Orgel von Hans Peter Mebold (Siegen), 1988.
In der 1789/91 auf den Fundamenten eines mittelalterlichen Baus errichteten, barocken Simultankirche gab es keine Orgel, auch wenn man sich um 1800 offenbar um die Anschaffung einer gebrauchten Orgel aus dem Unteren Schloss in Siegen bemüht hatte.
Erst nach der Aufhebung des Simultaneums, als die Katholiken ihr eigenes Kirchengebäude einrichteten, erhielt die alte Kirche ihre erste Orgel: ein Werk des Orgelbauers Johann Wilhelm Schmerbach aus Frieda mit neun Registern, aufgestellt auf einer neu eingezogenen Empore.
1911/13 entstand an gleicher Stelle eine neue Kirche nach Plänen des Hagener Kirchenarchitekten Gustav Mucke. Hier baute Paul Faust (Barmen) eine neue Orgel mit 14 Registern (darunter zwei Transmissionen), bei der ein Teil des Pfeifenwerks aus der alten Orgel wieder Verwendung fand. Als eine Besonderheit dieses Instruments kann die Verkehrtkoppel Pedal an Manual genannt werden. Die Faust-Orgel wurde 1961 durch Bruno R. Döring (Neukirchen) umgebaut, wobei sie auch eine neue Prospektgestaltung erhielt.
Die heutige Orgel ist ein Neubau des Siegener Orgelbauers Hans Peter Mebold aus dem Jahr 1988. Sie steht – wie auch die Vorgängerinstrumente – auf einer Empore über Altar und Kanzel. Die Jalousien des hinter dem Hauptgehäuse aufgestellten Schwellwerks öffnen sich nach vorne und zu beiden Seiten; der Spieltisch ist an der linken Gehäuseseite eingebaut. Die geschickt entworfene Register-Konzeption erlaubt trotz des geringen zur Verfügung stehenden Platzes ein hohes Maß an klanglichen Variationsmöglichkeiten. Die zwei Aliquotregister sind jeweils als Halbzüge aus Mixtur bzw. Sesquialter gebaut, d. h. bei halb herausgezogenem Registerzug erklingt nur jeweils eine Pfeifenreihe. Im Prospekt stehen die Pfeifen des Praestant 4', Prinzipal 8' ist nur im Diskant ausgeführt und von C bis gº mit Gedackt 8' zusammengeführt.
I. HAUPTWERK | C–g³
Prinzipal 8' Disk. [bis gº Ged. 8']
Gedackt 8'
Praestant 4'
Rohrflöte 4'
Octave 2'
Quinte 1 1/3' [Halbzug]
Mixtur 4f.
Koppel II–I
II. SCHWELLWERK | C–g³
Holzprinzipal 8'
Gambe 8'
Schwebung 8' [ab cº]
Prinzipal 4'
Traversflöte 4'
Nasat 2 2/3' [Halbzug]
Sesquialter 2f.
Blockflöte 2'
Scharf 4f.
Trompete 8'
Tremulant
PEDAL | C–f¹
Subbaß 16'
Prinzipalbaß 8'
Choralbaß 4'
Posaune 16'
Koppel II–P
Koppel I–P
Mechanische Schleiflade.
D-57234 Wilnsdorf | Burgstraße 11
Quellen und Literatur: Martin Blindow, Orgel galt als verschwenderische Erfindung. Orgelgeschichte der evangelischen Gemeinde Wilnsdorf, in: Siegerland Bd. 65, Heft 3–4, 1988, S. 109–112 ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel, Phil. Diss., Dresden 2017 ⋄ Eigener Befund.
Nr. 61 | Diese Orgel habe ich am 30.07.1999 gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 01.03.2023.
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