Ihren, Gemeindezentrum der Baptisten

[ehemaliger Standort]

Orgel von E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg), 1931.


© Gabriel Isenberg, 20.01.2021
© Gabriel Isenberg, 20.01.2021

Die 1854 erbaute Baptistenkapelle in Ihren ist bis heute Teil des inzwischen erweiterten Gemeindezentrums und gilt als das älteste baptistische Gebäude auf dem europäischen Kontinent. Der Kirchenmusiker und spätere Orgelsachverständige der ev.-ref. Landeskirche der Provinz Hannover Enno Friedrich Popkes (1904–1959) war Mitglied der Baptistengemeinde Ihren; auf seine Initiative hin wurde 1931 eine Orgel der Firma E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) angeschafft (Walcker Opus 2323).

Ursprünglich hatte das Instrument acht klingende Register und eine Windabschwächung (I. Principal 8', Salicional 8', Spitzflöte 4'; II. Gedackt 8', Principal 4', Quinte 2 2/3', Schwiegel 2'; P Subbass 16', Sanftbass 16') und war mit pneumatischem Taschenladensystem ausgestattet. Laut Walcker-Opusbuch 33 (S. 130 ff) wurde bei dem Bau teilweise altes Pfeifenwerk (vermutlich aus Lagerbeständen) wiederverwendet; der Spieltisch war bereits 1926 gefertigt worden.

Das im April 1931 bestellte Instrument war Ende Oktober 1931 fertig aufgestellt. Im Rahmen des Neubaus des Gemeindezentrums 1977 erfolgte ein größerer Umbau mit Veränderung und Erweiterung der Disposition und Bau eines neuen, elektrischen Spieltischs durch den Orgelbaubetrieb Matthias Kreienbrink (Osnabrück). Zu diesem Zeitpunkt stand die Orgel in der alten Kapelle auf einer leicht erhöhten Empore an der Rückwand des Kirchenraums.
Als das Gemeindezentrum 1991 erweitert wurde, kam die Orgel an ihren späteren Standort im großen Gemeindesaal vorne rechts. Die Umsetzung erfolgte in Eigenregie der Baptistengemeinde; dabei erhielt das zuvor holzfarbene Gehäuse eine neue Farbfassung mit weißlichem Lack. Orgelbau Kreienbrink führte anschließend eine Überholung durch und baute neue Membranen ein.

Trotz der vergleichsweise wenigen Register und der neobarocken Veränderungen zeigte sich der Klang in der trockenen Akustik des Gemeindesaals erstaunlich tragfähig und vielseitig, vor allem das Gedackt im II. Manual ist ausgesprochen füllig und warm. Seit den 2000er-Jahren war die Orgel in Pflege bei Martin ter Haseborg (Orgelbau in Ostfriesland), wurde aber aufgrund des veränderten musikalischen Repertoires der Gemeinde zunehmend weniger benutzt. Daher wurde die Orgel Ende 2020 zum Verkauf angeboten und kam schließlich im Laufe des Jahres 2021 in eine Gemeinde nach Polen.

I. MANUAL | C–g³

Prinzipal 8'

Weidenpfeife 8'

Spitzflöte 4'

Nachthorn 2'

Mixtur 3–4f. 1 1/3'

Koppel II–I

II. MANUAL | C–g³

Gedackt 8'

Prinzipal 4'

Schwiegel 2'

Quinte 1 1/3'

PEDAL | C–f¹

Subbaß 16'

[Choralbaß 4' vorgesehen]

Koppel II–P

Koppel I–P


Freie Kombination, Tutti, Auslöser.

Elektrische Taschenlade.

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D-26810 Westoverledingen-Ihren | An der Kapelle 5–11


Quellen und Literatur: Frdl. Mitteilungen von Jörg-Dieter Helmers (Baptistengemeinde Westoverledingen), Orgelbau Kreienbrink, Orgelbauer Stefan Peters und Orgelbauer Martin ter Haseborg ⋄ Walcker-Opusbuch ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 562 | Diese Orgel habe ich am 20.01.2021 erstmals besucht; in meiner Funktion als Orgelsachverständiger war die Begutachtung für eine Transferierung gefragt, zu der es schließlich aber nicht kam.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 10.04.2023.