Praha-Vinohrady (Prager Weinberge), Basilika Sv. Ludmila

Orgel von Emanuel Štěpán Petr (Praha), 1898.


Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)
Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)

Die neugotische St.-Ludmila-Basilika beherrscht mit ihrer imposanten Fassade mit den beiden rund 60 Meter hohen Türmen den Friedensplatz des Prager Stadtviertels Vinohrady. Sie wurde in den Jahren 1888–93 nach Plänen des Architekten Josef Mocker errichtet, der auch an der Vollendung des Prager Veitsdoms beteiligt war.

Bis zur Fertigstellung der Orgel verging eine vierjährige Planungs- und Bauzeit. Das Opus 117 der Orgelbauwerkstatt Emanuel Štěpán Petr (Prag) war 1898 fertiggestellt und wurde am 3. Oktober dieses Jahres eingeweiht.

Mit ihren 46 Registern gehört sie zu den größten und am besten erhaltenen Orgeln der romantischen Epoche in Tschechien. Bis heute ist sie nahezu unverändert erhalten. Von der Requirierung der Zinn-Prospektpfeifen im Ersten Weltkrieg wurde sie verschont. Kleinere Überholungen fanden durch Ferdinand Molzer und die Orgelbaugenossenschaft IGRA statt. 1990–94 führte die Fa. Orgelbau Rieger-Kloss (Krnov) im Anschluss an eine umfassende Kirchensanierung eine Generalüberholung durch.

Zwischen 2013 und 2018 erfolgte eine umfassende Restaurierung der Orgel in zwei Bauabschnitten. Im ersten Bauabschnitt 2013/14 führte die Orgelbaugenossenschaft Organa (Kutná Hora) eine Restaurierung der Balganlage und eines Teils des Pfeifenwerks aus. Die begonnene Restaurierung der pneumatischen Trakturen konnte aus Kostengründen zunächst nicht abgeschlossen werden. In einem zweiten Bauabschnitt 2016–18 – ermöglicht im Wesentlichen durch eine große Privatspende – setzte die Orgelbauwerkstatt Kánský und Brachtl (Krnov) die Arbeiten fort, die im Herbst 2018 zum Abschluss gebracht werden konnten. Seitdem finden im Rahmen eines Orgelfestivals regelmäßig hochkarätig besetzte Orgelkonzerte an der Petr-Orgel der Ludmila-Basilika statt.

Die Orgel hat 46 Register und mechanische Kegelladen mit Barker-Hebeln. Das neugotische Gehäuse umfasst die große Rosette des Westwerks und wurde vermutlich unter Beteiligung des Kirchenarchitekten Josef Mocker entworfen. Der Spieltisch steht frei vor der Orgel; der Organist sitzt mit Blick ins Kirchenschiff. Die hölzernen Registerzüge samt den jeweils darüber angebrachten kleinen Kombinationsstiften sind in je vier Reihen links und rechts neben den Manualklaviaturen angeordnet. Die Zuordnung zu den Werken ist durch unterschiedlich farbige Registerschildchen über den Zügen angegeben (Pedal blau, I. Man. weiß, II. Man. gelb, III. Man. rot). Die Spielhilfen samt Koppeln sind als Fußtritte gebaut. Über dem III. Manual gibt es als mechanische Kontrollanzeige für die Spielhilfen kleine Kunststoff-Stifte, die bei eingeschaltetem Fußtritt hervortreten. Eine Kontrolluhr ist für den Crescendostand angebracht; der Jalousieschweller für das III. Manualwerk wird eingehakt und ist daher nicht stufenlos einstellbar. Das Pedalwerk ist mit Extensionslade gebaut, d. h. alle 8’-Stimmen sind Auszüge der entsprechenden 16’-Register, der Quintbass ist dem Subbass entnommen.

I. MANUAL | C–f³

Principal 16'

Principal 8'

Kryt 8'

Fléta harm. 8'

Viola alta 8'

Roh lesní 8'

Trompeta 8'

Kvinta 5 1/3'

Oktáva 4'

Fléta harm. 4'

Roh lesní 4'

Kornet 4'

Cymbel 2'

Mixtura 2 2/3'

Spojka [Koppel] II–I

II. MANUAL | C–f³

Principal 8'

Bordun 16'

Salicional 8'

Fléta 8'

Viola di Gamba 8'

Kvintadena 8'

Klarinet 8'

Oktáva 4'

Fléta 4'

Houslovka 4'

Oktáva 2'

Mixtura 2 2/3'

Spojky [Koppel] III–II

III. MANUAL (SW) | C–f³
Principal houslový 8'

Kryt jemný 16'

Fléta jemná 8'

Aeolina 8'

Vox coelestis 8'

Oktáva 4'

Fléta jemná 4'

Pikola 2'

Mixtura 2 2/3'

Vox humana 8'

Tremolo

PEDAL | C–d¹

Principal 16'

Subbas 16'

Salicetbas 16'

Violone 16'

Pozoun 16'

Kvinta 10 2/3'

Oktavbas 8'

Kryt 8'

Salicet 8'

Violončel 8'

Spojka [Koppel] II–P

Spojka [Koppel] I–P


Freie Kombination (Volna komb.), feste Kombinationen (Pleno II.man., Pleno I.man., Tutti, Forte, Mezzoforte, Piano), Crescendo-Decrescendo [= Crescendowalze mit Uhr].

Mechanische Kegellade, Barker-Hebel.

Übersetzungen der tschechischen Registerbezeichnungen:

Fléta = Flöte
Fléta harmonická = Harmonieflöte (Flûte harmonique)
Fléta jemná = Liebl. Flöte
Houslovka = Violine
Kryt = Gedackt
Kryt jemný = Liebl. Gedackt
Principal houslový = Geigenprincipal
Roh lesní = Waldhorn

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Quellen und Literatur: Programmheft der 57. Internationalen Orgeltagung der GdO 2009 ⋄ Infos auf ludmilavinohrady.cz [01.05.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 328 | Diese Orgel habe ich am 03.08.2009 im Rahmen der 57. Internationalen Orgeltagung der Gesellschaft der Orgelfreunde in Prag besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 01.05.2023.