Gescher (St. Pankratius)

Orgel von der Fa. Gebr. Stockmann (Werl), 1951, erweitert und umgebaut 1965, 1985, 2004 und 2014.


© Gabriel Isenberg, 17.06.2023
© Gabriel Isenberg, 17.06.2023

Die im Kern spätgotische, 1887–89 nach Plänen des Architekten Hilger Hertel d. Ä. neugotisch überformte und erweiterte St.-Pankratius-Kirche im westfälischen Gescher erhielt 1681 die erste Orgel. Dieses Instrument war 1620 von Johan Smits (auch Schmitz / Schmidt) aus Münster für die Stiftskirche in Borghorst gebaut worden. Arnold Jakobus Schmitz, der Sohn des Erbauers und seit 1661 Pfarrer in Gescher, konnte die Orgel für 50 Rthl. aus Borghorst erwerben und auf einer neuen Empore in Gescher aufstellen lassen. Die Übertragung von Borghorst nach Gescher und die Wiederherstellung des Instruments übernahm der Orgelbauer Mauritz Hermann Böntrup aus Schöppingen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts lässt sich Böntrups Schwiegersohn Theodor Martens aus Vreden mit der Pflege der Orgel in Gescher nachweisen.

1785 lieferte Friedrich Heilmann aus Herbern für 260 Rthl. eine neue Orgel. Reparaturen dieser Orgel sind für die Jahre 1819 (Schmitz, Wesel) und 1836 (Johann Kersting, Münster) belegt. Die dritte Orgel innerhalb der Geschichte der St.-Pankratius-Kirche baute 1860 Georg Weinrich, der seine Werkstatt in Gescher hatte, aber wenig später nach Münster verzog.

Mit der Erweiterung des Kirchenschiffs und der Errichtung des neuen Turms 1887/89 war auch der Bau einer neuen Orgel notwendig. Der Orgelbauer Friedrich Fleiter aus Münster lieferte 1892/93 die neue Orgel mit 23 Registern – sie wurde 1926 durch Fleiter auf 34 Register erweitert. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche vor Zerstörungen verschont.

Das heutige Instrument geht zurück auf den am 22. Juli 1951 geweihten Orgelneubau der Fa. Gebr. Stockmann (Werl) mit zunächst nur 33 Registern. Bis heute ist das auf 51 ausgelegte Instrument nicht vollständig ausgebaut, das vorgesehene Bombardwerk, für das im Spieltisch bereits ein IV. Manual vorhanden ist, ist nicht eingebaut. Seit der Erbauung gab es mehrere Ausbaustufen. Die heutige Prospektgestaltung geht auf eine erste Erweiterung 1965 zurück. Durch eine weitere Ausbaustufe wurde die Orgel 1984/85 auf 38 Register erweitert. Die letzte größere Maßnahme erfolgte 2004/05 mit der Einrichtung eines neuen Spieltischs und der Ausgestaltung einer 39 Register umfassenden Disposition. Bei der letzten Reinigungs- und Sanierungsmaßnahme 2014 wurden durch Georg Schröder und Christian Koerdt von der Orgelbauwerkstatt Gebr. Stockmann (Werl) die Intonation überarbeitet und drei Register hinzugefügt, so dass die Orgel nun 42 klingende Stimmen umfasst. Die bis dahin französischen Registerbezeichnungen wurden durch deutsche Registernamen ersetzt.

Trotz der über die Jahrezehnte erfolgten Veränderungen zeigt die Orgel ein recht homogenes Klangbild, das vor allem im Grundstimmenbereich vielseitig einsetzbar ist. Die Trompeten-Register und vor allem die Mixturen sind hingegen recht obertonreich intoniert und stechen somit etwas ungünstig aus dem Gesamtklang hervor. Optisch ist die Orgel als Kind der 1960er-Jahre zu erkennen; interessant ist die Korrespondenz der Bauform des Rückpositivs mit dem 1962 entworfenen Altarretabel.

I. RÜCKPOSITIV | C–g³

Rohrflöte 8'

Holzquintade 8'

Kleinprinzipal 4'

Koppelflöte 4'

Schwiegel 2'

Quinte 1 1/3'

Sesquialter 3f.

Scharff 4f.

Dulzian 16'

Krummhorn 8'

Tremulant

Koppel III–I

Koppel II–I

Subkoppel II–I

II. HAUPTWERK | C–g³

Prinzipal 16'

Pommer 16'

Prinzipal 8'

Spitzgamba 8'

Sing. Gedackt 8'

Oktave 4'

Spillpfeife 4'

Nachthorngedackt 4'

Quinte 2 2/3'

Oktave 2'

Rauschpfeife 4f.

Mixtur 6–8f.

Trompete 16'

Trompete 8'

Koppel III–II

Koppel I–II

III. SCHWELLWERK | C–g³

Prinzipal 8'

Weidenpfeife 8'

Gedackt 8'

Weitprinzipal 4'

Violflöte 4'

Blockflöte 2'

Schweizerpfeife 1'

Mixtur 4f.

Trompete 8'

Oboe 8'

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Prinzipalbass 16'

Subbass 16'

Oktavbass 8'

Spitzgedackt 8'

Choralbass 4'

Piffaro 2f.

Posaune 16'

Trompete 8'

Koppel III–P

Koppel II–P

Koppel I–P


IV. Manual für Bombardwerk vorbereitet.

Setzeranlage (5000 Kombinationen) mit Sequenzern, abschließbar.

Elektrische Kegellade.

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D-48712 Gescher | Kirchplatz


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel u. a. 1965, S. 254 ⋄ [Ulrich Derstappen], St. Pankratius Gescher (Schnell Kunstführer Nr. 2132, Regensburg 1994, S. 13 ⋄ Volker Tschuschke, Die Orgelmacherfamilie Böntrup-Martens und der Stiftsorganist Johann Balthasar Söntgen in Vreden, Vreden 2004, S. 35 ⋄ Angaben zur Orgel von Koos Tiggelaar [19.06.2023] ⋄ Allgemeine Zeitung, 01.09. und 22.10.2014 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 645 | Diese Orgel habe ich am 17.06.2023 im Rahmen eines Gottesdienstes gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 19.06.2023