SW)

Klarinette 8' (SW)

Tuba 4' (SW)

IV. BRUSTWERK | C–g³

Holzgedackt 8'
Rohrflöte 4'
Waldflöte 2'
Septime 1 1/7'
Sifflet 1'
None 8/9'
Terzcymbel 3f. 1/3'
Vox humana 8'
Tremulant

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auxiliarregister BW:

Bordun 16'

Bordun 8'

Flöte 8'

Stentor-Gambe 8' (SW)

Stentor-Flöte 8' (SW)

Flöte 4'

Stentor-Gambe 4' (SW)

Stentor-Flöte 4' (SW)

Trompete 16'

Klarinette 16' (SW)

Tuba 8' (SW)

Trompete 8'

Klarinette 8' (SW)

Tuba 4' (SW)

Trompete 4'


Glockenspiel

Zimbelstern


PEDAL | C–f¹

Gedacktpommer 32'
Principal 16'
Subbass 16'
Gedacktpommer 16 [Tr. SW]
Octavbass 8'
Pommer 8'
Choralbass 4'
Nachthorn 2'
Pedalmixtur 4f. 2 2/3'

Kontrafagott 32'

 

Posaune 16'
Trompete 8'
Clarine 4'

Koppel I–P

Koppel II–P

Koppel III–P

Koppel IV–P

Auxiliarregister PED:

Kontrabass 32'

Bordun 32'

Kontrabass 16'

Bordun 16'

Hornprincipal 8'

Flöte 8'

Bordun 8'

Stentor-Gambe 8' (SW)

Stentor-Flöte 8' (SW)

Quinte 5 1/3'

 

Weitoctave 4'

Flöte 4'

Terz 3 1/5'

Basszink 4f. 5 1/3'

Trompete 16'

Klarinette 16' (SW)

Tuba 8' (SW)

Klarinette 8' (SW)

Tuba 4' (SW)


Setzeranlage (A bis Z mit je 10.000 Kombinationen) mit Sequenzern; feste Kombinationen (p, mp, mf, f, ff, fff); Registercrescendo; Windschweller Klarinette; Winddrossel (nicht für Auxiliarwerk).

Drei Schwelltritte (Tritt I wahlweise für Registercrescendo, Windschweller oder Winddrossel, Tritt II und III koppelbar für SW und Aux-SW).

Schleifladen mit mechanischer Spieltraktur (Basisorgel) sowie Einzeltonladen mit elektrischer Ansteuerung (Auxiliarwerk), elektrische Registertraktur.

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D-76133 Karlsruhe | Erbprinzenstraße 14


Quellen und Literatur: St. Stephan, Karlsruhe, Klais-Orgel [Festschrift zur Orgelweihe 2012, mit Beiträgen von Michael G. Kaufmann, Patrick Fritz-Benzing u. a.] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 642 | Diese Orgel habe ich am 02.06.2023 zum ersten Mal gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 21.09.2023.