Augsdorf (Loga vas), Maria Rosenkranzkönigin

Orgel von Franz Grafenauer (Brugg/Egg bei Hermagor), 1904.


© Gabriel Isenberg, 23.08.2004
© Gabriel Isenberg, 23.08.2004

Die auf das 12. Jahrhundert zurückgehende, im Kern romanische Kirche von Augsdorf bei Velden am Wörthersee erhielt 1805 ihre erste Orgel: ein Werk des Klagenfurter Orgelbauers Johann Lackner mit fünf Registern.

Die heutige Orgel stammt von dem aus Egg bei Hermagor stammenden Politiker und Orgelbauer Franz Grafenauer. Dieser hatte schon in den 1890er-Jahren mit pneumatischen Systemen experimentiert und 1893 die erste pneumatische Orgel Kärntens gebaut. Bei dem Augsdorfer Werk verband er die Pneumatik mit der mechanischen Traktur: Die Verbindung zwischen Spieltisch und Orgel ist mechanisch, aber Registertraktur und Windladen sind komplett pneumatisch ausgeführt. Dabei verwendete er ein eigens entwickeltes, der Kegellade ähnelndes System mit Glasventilen. Mithilfe der pneumatischen Einrichtung konnte Grafenauer hier erstmals auch eine Doppelregistratur, d. h. eine Form der freien Kombination („Collection“), bauen.

Das 1901 angebotene Werk war im Sommer 1904 fertiggestellt und kostete 2280 Kronen. Die Abnahme erfolgte am 13. August 1904 durch Domchorregent Alexander Lutschounig, die Orgelweihe erfolgte am 20. August 1904. Die alte Orgel von 1804 kam zunächst nach Selpritsch, wurde dort aber nach nur wenigen Jahren entfernt.

Die 1917 zu Kriegszwecken ausgebauten und abgelieferten Prospektpfeifen wurden 1928 im Rahmen einer Reparatur durch den Orgelbauer Markus Schellander (Pörtschach) ersetzt. Eine weitere Reparatur erfolgte 1952 durch den Orgelbauer Lindenfelser. 1957 erhielt die Orgel einen elektrischen Gebläsemotor. Renovierungen erfolgten 1974 durch Ruldof Novak und 1985 durch Walter Ottitsch. Zuletzt führte die Fa. Orgelbauer Walter Vonbank (Triebendorf) 2008 nach Abschluss der Kirchensanierung eine Instandsetzung mit Erneuerung der Balganlage durch.

Durch den gemauerten Rundbogen ist der Platz auf der Empore in der Höhe sehr beschränkt. Das Orgelgehäuse ist vor den Rundbogen gesetzt, wird dahinter allerdings niedriger fortgesetzt (Windlade dort auf Emporenbodenniveau). Hinter dem Gehäuse ist die Balganlage auf einem Gerüst unter der Emporendecke aufgestellt; ein Windkanal führt auf den Dachboden. Die Gehäuseformen sind neugotisch, als Schleierbretter dienen kleine vergoldete Schnitzereien, die Orgel ist grün/braun marmoriert („nussfarben“) gefasst. Der Spieltisch ist (mit Blick des Organisten zum Altar) in die Emporenbrüstung eingebaut und zeigt zum Kirchenraum einen Schauprospekt, der den Eindruck eines Rückpositivs macht.

Die Register werden durch Züge über dem Manual betätigt. Zu jedem Register gehören je zwei Züge mit metallenen Zugköpfen: Der jeweils obere Zug hat einen verzierten Zugkopf, der untere, etwas kleinere Zug, ist schlicht und ragt etwas weiter vor als der obere. Durch einen runden Schiebeknopf in der linken Klaviaturbacke kann zwischen „oberer“ und „unterer“ Registrierung gewählt werden. Die Orgel hat einen angenehm weichen Klang, allerdings arbeitet die Pneumatik recht unpräzise.

MANUAL | C–f³

Principal 8'

Gamba 8'

Flöte 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Mixtur 3f. [ist 2f.] 2 2/3'

PEDAL | C–fº

Subbass 16'

Octavbaß 8'

[feste Koppel zum Manual]


Doppelregistratur (= freie Kombination).

Mechanisch-pneumatische Glasventillade (System Grafenauer).

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

A-9220 Velden/Wörthersee-Augsdorf | Oberer Kirchweg 9


Quellen und Literatur: Archiv der Diözese Gurk zu Klagenfurt, Militaria, Kt. 5, Orgelbeschreibungen 1917, Nr. 281 Augsdorf ⋄ Josef Lukan, Franz Grafenauer (1860-1935), Volkstribun der Kärntner Slowenen, Klagenfurt ²1981 ⋄ Christian Pichler, Leuchtturm im Sturm der Zeit. Zur Geschichte der Pfarre Augsdorf-Loga vas und der Filialkirche Selpritsch-Žoprače, Klagenfurt 2008, S. 328–333 ⋄ Frdl. Mitteilung OBM
Bernhard Ottitsch (Ferlach), 06.08.2001 ⋄ Orgelbau Vonbank ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 212 | Diese Orgel habe ich am 23.08.2004 im Rahmen meiner Kärnten-Orgelforschungs-Reise besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 01.04.2023.