Gehrde, St. Christophorus

Orgel von Paul Ott (Göttingen), 1971.


© Gabriel Isenberg, 28.09.2016
© Gabriel Isenberg, 28.09.2016

In der aus dem 15. Jahrhundert stammenden, gotischen St.-Christophorus-Kirche (ev.-luth.) im Artländischen Gehrde gab es schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Orgel: 1614 ist von der „Besserung deß Orgelß“ die Rede, für die ein namentlich nicht genannter Orgelbauer 30 Reichsthaler sowie 1 Reichsthalter zum Weinkauf erhielt. 1663 erfolgte eine weitere Reparatur. 1699 wird eine „vor einigen Jahren neu angeschaffte Orgel“ erwähnt.

Ob die im 19. Jahrhundert dokumentierte Gehäuseinschrift „Gloria in excelsis Deo 1718“ auf eine Erneuerung der Orgel im Jahr 1718 hinweist oder etwa nur auf eine neue farbliche Fassung, muss mangels zeitgenössischen Dokumenten offen bleiben. 1788 wird die Gehrder Orgel als „ohne Pedal und ein altes Stück“ bezeichnet.

Unter der Erweiterung der Kirche 1823 hatte die Orgel offenbar stark gelitten. Die Wiederherstellung sollte Joachim Wenthin aus Tecklenburg übernehmen, die Arbeiten führte aber schließlich nach Wenthins Plan Friedrich Wilhelm Haupt aus Damme aus, mit ihm war der Vertrag am 31. August 1833 geschlossen worden; die Arbeiten waren 1836 abgeschlossen. Im Zuge der Maßnahmen wurde die Orgel von der Nordseite über der alten Sakristei auf die Empore vor dem Turm verlegt, sie erhielt (über den Plan Wenthins hinaus) einen neuen Principal 8' und die Pedalzunge Suona della molla 16'.

1888 erfolgte ein Orgelneubau durch die Orgelbauwerkstatt Rohlfing (Osnabrück) – ein Geschenk des nach Amerika ausgewanderten Gehrder Bürgers Dietrich Knabe; die alte Gehrder Orgel stellte Rohlfing in Georgsdorf auf, wo sie bis heute erhalten ist und 1965 und 1983 durch Ahrend restauriert wurde. Die Rohlfing-Orgel in Gehrde wurde 1899 – ebenfalls mit finanzieller Unterstützung Knabes – erweitert und 1950 durch Paul Ott (Göttingen) renoviert.

Die heutige Orgel ist ein Neubau von Paul Ott (Göttingen) aus dem Jahr 1971; sie entstand im Anschluss an die umfangreiche Kirchenrenovierung 1963–66, bei der auch der Kirchenraum durch Abtrennung des 1823 angebauten Chorraums wieder verkleinert wurde. Die beiden Manualwerke sind im Hauptgehäuse aufgestellt, das Brustwerk durch Türen verschließbar. Getrennt durch einen Stimmgang steht das Pedalwerk hinter dem Hauptgehäuse. Die Disposition ist, für die Bauzeit typisch, sehr steil und obertonreich. Nicht zuletzt durch die Ende 2020 durch Martin Cladders (Badbergen) erfolgte Reinigung und Generalüberholung mit Intonationskorrekturen dennoch klanglich ansprechend und überzeugend.

I. HAUPTWERK | C–g³

Prinzipal 8'

Hohlflöte 8'

Oktave 4'

Rauschquinte 2f.

Spitzflöte 2'

Mixtur 4–5f.

Trompete 8'

Koppel II–I

II. BRUSTWERK | C–g³

Holzgedackt 8'

Rohrflöte 4'

Prinzipal 2'

Sesquialtera 2f.

Zimbel 2f.

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Subbass 16'

Oktave 8'

Oktave 4'

Rauschbass 3f.

Stille Posaune 16'

Koppel II–P

Koppel I–P


Mechanische Schleiflade.

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D-49596 Gehrde | Lange Straße 45/47


Quellen und Literatur: Otto zu Hoene, Die Kirche in Gehrde. Ein Gang durch 750 Jahre. 1251–2001, Schwerte 2001, S. 25 f ⋄ Winfried Schlepphorst, Der Orgelbau im Westlichen Niedersachsen, Kassel 1975, S. 269 f ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 435 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 07.01.2012 gespielt, und seitdem oft in Konzerten und Gottesdiensten.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 10.04.2023.