Wyck, St. Martinus

Orgel von Pereboom & Leijser (Maastricht), 1878.


Bildersammlung Gabriel Isenberg
Bildersammlung Gabriel Isenberg

An der Stelle der heutigen Martinuskirche im Maastrichter Stadtteil Wyck am Ostufer der Maas standen schon mehrere Vorgängerbauten. An gleicher Stelle entstand 1857/58 die heutige neugotische Pfarrkirche mit ihrem 70 Meter hohen Turm nach den Plänen des Architekten Pierre Cuypers, der hier seine erste Stadtkirche schuf. Sie wurde nach anderthalb Jahren Bauzeit am 8. Dezember 1858 eingeweiht.

Nachdem in den ersten rund 20 Jahren noch keine Orgel vorhanden war, konnte am 13. Mai 1878 ein großes Instrument von den Maastrichter Orgelbauern Pereboom & Leijser eingeweiht werden. Aus finanziellen Gründen waren anfangs noch nicht alle 30 Register eingebaut, 5 Register kamen erst ein Jahr später hinzu. Der für eine solch große Orgel beengte Platz auf der Empore zwang die Orgelbauer zu ungewöhnlichen Lösungen; bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang vor allem, dass das gesamte Récit (wie auch der Bourdon 16' des Positif) erst bei cº beginnt.

Es gab in der Geschichte der Orgel nur wenige Veränderungen. Um 1920 erfolgte eine größere Reinigung und Reparatur durch die Fa. Michel Pereboom & Zonen. Der schlechte Zustand des Instruments machte 1989 eine gründliche Überholung durch die Werkstatt Gebr. Vermeulen (Weert) notwendig, die durch den Orgelsachverständigen Hans van der Harst begleitet wurde. Neben einer technischen Wiederherstellung wurde die „Combinaison Grand Orgue“ realisiert, die Pereboom & Leijser ursprünglich schon durch die Teilung der Grand-Orgue-Windlade vorgesehen hatten (die entsprechenden Register sind unten mit * gekennzeichnet), und die Koppel Récit an Grand Orgue erneuert. Eine erneute Instandsetzung erfolgte 2014 durch die Fa. Verschueren Orgelbouw (Ittervoort).

Obgleich die Orgel in ihrer Gestalt und mit dem freistehenden, dreimanualigen Spieltisch an französische Orgeln etwa eines Aristide Cavaillé-Coll erinnert, hat sie ihren ganz eigenen Klangcharakter, der unter anderem durch die kräftigen Streicherstimmen geprägt ist (Schwebungsregister gibt es nicht).

Der Spieltisch steht frei direkt vor der Orgel und ist so ausgerichtet, dass der Organist in Richtung Altar blickt. Die Registerzüge sind staffelförmig links und rechts neben den Manualen und in einer Reihe üner dem dritten Manual angeordnet. Die Zuordnung zu den Manualen ist durch die Farben der Registerzugbeschriftung kenntlich gemacht. Die Spielhilfen und Koppeln sowie der Tremulant sind als Hakentritte gebaut. Ganz rechts über den Pedalen befindet sich der Löffeltritt für die Schwellerjalousien des Récit; wenn die Jalousien geschlossen sind, muss der Tritt eingehakt werden. Ein interessantes Detail sind die komplett metallbelegten Pedaltasten. Links neben dem Spieltisch ist in der Gehäusefront ein mechanischer Windanzeiger mit Gewicht und Faden angebracht.

I. POSITIF | C–g³
Bourdon 16' [ab cº]

Montre 8'

Bourdon 8'

Salicional 8'

Mélophone 8'

Prestant 4'

Flute 4'

Trompette 8'

II. GRAND ORGUE | C–g³
Montre 16'

*Bourdon 16'

Montre 8'

Bourdon 8'

Viola di gamba 8'

Prestant 4'

Flute Harmonique 4'

*Octave 2'

*Fourniture [3f. 1 1/3']

*Cornet [5f. 8' Disk.]

*Trompette 8'

*Clairon 4'

Koppel III–II

Koppel I–II

III. RÉCIT | cº–g³

Bourdon 8'

Flute Harmonique 8'

Salicional 8'

Flageolet 2'

Hautbois 8'

Voix Humaine 8'

Trémolo

PÉDALE | C–d¹

Montre 16'

Flute 8'

Quintaton 8' [= 5 1/3']

Bombarde 16'

Koppel II–P


Pédale Réparée, *[Combinaison Grand Orgue], [Expression].

Mechanische Schleiflade.

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NL-6221 EJ Maastricht | Rechtstraat 2


Quellen und Literatur: Erik van der Heijden, Orgellandschaft zwischen Maas und Rhein, Mettlach 2005, S. 61–63 ⋄ Eintrag bei Organ database von Piet Bron [11.04.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 242 | Diese Orgel habe ich am 02.08.2005 im Rahmen der 53. Internationalen Orgeltagung der Gesellschaft der Orgelfreunde in Maastricht besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 11.04.2023.