Gurk, Domkirche Mariae Himmelfahrt

Orgel von Johann Georg Eißl (Laibach), 1779–81.


© Gabriel Isenberg, 20.08.2004
© Gabriel Isenberg, 20.08.2004

Die Domkirche zu Gurk gehört zu den bedeutendsten Bauten der Romanik in Österreich. Sie wurde Ende des 12. Jahrhunderts erbaut und in der Folgezeit mehrfach verändert.

Die erste Nachricht über Orgeln im Dom stammt aus dem Jahr 1560, als die beiden vorhandenen Instrumente – die große Orgel mit neun Registern und ein tragbares Positiv – erneuert werden sollten. Aus den folgenden Jahrzehnten gibt es zahlreiche Nachweise über kleinere Reparaturen und Renovierungen. Eine bis heute erhaltene Prospektpfeife im rechten Feld des Hauptgehäuses trägt das Wappen des Dompropsts Siegfried Freiherr von Schoberg und die Jahreszahl 1714, was auf einen Orgelneubau oder eine größere Orgelarbeit zu diesem Zeitpunkt schließen lässt. Schobergs Nachfolger, Dompropst Otto Kochler, führte umfangreiche Umgestaltungsmaßnahmen am Dom durch, u. a. ließ er 1732–39 eine neue Musik- und Orgelempore errichten. Mehrere Pfeifen tragen Signaturen mit den Jahreszahlen 1733, 1737 und 1739, was auf einen größeren Orgelneubau in dieser Zeit unter Wiederverwendung des Materials von 1714 schließen lässt.

1778 begannen die Planungen zum Bau einer neuen Orgel, am 10. März 1779 fand der Vertragsschluss mit dem Laibacher Orgelbauer Johann Georg Eißl statt. Da Eißl am 18. November 1780, also noch während der Arbeiten an der Domorgel, starb, erfolgte die Vollendung des Werks 1781 vermutlich durch seine ehemaligen Gesellen. Das Gehäuse der Orgel fertigte der Stiftstischler Martin Herberger nach Plänen des Orgelbauers. In den folgenden Jahrzehnten sind mehrere Reparaturen verzeichnet, u. a. größere Arbeiten 1897 durch Franz Colarič (Ferlach) und 1926 durch Alois Fuetsch (Lienz). Die Prospektpfeifen des „Kronpositivs“ oberhalb des Hauptgehäuses sind noch Rest einer dreifachen Pedalmixtur, die später entfernt wurde. Die Änderungen gegenüber dem Ursprungszustand gehen wahrscheinlich auf Fuetsch zurück: Salicional 8' statt Quinta im Hauptwerk, Neuzusammensetzung der Hauptwerksmixtur (jetzt Cornet), die Veränderung der Disposition des Brüstungspositivs (laut Vertragstext original Principal [4'], Copel [8'], Flauta [4'] und Superoctav [2']) sowie das Violoncello 8' anstelle der Mixtur im Pedal. Die Posaune ist im Vertragstext von 1779 nicht genannt; das über ein Sperrventil einzuschaltende Register wurde wahrscheinlich zusätzlich gebaut.

Bereits seit den 1940er Jahren gibt es immer wieder Berichte über den schlechten Zustand des Instruments. Seit den 1970er Jahren gilt die Orgel als unspielbar, und mit dem Neubau der Chororgel 1983 sah man lange keinen Anlass mehr zur Wiederherstellung der Eißl-Orgel. Auf Betreiben des damaligen Domorganisten Mauricio Pergelier wurde im Jahr 2000 der Windmotor wieder ein Betrieb genommen, so dass wenigstens einige Register im Hauptwerk wieder nutzbar sind. Mit mehreren Tonaufnahmen machte er auf die Bedeutung des historischen Instruments aufmerksam. Eine umfassende Wiederherstellung der Orgel ist bis heute nicht erfolgt.

Der Großteil des historischen Bestands ist auf den Orgelneubau Johann Georg Eißls von 1779/81 zurückzuführen, darunter aber auch etliche ältere Pfeifen von 1714 und 1732/39. Neueren Datums (vermutlich von Fuetsch 1926) sind Gamba und Salicional im Hauptwerk, Violoncello 8' im Pedal sowie Dolce 8' und Teile von Dolce-gedeckt und Rohrflöte im Positiv. Der Spieltisch ist in die Rückseite des Brüstungsprositivs integriert, so dass der Organist in den Kirchenraum blickt. Die Klaviaturen sind alle mit kurzer großer Oktav, d. h. ohne die Töne Cis, Dis, Fis und Gis gebaut.

I. HAUPTWERK | C/E–c³

Principal 8'

Gedeckt 8'

Flauta amabile 8'

Gamba 8'

Salicional 8'

Oktav 4'

Flöte 4'

Cornet 4f. 2 2⁄3'

Superoctav 2'

Manualschiebekoppel

II. POSITIV | C/E–c³

Dolce-gedeckt 8'

Dolce 8'

Principal 4'

Rohrflöte 4'

PEDAL | C/E–aº

Subbass 16'

Oktavbass 8'

Violoncello 8'

Quintbass 5 1/3'

Violonbass 16'

Posaune 8'


Mechanische Schleiflade.

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A-9342 Gurk | Domplatz


Quellen und Literatur: Oskar Eberstaller, Orgeln und Orgelbauer in Österreich, Graz/Köln 1955, S. 104 ⋄ Bernhard Trebuch, Orgeln und Orgelbau im Bezirk St. Veit an der Glan (Kärnten), Phil. Diss., Wien 1986, S. 80–97 ⋄ Mauricio Pergelier.

 

Diese Orgel habe ich am 20.08.2004 besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 06.07.2023.