Siegen, St. Michael

Orgel von Anton Feith (Paderborn), 1922, mehrfach umgebaut und erweitert.


© Gabriel Isenberg, 17.02.2003
© Gabriel Isenberg, 17.02.2003

In der 1903–06 nach Plänen des Dortmunder Architekten Johannes Franziskus Klomp erbauten, neuromanischen Pfarrkirche St. Michael am unteren Giersberg in Siegen fand in den ersten rund 15 Jahren zunächst ein Harmonium zur musikalischen Begleitung der Gottesdienste Verwendung.

Die erste Orgel lieferte die Paderborner Orgelbauanstalt Anton Feith im Jahr 1921/22, die Abnahme erfolgte am 6. April 1922. Die 24 Register (inkl. einer Windabschwächung) waren auf zwei Manuale und Pedal verteilt und standen auf pneumatischen Kegelladen; durch mehrere Sub- und Superoktavkoppeln wurde die klangliche Vielfalt erweitert. Der für die Zeit typische Freipfeifenprospekt lässt den Blick auf die große Fensterrosette hinter der Orgel frei.

Beim großen Luftangriff auf Siegen am 16. Dezember 1944 wurde die Kirche erheblich beschädigt, wodurch auch die Orgel in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zur Wiedereinweihung der wiederhergestellten Kirche am 16. Dezember 1951 war auch die Orgel notdürftig instandgesetzt worden.

Im Rahmen einer größeren Kirchenrenovierung mit Umgestaltung im Zuge der Liturgiereform wurde die Orgel durch die Erbauerfirma Anton Feith 1970/71 umfassend renoviert (der Kostenvoranschlag datiert vom 23.12.1969). Die Fa. Feith lieferte einen neuen Spieltisch, über den die Kegelladen nun elektrisch angesteuert wurden, einen neuen Motor und drei neue Magazinbälge. Darüberhinaus wurde die Disposition im Sinne einer klanglichen „Aufhellung“ stark verändert, und alle Klaviaturen erhielten einen erweiterten Tonumfang (im Manual bis g³ statt f³ und im Pedal bis f¹ statt d¹).

Nach Abschluss einer erneuten, umfassenden Kirchensanierung wurde die Orgel 2002 durch die Fa. Westfälischer Orgelbau Siegfried Sauer (Höxter-Ottbergen) gereinigt und generalüberholt. Dabei erfolgten erneut klangliche Veränderungen: Im Hauptwerk wurde ein Prinzipal 16' aus Gebrauchtbeständen ergänzt (cº–g¹ Transmission aus Prinzipal 8'), der auch als Transmission im Pedal spielbar ist, ins I. Manual kam eine Rohrflöte 8' aus Firmenbeständen anstelle des Gemshorn 8', das wiederum nun im II. Manual steht; auf einer Ergänzungslade wurden die vorhandene Zartgeige 8' (schwebend gestimmt) sowie die beiden Aliquotregister Nasat und Terz ergänzt. Schließlich wurde Piffaro 4'+2' im Pedal zum Choralbass 4' umgebaut und ein Tremulant ergänzt. Nicht zuletzt erfolgte eine komplette Nachintonation. Die Abnahme der fertigen Arbeiten war am 9. Oktober 2002 durch Domorganist Helmut Peters aus Paderborn.

Hinter dem Freipfeifenprospekt stehen auf einer Ebene die drei Teilwerke: hinter dem niedrigen Feld in der Mitte die Stimmen des II. Manuals, dann in C- und Cis-Seite geteilt nach jeweils außen Hauptwerk und Pedalwerk. Der Spieltisch steht frei auf der rechten Seite der Empore im 90°-Winkel zur Orgel. Vom ursprünglichen Feith-Bestand von 1922 sind außer den angepassten Windladen noch 11 Register unverändert und weitere 8 Register in veränderter Form erhalten.

I. MANUAL | C–g³

Prinzipal 16’ [2002]

Prinzipal 8’

Rohrflöte 8’ [2002]

Gamba 8’

Oktave 4’

Gedecktflöte 4’

Oktave 2’

Mixtur 5f. 1 1/3’ [1971]

Trompete 8’ [1971]

Koppel II–I

II. MANUAL | C–g³

Quintade 16’

Geigenprinzipal 8’

Hohlflöte 8’

Gemshorn 8’ [bis 2002 in I]

Schwebung 8’ [Zartgeige]

Fugara 4’

Soloflöte 4’

Nasat 2 2/3’ [2002]

Waldflöte 2’

Terz 1 3/5’ [2002]

Quinte 1 1/3’

Scharff 4f. 1’ [1971]

Oboe 8’

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Prinzipal 16’ [Transm., 2002]

Subbaß 16’

Oktavbaß 8’

Pommer 8’ [1971]

Choralbaß 4’ [bis 2002 Piffaro]

Mixtur 4f. 2 2/3’ [1971]

Posaune 16’

Koppel II–P

Koppel I–P


Freie Kombination, Handregister, Tutti, Auslöser, Crescendowalze (mit Koppeln aus Walze, Walze ab, HR ab), freie Pedalkombination, Einzelabsteller [Zungen und Quintade 16'].

Elektropneumatische Kegellade.

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D-57072 Siegen | Sankt-Michael-Straße


Quellen und Literatur: Hermann J. Busch, Die Orgeln des Kreises Siegen, Berlin 1974, S. 154–155 ⋄ Orgelakten im Pfarrarchiv St. Michael Siegen ⋄ 100 Jahre St. Michael in Siegen. Miteinander Kirche sein, Siegen 2006, S. 64 ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel, Phil. Diss., Dresden 2017, S. 221 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 119 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 02.04.2001, noch vor der Renovierung, gespielt, danach mehrfach bei Konzerten.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 12.09.2023.