Dillenburg, ev. Stadtkirche

Orgel von Gebr. Oberlinger (Windesheim), 1990 / 2002, im Gehäuse der Orgel von Florentinus Wang (Hadamar), 1719.


© Gabriel Isenberg, 17.08.2002
© Gabriel Isenberg, 17.08.2002

Die am Steilhang des Dillenbergs gelegene barocke Stadtkirche von Dillenburg wurde 1489–1501 erbaut und ist seit 1530 evangelisch.

1659 baute Georg Henrich Wagner aus Lich auf Kosten der Stadt eine Orgel, die er 1680 zusammen mit seinem Sohn veränderte und innerhalb der Kirche versetzte.

Der aus Luxemburg stammende Meister Florentinus Wang, der sich in Hadamar niedergelassen hatte, fertigte 1719 eine neue Orgel. Das 13 Register umfassende Werk musste nach Beschädigung durch eine Granate, die die Orgel bei der Schlossbelagerung im Sommer 1760 getroffen hatte, wiederhergestellt werden, wozu der Siegener Orgelbauer Johann Gottlieb Hausmann beauftragt wurde.

Als der Orgelbaubetrieb E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) 1880 eine neue Orgel mit 16 Register auf zwei Manualen und Pedal für die Stadtkirche lieferte, kam die Wang-Orgel nach Niederlibbach im Taunus, wo sie zusehends verfiel und bereits zur Zeit des Zweiten Weltkriegs kaum noch spielbar war. 1933 führte die Fa. Weigle (Echterdingen) einen Umbau der Walcker-Orgel in Dillenburg durch, bei dem die Windladen pneumatisch eingerichtet und die Disposition auf 25 Register erweitert wurde. Weitere Veränderungen erfolgten 1970 durch die Fa. Walcker.

Als die Fa. Gebr. Oberlinger (Windesheim) 1976 eine neue Orgel für Niederlibbach baute, konnte sie das alte Dillenburger Orgelgehäuse von 1719 erwerben. Dies war Ausgangspunkt für den Bau einer neuen Orgel in der Dillenburger Stadtkirche: Die Orgel wurde ab 1990 in mehreren Bauabschnitten unter Verwendung des historischen Gehäuses von Florentinus Wang erbaut.

Im ersten Bauabschnitt wurde 1990 ein Instrument mit 30 Registern auf zwei Manualen und Pedal geschaffen. Im barocken Gehäuse mit den Pfeifen von Cornett und Principal 8' im Prospekt fand das Hauptwerk Aufstellung, während Pedal- und Schwellwerk in ein neues, dezent weiß gestrichenes Hintergehäuse gesetzt wurden. 1993/94 kamen die Register Gamba 8’, Quint 3’ und Cymbel 2f. 1’ im Hauptwerk hinzu. Und 2002 konnte, unterstützt durch Spenden, das mit 10 Registern besetzte Rückpositiv fertiggestellt werden. Außerdem wurden hinter der neuen bekrönenden Engelsfigur nun ein Glockenspiel und der Vogelruf „Usignolo“ installiert. 2005 kam der Subbass 32' hinzu und eine Trompete 8' kam anstelle des Clairon 4' ins Pedal.

Der Einbau einer elektronischen Setzeranlage, die in die mechanische Registertraktur eingreift, war lange vorgesehen, aber nicht verwirklicht. Im Rahmen der Kirchenrenovierung nahm die Fa. Förster & Nicolaus (Lich) 2016 eine Generalrevision, technische Überholung und ausführliche Umintonation incl. Tausch zweier weiterer Register vor (Tritonus 1' anstelle von Cymbel 2f. 1' im HW und Octave 2' anstelle von Mixtur 4f. 2 2/3' im Pedal). Nach einem Überspannungsschaden durch Blitzschlag wurde 2020 durch den Orgelbauer Andreas Seul die elektronische Anlage der Orgel erneuert und eine moderne Setzeranlage (u. a. mit Touchpad-Steuerung) eingebaut.

Die Registerzüge des Hauptwerks sind an der linken Seite der Spielanlage angeordnet, entsprechend rechts die Züge des Schwellwerks, ganz außen an beiden Seiten die Pedalregister-Züge. Die Züge für Koppeln, Glockenspiel und Cymbelstern liegen in einer Reihe über dem III. Manual. Die Züge für das Rückpositiv befinden sich in einer Reihe untereinander rechts an der Gehäuse-Rückwand des Rückpositivs.

I. RÜCKPOSITIV | C–g³

Gedackt 8’

Quintade 8’

Traversflöte 8’

Principal 4’

Koppelflöte 4’

Sesquialter 2f.

Octave 2’

Quinte 1 1/3’

Sifflöte 1’

Vox humana 8’

Tremulant

Koppel III–I

II. HAUPTWERK | C–g³

Bourdon 16’

Principal 8’

Bourdon 8’

Gamba 8’

Octave 4’

Gedacktflöte 4’

Quinte 3’

Superoctave 2’

Cornett 5f. 8’ [ab f¹]

Mixtur 4f. 1 1/3’

Tritonus 2f. 1’ [2016]

Trompete 8’

Tremulant

Koppel III–II

Koppel I–II

Koppel III–II 16' [2016]

Koppel III–II 4' [2016]

III. SCHWELLWERK | C – g³

Hohlflöte 8’

Gedackt 8’

Salicional 8’

Vox coelestis 8’ [ab c¹]

Principal 4’

Offenflöte 4’

Nasard 2 2/3’

Octavin 2’

Terz 1 3/5’

Mixtur 3–4f. 2’

Basson 16’

Trompette harm. 8’

Hautbois 8’

Tremulant

Koppel III 16' [2016]

Koppel III 4' [2016]

PEDAL | C–f¹

Subbass 32' [2005]

Principalbass 16’

Subbass 16’

Octavbass 8’

Gedacktbass 8’

Octavbass 4’

Octave 2' [2016]

Posaune 16’

Trompete 8’ [2005]

Koppel III–P

Koppel II–P

Koppel I–P

Koppel III–P 4' [2016]


Glockenspiel (von jedem Manual spielbar), Usignolo, Cymbelstern.

Elektronische Setzeranlage mit MIDI-Funktion, Sostenuto, diversen Koppelmöglichkeiten etc. [2020].

Mechanische Schleiflade, Koppeln und Setzeranlage elektrisch.

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D-35683 Dillenburg | Kirchberg 18


Quellen und Literatur: Franz Bösken, Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins, Bd. 2, Mainz 1975, S. 128–132 und S. 660f ⋄ Orgelbau Förster & Nicolaus ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 159 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 17.08.2002 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 01.08.2023.