Weidenau, Haardter Kirche

Orgel von Friedrich Ladegast (Weißenfels), 1883, erheblich verändert 1949 (P. Faust) und 1969/70 (Kemper).


© Gabriel Isenberg, 09.08.2008
© Gabriel Isenberg, 09.08.2008

Die evangelische Kirche am Haardter Berg in Siegen-Weidenau („Haardter Kirche“) ist ein neugotischer Bau von 1883, errichtet nach Plänen des Siegener Architekten Albrecht. 2000/01 bekam die Kirche neue Fenster, gestaltet von dem Künstler Michael Münzer.

Die zusammen mit der Kirche 1883 fertiggestellte Orgel ist eines von mehreren großen Werken, die der renommierte Orgelbauer Friedrich Ladegast aus Weißenfels in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nach Siegen und in umliegende Orte lieferte. Das Instrument hatte ursprüngliche 26 Register auf zwei Manualen und Pedal auf mechanischen Kegelladen.

Nachdem Kirche und Orgel im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden erlitten hatten, führte Paul Fast (Schwelm) im Rahmen der Wiederherstellung 1946 einen durchgreifenden Umbau durch, bei dem die Disposition im neobarocken Sinn „aufgehellt“ wurde – 15 Register wurden (z. T. mit vorhandenem Pfeifenmaterial) durch neue Stimmen, teilweise in höheren Fußtonlagen, ersetzt; die technische Einrichtung blieb zunächst erhalten.

Weitere Veränderungen erfolgten in den 1960er-Jahren: Zunächst erneuerte der Faust-Nachfolger Carl Bürkle (Schwelm) 1962 die Spieltraktur, schließlich erfolgte 1969/70 ein weiterer, umfassender Umbau. Während die Disposition nur wenige Veränderungen erfuhr, erneuerte Kemper die technische Anlage erheblich. Ein neuer, freistehender Spieltisch wurde nun auf der Empore vor der Orgel aufgestellt, der über elektrische Trakturen mit dem Instrument verbunden wurde.

Seit den 1980er-Jahren ist die Orgel bei der Siegener Orgelbauwerkstatt Hans Peter Mebold in Pflege, die teilweise kleinere klangliche Korrekturen vornahm, z. B. die Veränderung der Hauptwerksmixtur. 2004 fand die letzte Reinigung statt.

In 12 Registern ist noch originales Pfeifenmaterial von Ladegast enthalten, zum größten Teil jedoch erheblich verändert bzw. neu zusammengestellt (vgl. unten). Das wie der übrige Kirchenraum hellgrau schlicht gefasste Gehäuse (ursprünglich war es in dunklen Farben gehalten) ist im oberen Teil original erhalten; das zurückversetzte Untergehäuse entspricht nicht mehr dem Original.

Nach den Kriegszerstörungen ist die Orgel in der Haardter Kirche das letzte erhaltene Zeugnis des Wirkens von Friedrich Ladegast in Siegen. Ihr Zustand ist akzeptabel, jedoch klanglich unbefriedigend. Daher gibt es seit etlichen Jahren Bestrebungen, das Instrument umfassend zu restaurieren bzw. im Sinne des Ladegast-Vorbilds zu rekonstruieren.

I. HAUPTWERK | C–f³

Bordun 16' *

Prinzipal 8' (*)

Flöte 8' *

Oktave 4' (*)

Blockflöte 4' *

Nasat 2 2/3' (*)

Schwiegel 2' (*)

Sesquialtera 2f. (*)

Mixtur 5f.

Trompete 8' [ab gis² labial]

Tremulant

Koppel II–I

II. OBERWERK | C–f³

Quintade 8'

Gedackt 8' *

Prinzipal 4'

Rohrflöte 4'

Nachthorngedackt 4'

Oktave 2'

Quinte 1 1/3'

Sifflöte 1'

Scharff 3f.

Kurmmhorn 8'

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Subbass 16' *

Oktavbass 8' *

Gedacktflöte 8' *

Choralbass 4'

Nachthorn 2'

Rauschpfeife 5f.

Liebl. Posaune 16'

Trompete 4'

Koppel II–P

Koppel I–P

Superoktavkoppel II–P

* = Register von Ladegast

(*) = Material von Ladegast enthalten


Zwei freie Kombinationen, freie Pedaleinstellung, Tutti, Handregister, Auslöser, Zungen ab [gesamt und Einzelabsteller].

Kegelladen mit elektrischen Trakturen.

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D-57076 Siegen-Weidenau | Setzer Weg 4 / Ecke Ludwigsstraße


Quellen und Literatur: Hermann J. Busch, Die Orgeln des Kreises Siegen, Berlin 1974, S. 82–84 ⋄ Frdl. Mitteilung von + OBM Hans Peter Mebold ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel, Phil. Diss., Dresden 2017, u. a. S. 233 f ⋄ Erläuterungen zum Restaurierungsprojekt auf www.kirche-weidenau.de [29.04.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 80 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 13.01.2000 gespielt, danach mehrfach bei Gottesdiensten und anderen Anlässen.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 29.04.2023.