Kempen, Paterskirche

Orgel von Leon Verschueren (Heythuysen), 2000, als Rekonstruktion der Orgel von Ludwig König (Köln), 1752.


Bildquelle: Rudolfo42, 27.02.2018 / commons.wikimedia.org
Bildquelle: Rudolfo42, 27.02.2018 / commons.wikimedia.org

In der 1640 geweihten Kempener Franziskanerkirche hatte der Kölner Orgelbauer Wilhelm Gommersbach 1645 die erste Orgel erbaut. Diese wurde rund 100 Jahre später durch ein neues Werk von Ludwig König (1717–1789) ersetzt, einem Mitglied der berühmten Kölner Orgelbauerfamilie König.

Zum Orgelneubau durch König sind keine weiteren Akten erhalten. Erst als nach der Aufhebung des Franziskanerklosters im Zuge der Säkularisation die Gemeinde Oedt 1803 die König-Orgel ankaufen wollte, erfahren wir in dem Schriftverkehr das Erbauungsjahr 1752. Zu diesem Kauf kam es allerdings nicht, die Orgel blieb in Kempen erhalten und wurde 1818 farblich neu gefasst. Laut einer Beschreibung des damaligen Organisten der Paterskirche Jacob Menden von 1839 hatte die Orgel 24 Register und zwei Nebenzüge auf zwei Klavieren von 4½ Oktaven Umfang und ein angehängtes Pedal.

In den Jahren 1845–48 erfolgte ein großer Eingriff, bei dem die Orgel aus der Emporenbrüstung an die Rückwand der Kirche zurückversetzt wurde. Ein eigenständiges Pedal mit fünf Registern kam hinzu und sechs als „schreiend“ empfundene Manualregister wurden durch grundtönige, zum Teil streichende Register ersetzt. Die Arbeiten führten die Gebr. Koulen aus Heinsberg durch. Bei einer weiteren Arbeit entfernte man 1864 die Pfeifen im unteren Prospektfeld und schloss dort das Gehäuse.

Nachdem Kirche und Klostergebäude ab 1920 wieder allein der Propsteigemeinde gehörten, sollte auch die bis dahin vernachlässigte Orgel erneuert werden. Das historische Instrument wurde 1925 abgerissen und durch ein neues Werk der Fa. Stockhausen-Weigle ersetzt. Einzig das Gehäuse von 1752 blieb erhalten, die innere Anlage der Orgel ging verloren.

Als 1979 in der ehemaligen Kirche das Museum für Niederrheinische Sakralkunst eingerichtet wurde, war die erst rund 50 Jahre alte Orgel bereits unspielbar. Nach langen Vorüberlegungen und Planungen fiel schließlich die Entscheidung zu einer Rekonstruktion der König-Orgel. Seit 1994 wurden auf Initiative des Kempener Unternehmers Karl Nagels Spenden für die Orgelrekonstruktion gesammelt. Am 12. Februar 2000 war es schließlich soweit: Die durch die Fa. Verschueren Orgelbouw aus Heythuysen rekonstruierte König-Orgel konnte eingeweiht werden. Das historische Gehäuse wurde restauriert und die Ornamentik nach einem Foto von 1939 rekonstruiert. 2004 kamen die Putten vom Hochaltar wieder an ihren alten Platz auf der Orgel. Und schließlich konnte 2012 die Wiederherstellung der originalen Farbfassung durch den Kölner Restaurator Ruben Meyer-Graft ausgeführt werden.

Vorbilder für die Rekonstruktion von Pfeifen, Windladen, Windversorgung, Mechanik und Klaviaturen etc. waren die König-Orgeln in Breda, Arnhem, Oudenbosch, Schleiden und Nijmegen. Aus praktischen Erwägungen wurde die Hinzufügung eines selbständigen Pedalwerks mit vier Registern beschlossen.

Die Spielanlage befindet sich an der Rückseite des Orgelgehäuses. Die zentrale Windversorgung erfolgt durch drei Keilbälge, die sowohl durch einen Elektromotor als auch per Fuß durch einen Kalkanten bedient werden können (80 mm WS). Die Orgel ist nach Kellner-Bach temperiert bei einer Tonhöhe von a¹ = 463 Hz. Die Orgel der Paterskirche ist in zahlreichen Konzerten und auf CD-Einspielungen zu hören. Der Raum dient heute als Ausstellungsraum und Konzertsaal.

I. UNTERPOSITIV | C–d³

Bourdon 8'

Principal 4'

Flaut traversier 8' Disk.

Quintadena 8'

Flaut douce 4'

Octav 2'

Tintinabulum 2f. [1 3/5' + 1']

Quint 1 1/2'

Mixtur 3f.

Crumhorn 8'

Vox humana 8'

Tremulant

II. HAUPTWERK | C–d³

Bourdon 16' Bass/Disk.

Praestant 8'

Hollpfeiff 8'

Viol di Gamba 8'

Octav 4'

Flaut 4'

Quint 3'

Superoctav 2'

Cornett 3f. Disk.

Terz 1 3/5'

Mixtur 4f.

Clairon Bass 4'

Trompett 8'

Koppel I–II

PEDAL | C–d¹

Subbass 16'

Octav 8'

Posaune 16'

Trompett 8'

Koppel II–P


Mechanische Schleiflade.

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D-47906 Kempen | Burgstraße 19


Quellen und Literatur: Ute Gremmel-Geuchen (Hg.), Die König-Orgel der Kempener Paterskirche, Kempen 2000 ⋄ Die Orgel der Kempener Paterskirche – ein kurzer geschichtlicher Überblick, 2000 (als Kopie) ⋄ www.kempener-orgelkonzerte.de ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 122 | Diese Orgel habe ich am 26.05.2001 besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 02.04.2023.