Mannheim, Jesuitenkirche St. Ignatius und Franz Xaver

Orgel von Johannes Klais Orgelbau (Bonn), 1965, im historischen Egell-Gehäuse von 1755.


© Gabriel Isenberg, 16.10.2013
© Gabriel Isenberg, 16.10.2013

Der Bau der barocken Jesuitenkirche in Mannheim zog sich nach der Grundsteinlegung 1733 aus Kostengründen ab 1738 über viele Jahre hin. 1756 wurde der fertige Bau benediziert und 1760 konsekriert.

Die Orgel war 1755 fertiggestellt. Es war ein Werk des Straßburger Orgelbauers Johann Georg Rohner, orientiert am elsässisch-französischen Orgelbau der Zeit, mit 32 Registern auf zwei Manuale und Pedal. Das Gehäuse wurde nach einem Entwurf des kurpfälzischen Hofbildhauers Paul Egell durch dessen Sohn Augustin Egell und Schreinermeister Graff und Dreher Ridinger gefertigt.

Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts erfolgten mehrere Umbauten und technische Veränderungen; um 1780 war die Orgel bei dem Heidelberger Orgelbau Andreas Krämer in Pflege, und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten die Orgelbauer Anton Overmann sen. und jun. aus Heidelberg in der Jesuitenkirche. 1880 erfolgte ein Umbau durch die Werkstatt H. Voit & Söhne (Durlach), bevor die gleiche Firma 1893 einen technischen Neubau vornahm. Das Instrument hatte nun 50 klingende Stimmen auf drei Manualen und Pedal. 1930 führte Carl Hess (Durlach) eine Reparatur der Orgel aus.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das gesamte Orgelwerk in eine Kirche in Neckarelz ausgelagert, um es vor dem massiven Bombardement der Stadt Mannheim zu schützen. Das Gehäuse war durch eine feste Verschalung vor Ort gesichert, so dass die starken Kriegszerstörungen der Kirche nur geringe Auswirkungen auf das Orgelgehäuse hatten.

Im Zuge des Wiederaufbaus der Kirche konnte das barocke Orgelgehäuse 1952 instandgesetzt und wieder am ursprünglichen Ort aufgestellt werden. Es wurde mit einem kleinen Orgelwerk durch die Fa. Carl Hess (Durlach) versehen, das provisorisch mit 18 Registern aus dem gesicherten Pfeifenbestand der Voit-Orgel zusammengestellt wurde.

Die Hess-Orgel wurde 1963 durch Max Bader (Hardheim) als » Chororgel auf die Seitenempore versetzt, versehen mit einem andernorts erworbenen Barockgehäuse von 1751/52. In das große Orgelgehäuse von 1755 auf der Westempore baute die Fa. Johannes Klais Orgelbau (Bonn) 1965 ein neues Instrument mit 56 Registern auf vier Manualen und Pedal im neobarocken Stil. Die Disposition entwarfen P. Albert Hohn OSB und Hellmuth Kraus.

Im Anschluss an die umfangreichen Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten an der Kirche, die in den Jahrzehnten von 1986 bis 2004 stattfanden, wurde 2004 auch die Klais-Orgel renoviert: Die technische Überarbeitung übernahm die Erbauerfirma, die klangliche Optimierung erfolgte durch die Fa. Gerhard Lenter (Sachsenheim). Die Disposition erfuhr geringfügige Änderungen, ohne die Optik des Spieltischs zu beeinträchtigen wurde eine moderne Setzeranlage eingebaut – mit den Steuerelementen in Schubladen unterhalb der Registerstaffeln.

I. POSITIV | C–g³

Principal 8'

Rohrgedackt 8'

Octav 4'

Blockflöte 4'

Waldflöte 2'

Larigot 1 1/3'

Cornett 5f.

Scharff 3–4f.

Dulcian 16'

Krummhorn 8'

Tremulant

Koppel III-I

Koppel IV-I

II. HAUPTWERK | C–g³

Principal 16'

Principal 8'

Gemshorn 8'

Gamba 8'

Octav 4'

Hohlflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Superoctav 2'

Mixtur 4f.

Trompete 16'

Trompete 8'

Koppel I-II

Koppel III-II

Koppel IV-II

III. ECHOWERK | C–g³

Holzgedackt 8'

Quintade 8'

Principal 4'

Rohrflöte 4'

Nasard 2 2/3'

Octav 2'

Terz 1 3/5'

Sifflet 1'

Acuta 4f.

Vox humana 8'

Oboe 8'

Tremulant

Koppel IV-III

IV. SCHWELLWERK | C–g³

Pommer 16'

Geigenprincipal 8'

Holzflöte 8'

Viol di Gamba 8'

Vox coelestis 8'

Octav 4'

Holztraverse 4'

Querflöte 2'

Septsesquialter 2-3f.

Mixtur 5f.

Fagott 16'

Trompett harm. 8'

Clairon harm. 4'

Tremulant

Koppel Sub IV-IV


PEDAL | C–f¹

Untersatz 32'

Principalbass 16'

Subbass 16'

Zartbass 16'

Quinte 10 2/3'

Holzoctav 8'

 

Bartpfeife 8'

Choralflöte 4'

Großsesquialter 2f.

Hintersatz 4f.

Posaune 16'

Trompete 8'

 

Clarine 4'

Cornett 2'

Koppel I–P

Koppel II–P

Koppel III–P

Koppel IV–P


Zwei freie Kombinationen, Elektronische Setzeranlage, Crescendowalze.

Schleiflade, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur.

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D-68159 Mannheim | A 4 2


Quellen und Literatur: Bernd Sulzmann, Historische Orgeln in Baden, München/Zürich 1980, S. 68 ⋄ www.chor-der-jesuitenkirche.de [28.04.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 471 | Diese Orgel habe ich am 16.10.2013 im Rahmen der VOD-Ausbildung zum Orgelsachverständigen besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 28.04.2023