Orgel von Lothar Simon (Borgentreich), 1988.
Die vormalige Missionsgemeinde Keppel bei Hilchenbach konnte im September 1900 ihre eigene Kirche in Dahlbruch-Hillnhütten beziehen – ein neugotischer Bau des Bochumer Architekten Hermann Wielers. Nachdem hier in den ersten Jahren zunächst ein Harmonium verwendet wurde, schaffte die Gemeinde 1906 eine gebrauchte Orgel an, die 1898 von dem jungen Kölner Orgelbauer Anton Feith als eines seiner ersten Werke für das Kloster der Barmherzigen Brüder in Köln erbaut worden war. Albin Hickmann aus Dachwig versetzte die zweimanualige, 10 Register umfassende Orgel von Köln nach Dahlbruch und fertigte dabei komplett neue, pneumatische Membranenladen (nach firmeneigenem System) an. 1924 ersetzte Ernst Tennstädt (Lippstadt) die 1917 zu Kriegszwecken abgelieferten Prospektpfeifen. 1930 baute die Orgelbaufirma Gebr. Stockmann ein elektrisches Gebläse ein.
1958 führte der Orgelbauer Wilhelm Stegerhoff aus Paderborn einen größeren Umbau durch, bei dem die Orgel einen neuen Spieltisch und eine veränderte Disposition erhielt. Nur zwei Jahre später wurde unter Beibehaltung des Turmes von 1900 eine neue, größere Kirche gebaut, entworfen von dem Siegener Architekten Aloys Sonntag. Hans Dentler aus Siegen stellte die alte Orgel 1960 verändert in der neuen Kirche hinter einer Gitterwand über dem Altarraum auf. 1964 und 1972 nahm Hans Werner Dörr aus Dahlbruch weitere Dispositionsänderungen vor. 1979 fand eine weitere Reparatur statt, bevor das abgängige Instrument schließlich entfernt wurde.
Am 27. März 1988 wurde die heutige Orgel auf der neuen Westempore eingeweiht; bei der Weihe spielte Dekanatskantor Dieter Moers aus Olpe. Die von der Orgelbauwerkstatt Lothar Simon (Borgentreich-Muddenhagen) erbaute Orgel hat 21 Register mit 1446 klingenden Pfeifen. Die Disposition erstellte der Paderborner Domorganist Helmut Peters, den Prospekt entwarfen Bernd Simon und Diözesanbaumeister Dr. Peter Ruhnau (Paderborn). Nikolaus Blonigen (Oerlinghausen) und Josef Flore (Ossendorf) intonierten die Orgel.
2006/07 erfolgte eine umfassende Umgestaltung des Kirchenraumes. In diesem Zuge wurde auch die Orgel gereinigt und überholt.
Der Aufbau in Brustschwellwerk, Hauptwerk und Pedaltürme ist klar in der Prospektgestaltung abzulesen. Der Spieltisch steht frei etwa zwei Meter vor der Orgel, mit der er über einen Trakturkanal verbunden ist. Unter den gut mischfähigen Einzelstimmen sind vor allem die charakteristischen Flötenregister positiv hervorzuheben. Außergewöhnlich ist das Musette-Register im Schwellwerk als besondere Klangfarbe, die sich vor allem für die Interpretation Alter Musik eignet.
I. HAUPTWERK | C–g³
Prinzipal 8'
Rohrflöte 8'
Oktave 4'
Querflöte 4'
Schwegel 2'
Mixtur 5f. 1 1/3'
Trompete 8'
Tremulant I
Koppel II-I
II. SCHWELLWERK | C–g³
Holzgedeckt 8'
Prinzipal 4'
Koppelflöte 4'
Nasard 2 2/3'
Oktävlein 2'
Terz 1 3/5'
Quinte 1 1/3'
Scharff 4f. 1'
Musette 8'
Tremulant II
PEDAL | C–f¹
Subbaß 16'
Prinzipalbaß 8'
Choralbaß 4'
Rauschpfeife 2f.
Fagott 16'
Koppel II-P
Koppel I-P
Mechanische Schleiflade.
D-57271 Hilchenbach-Dahlbruch | Wittgensteiner Straße 111
Quellen und Literatur (Auswahl): Orgelakten in Kath. Pfarrarchiv St. Augusinus Keppel ⋄ Gabriel Isenberg, Tausend Pfeifen für ein Gloria – Ein Jahrhundert und fünf Orgeln, in: Erwin Isenberg (Hg.), Zur Geschichte der katholischen Parochie St. Augustinus Keppel in Hilchenbach-Dahlbruch – Festschrift aus Anlass der Kirchweihe vor 100 Jahren, Hilchenbach 2000, S. 293–304 ⋄ Eigener Befund.
Nr. 2 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 11.08.1993 gespielt. Sie war meine erste Unterrichts- und Übeorgel, auf der ich bis 2008 auch unzählige Gottesdienste und Konzerte gespielt habe.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 12.10.2023.
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© Dr. Gabriel Isenberg, 2023