Münster, Erlöserkirche

Orgel von Patrick Collon (Bruxelles), 1999.


© Gabriel Isenberg, 08.06.2022
© Gabriel Isenberg, 08.06.2022

Die Erlöserkirche in Münster entstand 1949/50 nach dem „Notkirchen-Serientyp“ von Otto Bartning anstelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten neoromanischen Vorgängerkirche von 1898/1900, in der eine Orgel der Fa. Furtwängler & Hammer (Hannover) gestanden hatte (1900, II+P/37, 1939/40 um vier Register erweitert).

Die neue Kirche erhielt 1951 eine neue Orgel von Paul Ott (Göttingen) mit 16 Registern. Bereits 1954/55 nahm die Erbauerfirma eine Erweiterung vor, 1963 bekam die Orgel ein geschlossenes Gehäuse.

Auf Betreiben des Kantors der Erlöserkirche, Winfried Berger (1954–2010), entstand 1998/99 eine neue Orgel, erbaut von der Manufacture d’orgues de Bruxelles Patrick Collon. Das Instrument vereint auf die für Collons Orgeln charakteristische Weise französische, süddeutsche, mitteldeutsche, italienische und spanische Register. Diese Stilsynthese basierte auf den Schwerpunkten der intensiven Kirchenmusikpflege in der Erlöserkirche. Die schwierige Akustik und die beengte Raumsituation führten zu der Lösung, die Orgel ebenerdig vor die Empore zu stellen. Vom I. Manual aus werden die beiden Werke Positiv und Echo angespielt. Das dem süddeutschen Orgelstil verpflichtete Echowerk steht im unteren Teil des Orgelgehäuses und kann mit einer vom Spieltisch zu bedienenden Vorrichtung zur Gehäuseöffnung in der Lautstärke variiert werden; durch den Ventilzug wird es an- bzw. abgeschaltet. Die Kurze-Oktav-Koppel im Hauptwerk als technische Besonderheit ermöglicht auch das historische Spiel mit der kurzen großen Oktave. Sämtliche Hauptwerksregister sind in Bass und Diskant geteilt (Teilung zwischen c¹ und cis¹). Die große Keilbalganlage auf der Empore hinter der Orgel kann auch von Hand bedient werden.

Einige Stimmen (Pedal II mit Bordunbass, Contrabass und Violonbass; Hautbois, Nachtigall, Kuckuck) wurden nachträglich 2000 fertiggestellt. 2020 erfolgte eine Generalreinigung und Überholung durch Orgelbau Fleiter (Münster), wobei auch eine neue ungleichstufige Temperierung (Wiegleb 1790) anstelle der ursprünglichen, ungleichschwebenden gelegt wurde.

Die Orgel stellt eine Besonderheit in der Orgellandschaft der Stadt Münster dar und ist eng mit der Person Winfried Bergers verknüpft. Auch nach seinem Tod wird die Orgel regelmäßig für Gottesdienste, Unterricht und Konzerte genutzt. Für Patrick Collons Orgeln typisch ist die sparsame Bezeichnung der Registerzüge ohne Fußtonlagen und eindeutige Werkzuweisung, was es für Gastorganisten schwierig macht, sich auf Anhieb an dem Instrument zurechtzufinden.

I. POSITIV | C–g³

Offenflöte 8'
Traversflöte 8'
Principal 4'
Nasat 2 2/3'
Flageolet 2'
Terz 1 3/5'
Mixtur III
Cromorne 8'

I. ECHO | C–g³

Salicional 8'
Quintade 8'
Unda maris 8' [ab fisº]
Fugara 4'
Hautbois 8' [ab cis¹]
Voix humaine 8'

Ventil Echo

Öffnung Echo

II. HAUPTWERK | C–g³

alle Register Bass/Diskant

Principal 16'
Bordun 16'
Principal 8'
Copel 8'
Voce umana 8' [Disk. ab d¹]
Octave 4'
Flöte 4'
Quinte 2 2/3'
Octave 2'
Terz 1 3/5'
Quinte 1 1/3'
Mixtur IV–V
Cornet V [Disk. ab cis¹]
Trompette 8'
Bajoncillo 4' / Clarin 8'

Koppel I–II [Schiebekoppel]

Kurze-Oktav-Koppel für HW

PEDAL | C–f¹

Bordunbass 32' [C–H akustisch]
Contrabass 16'
Subbass 16'
Flötenbass 8'
Violonbass 8'
Octavbass 4'
Posaunenbass 16'
Trompetenbass 8'
Clarinbass 4'

Koppel II–P

Koppel I–P


Tremulant [ganze Orgel].

Effektregister: Nachtigall, Kuckuck, Donner.

Mechanische Schleiflade.

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D-48145 Münster | Friedrichstraße 10


Quellen und Literatur: Winfried Berger, Die Patrick-Collon-Orgel in der Erlöserkirche zu Münster, Münster 1999 ⋄ Orgelbau Fleiter ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 623 | Diese Orgel habe ich am 08.06.2022 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 19.05.2023.