Rom, Basilika San Pietro in Vaticano (»Petersdom«)

Orgel von Giovanni Tamburini (Crema), 1953/62, unter Verwendung der Orgeln von E. F. Walcker (1895) und Carlo Vegezzi-Bossi (1902).


© Gabriel Isenberg, 26.03.2018
© Gabriel Isenberg, 26.03.2018

Der 1593 teilweise fertiggestellte und 1603/29 erweiterte und vollendete Petersdom ist Memorialkirche des Apostels Simon Petrus und als größte päpstliche Basilika eine der größten und bedeutendsten Kirchen der Welt. Im Petersdom befinden sich mehrere Orgeln.

Die Orgelgeschichte von Alt-St.-Peter in Rom reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück: Aus dieser Zeit sind Reparaturzahlungen für eine Orgel belegt. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielt St. Peter eine kleine Orgel durch den deutschen Orgelbauer Paolo Enrico Wenchen. Weitere Instrumente folgten, u. a. eine große Orgel von Domenico di Lorenzo da Lucca im Jahr 1496.

Bis ins 19. Jahrhundert gab es im Petersdom keine große Orgel, die den gesamten Dom klanglich zu füllen vermochte. Es wurden zeitweise zwei bis drei Orgeln an verschiedenen Stellen im Kirchenraum verwendet, was im Sinne des mehrchörigen Musizierens auch der barocken Musikpraxis entsprach – so u. a. bei Girolamo Frescobaldi (1583–1643), der seit 1608 für die Musik am Dom zuständig war. Größere Neu- und Umbauten datieren auf die Jahre 1609 (Armodio Maccioni), 1626 und 1637 (Ennio Bonifazi) sowie 1720–25 (Filippo Testa). Berühmt ist der Plan Aristide Cavaillé-Colls von 1875 für eine monumentale Orgel mit 124 Registern auf fünf Manualen und Pedal, der aber nie zur Ausführung kam.

1895 lieferte Eberhard Friedrich Walcker als Opus 732 eine fahrbare Orgel mit pneumatischer Steuerung und 20 Registern, darunter zwei Hochdruckstimmen. Die Orgel fand ihre Aufstellung auf der linken Seite des Chores, wo sie ihren mehr oder weniger festen Standplatz hatte. 1902 erhielt Carlo Vegezzi-Bossi den Auftrag zum Bau einer zweiten Orgel auf der gegenüberliegenden Seite der Walcker-Orgel. Dieses Instrument hatte 25 Register und war äußerlich das identische Gegenstück zur Walcker-Orgel.

Im Lauf der Jahrzehnte gab es immer wieder Vorschläge für den Bau einer neuen großen Orgel (u. a. von so berühmten Firmen wie Charles Mutin, Æolian-Skinner, Henry Willis und Georg Friedrich Steinmeyer), die aber nie umgesetzt wurden.

In ihrer heutigen Form geht die Orgelanlage auf eine Neukonzeption aus den Jahren 1953 und 1962 zurück, durchgeführt von der Fa. Giovanni Tamburini (Crema). Zunächst wurde 1953 auf Initiative von Papst Pius XII die Vegezzi-Bossi-Orgel von 1902 erweitert. Schließlich veranlasste Domorganist Fernando Germani (1906–1998) die 1962 realisierte Überarbeitung und Verbindung der beiden Orgeln von E. F. Walcker (Evangelienseite, 1895) und Carlo Vegezzi-Bossi (Epistelseite, 1902). 1999–2002 erfolgte eine Instandsetzung mit Neubau eines dreimanualigen Funkspieltischs durch die Fa. Mascioni (Azzio).

Vom viermanualigen Spieltisch (Tamburini 1962) im Chorgestühl auf der Evangelienseite werden beide Orgelgehäuse links und rechts des Chors angespielt. Im linken Gehäuse befinden sich die Register des II. und III. Manuals sowie Pedal I. Im rechten Gehäuse stehen I. und IV. Manual sowie Pedal II.

Darüber hinaus gibt es den zweimanualigen Spieltisch (Tamburini 1953) vor dem Gehäuse der Vegezzi-Bossi-Orgel (dieser Spieltisch steuert auch nur die rechte Chororgel an) sowie den dreimanualigen Funkspieltisch von 1999.

 

Disposition (gemäß der Bezeichnungen am Hauptspieltisch im Chorgestühl):

I. POSITIVO APERTO | C–c4

Principale 16'
Principale forte 8'
Principale dolce 8'

Flauto 8'
Ottava 4'

Decima seconda 2 2/3'
Decima quinta 2'
Decima settima 1  3/5'
Ripieno 6 F. 1 1/3'

Ripieno 5 F. 2'

Tromba 8′

II. GRAND'ORGANO | C–c4

Sub diapason 16'

Principale stentor 8'

Diapason 8'

Principale 8'

Flauto aperto 8'

Corno di camoscio 8'

Ottava diapason 4'

Prestante 4'

Decima seconda 2 2/3'

Decima quinta 2'

Gran ripieno 7 F. 2'

Ripieno acuto 5 F. 1'

Cimbalo 3 F. 1/2'

Tromba bassa 16'

Tromba forte 8'

Tromba a squillo 8'

Tromba a squillo 4'

Tromba orizzontale 8'

III. ESPRESSIVO | C–c4

Tibia profunda 16'

Principale di legno 8'

Tibia 8'

Viola forte 8'

Bordone 8'

Fugara 4'

Flauto in selva 4'

Nazardo 2 2/3'

Flauto silvestre 2'

Ripieno 5 F. 2'

Tromba armonica 8'

Tuba 8'

Tuba clarion 4'

Voce celeste 8'

Tremolo

IV. ECO ESPRESSIVO | C–c4

Diapason 8'

Bordone 8'

Viola 8'

Ottava diapason 4'

Flauto orchestrale 4'

Ottavino 2'

Tromba armonica 8'

Trombine 4'

Tromba bassa 16'

Tromba forte 8'

Tromba a squilo 8'

Tromba a squillo 4'

Tromba orizzontale 8'

Voce celeste 8'

Tremolo


PEDALE I | C–g¹

Acustico 32'

Diapason 16'

Tibia profunda 16'

Violone contrabasso 16'

Subbasso 16'

Gran quinta 10 2/3'

Ottava 8'

Flauto basso 8'

Violone 8'

Ottava 4'

Trombone 16'

Tromba bassa 16'

Trombone 8'

Tromba forte 8'

Clarone 4'

PEDALE II | C–g¹

Basso acustico 32'

Contrabbasso 16'

Principale 16'

Subbasso 16'

Basso 8'

Bordone 8'

Ottava 4'

Bombarda 16'

Tromba 8'

ACCOP.

Unione I-P

Unione II-P

Unione III-P

Unione IV-P

Sopra I-P

Sopra II-P

Sopra III-P

Sopra IV-P

Grave III-I

Unione III-I

Acuta III-I

Grave I

Acuta I

Grave IV-I

Unione IV-I

Acuta IV-I

 

Grave I-II

Unione I-II

Acuta I-II

Grave II

Acuta II

Grave III-II

Unione III-II

Acuta III-II

Grave IV-II

Unione IV-II

Acuta IV-II

Grave IV-III

Unione IV-III

Acuta IV-III

Grave III

Acuta III


Elektronische Setzeranlage, Kombinationen, Werkskombinationen, Absteller (Ancie, Mutazioni, Ripieni, Ottavi acute, Ottavi gravi, Registri di 16' alla tastiera).

Elektrische Kegellade.

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SCV-00120 Città del Vaticano (Roma) | Piazza San Pietro


Quellen und Literatur: die beiden Wikipedia-Artikel „Orgeln des Petersdomes“ und „Organi della basilica di San Pietro in Vaticano“ [22.03.2023], dort auch detailliertere Angaben zur Orgelgeschichte und weitere Literaturhinweise; weitere Internetrecherche ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 529 | Diese Orgel habe ich am 26.03.2018 im Rahmen eines Gottesdienstes gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 22.03.2023.