Orgel von Franciscus Cornelius I Smits (Reek), 1842.
Den ersten Hinweis auf eine Orgel in der spätgotischen St.-Petrus-Kirche in Boxtel gibt es für das Jahr 1526/27, als ein Orgelbauer aus Mechelen ein neues Werk nach Boxtel geliefert haben soll. Etwa zwanzig Jahre später ist die Rede von einer neuen Orgel, die der Bredaer Orgelbauer Ysebrant Claes Ysebrantszoon 1549 für Boxtel gemacht habe. Möglicherweise wurde für diesen Neubau Material von der Vorgängerorgel wiederverwendet.
Im 17. Jahrhundert baute Jacob Niehoff aus Köln 1607 eine neue Orgel. Außerdem stellte Aelbert Kiespenninck aus Nijmegen 1610 eine zweite kleine Orgel im sog. Liebfrauenchor auf. Für dieses Instrument ist 1626/27 eine Reparatur durch Antonis Bacx belegt. Als im Jahr 1613 der Turm brannte, wurde auch die große Orgel stark beschädigt. Schon in den darauffolgenden zwei Jahren stellte der Dominikaner Joannes van Rixtel aus ’s-Hertogenbosch die Orgel wieder her.
Für die Zeit nach der Übernahme der Kirche durch die Protestanten gibt es keine weiteren Nachrichten über die Orgel; spätestens nachdem 1660 das Gewölbe einstürzte und im November 1800 komplett zusammenbrach, dürfte von einer Orgel nichts mehr vorhanden gewesen sein.
Nach Zurückgabe an die Katholiken wurde die Kirche zwischen 1823 und 1827 wiederhergestellt und teilweise neu gebaut. Es folgten längere Verhandlungen mit dem Orgelbauer Franciscus Cornelius I Smits aus Reek über den Bau einer neuen Orgel, die schließlich 1842 mit drei Manualwerken fertiggestellt werden konnte. Aus finanziellen Gründen erhielt das Instrument nur ein angehängtes Pedal; auch die Verzierungen und Ornamente des Gehäuses konnten teilweise erst Jahrzehnte später angebracht werden. Als kleine Zahlenspielerei fertigte Smits genau 1842 Pfeifen für die Orgel, womit er auf das Fertigstellungsjahr hinwies.
Während in den folgenden Jahrzehnten keine nennenswerten Änderungen an dem Instrument durchgeführt wurden, erfolgte durch den Orgelbauer Hubert Schreurs von der Firma Adema in Amsterdam 1954 eine Restaurierung der Orgel. Neben einigen kleineren Änderungen fügte er dabei nach einem Entwurf von Smits ein neues selbständiges Pedal hinzu. Im Jahr 2004/05 nahm Verschueren Orgelbouw aus Heythuysen eine sorgfältige Restaurierung des wertvollen Instruments vor, bei der u. a. die ursprüngliche und 1954 veränderte Tonhöhe wiederhergestellt wurde.
Die Spielanlage ist in das Hauptgehäuse integriert und wird vom Kirchenschiff aus durch das Rückpositiv verdeckt. Die Züge für die Register und Koppeln befinden sich zu beiden Seiten des Spieltisches: jeweils oben für das schwellbare Echowerk, darunter für Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal. Bei geteilten Registern sind die Basszüge auf der linken Seite, die Diskantzüge auf der rechten Seite angeordnet. Mit dem Jalousieschweller für das dritte Manual ist in Boxtel eines der ältesten Schwellwerke erhalten. Auf der rechten Seite über der Pedalklaviatur befindet sich ein Holztritt: Wird er unten eingehakt, so sind die horizontalen Jalousien des hinter dem Hauptgehäuse aufgestellten Echowerkes geschlossen. Die Windversorgung erfolgt über vier Keilbälge, die auch über Fußtritte bedient werden können. Der Winddruck beträgt 76 mmWS; die Tonhöhe ist 418 Hz bei gleichstufiger Temperierung.
I. RUGPOSITIEF | C–f³
Prestant 8vt
Holpijp 8vt
Fl: Tr:[averse] 8vt D
Prestant 4vt
Bas Roerfluit 4vt
Disc. Roerfluit 4vt
Octaaf 2vt
Flagelet 1vt
Trompet 8vt B/D
Klairon 4vt B
Musette 8vt D
II. HOOFDWERK | C–f³
Boerdon 16vt B/D
Prestant 8vt
Holpijp 8vt
Prestant 4vt B/D
Fluit 4vt
Octaaf 2vt
Mixtuur [3f.] 1vt
Cimbal [2f.] D
Bombarde 16vt B/D
Trompet 8vt B/D
Koppel Man: Pos: [I/II]
Kop. Man: & Man: [III/II]
III. ECHOWERK | C–f³
schwellbar
Roerfluit 8vt
Echo Holpijp 8vt
Viola di gamb 8vt
Openfluit 4vt
Veltfluit 2vt
Sesquialter [2f.] 1 1/2vt
Trompet 8vt
Vox humana 8vt
Tremulant B. Man.
Ventil
PEDAAL | C–d¹
Bourdon 16vt
Open Prestant 8vt
Gedekt 8vt
Prestant 4vt
Kwint 3vt
Pastorelle 2vt
Trompet 16vt
Trompet 8vt
Koppel Ped: en Pos: [I/P]
Kop. Ped: et Man: [II/P]
Mechanische Schleiflade.
NL-5281 BA Boxtel | Oude Kerkstraat 20
Quellen und Literatur: Rogér van Dijk / Cees van der Poel, Twee Smits-orgels: historie en restauratie, in: Het Orgel 104 (2008), S. 22–39 ⋄ Eigener Befund.
Nr. 413 | Diese Orgel habe ich am 01.08.2011 im Rahmen der GdO-Orgeltagung in 's-Hertogenbosch besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 18.11.2023.
www.orgelsammlung.de
© Dr. Gabriel Isenberg, 2023