Langenhorst, Stiftskirche St. Johannes Bapt.

Orgel von Siegfried Sauer (Höxter-Ottbergen), 1993 im historischen Gehäuse und mit Pfeifenwerk von Anton Feith (Paderborn), 1913.


© Gabriel Isenberg, 18.06.2023
© Gabriel Isenberg, 18.06.2023

1178 wurde das Augustinerinnen-Kloster Langenhorst bei Ochtrup gegründet, die romanische Stiftskirche entstand (mit Unterbrechungen) in den Jahren zwischen 1180 und 1230.

Nachdem das Kloster 1576 in ein freiweltliches Damenstift umgewandelt worden war, erhielt die Kirche möglicherweise einige Jahre später auch ihre erste Orgel, deren Renovierung nach dem Dreißigjährigen Krieg 1662 erwähnt wird.

Die weitere Orgelgeschichte ist noch nicht erforscht, es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass im 18. und 19. Jahrhundert auch die Orgelbauer Vorenweg-Kersting aus Münster und Anton Scheer aus Horstmar in Langenhorst tätig waren, da sie mit Arbeiten in mehreren Nachbarkirchen nachweisbar sind. Die 1894 von Albert Ludorff fotografierten Innenansichten der Kirche lassen kein Instrument erkennen, was annehmen lässt, dass zu diesem Zeitpunkt nur eine kleine Orgel in der Stiftskirche vorhanden war (vielleicht auf der südlichen Empore, einem Teil der um 1867 entfernten Nonnenempore).

1913 lieferte die Orgelbauanstalt Anton Feith aus Paderborn eine neue Orgel mit 24 Registern, deren neugotischer Prospekt auf beeindruckende Weise das große Westfenster umrahmt. 1993 führte die Feith-Nachfolgefirma Siegfried Sauer (Höxter-Ottbergen) einen technischen Neubau durch, bei dem sechs Register im Hauptwerk, sieben im Schwellwerk und vier im Pedal von der Feith-Orgel übernommen wurden. Hinzu kamen sieben neue Register sowie Pommer 8' als Lagerbeständen.

Der Spieltisch steht frei zwischen den beiden Gehäuseteilen unterhalb des Westfensters (mit dem Blick des Organisten zur linken Seite) und ist verdeckt durch eine funktionslose Rückpositiv-Attrappe in der Emporenbrüstung. Das ursprünglich romantische Klangbild von 1913 ist durch den technischen Neubau von 1993 erheblich verändert, die neu hinzugefügten Stimmen fügen sich klanglich nicht überzeugend in den historischen Registerbestand ein. Hervorzuheben ist die durchschlagende Clarinette im Schwellwerk mit ihrem sehr kräftigen, harmoniumartigen Klang. Zurzeit [2023] ist die Orgel in einem technisch und klanglich schlechten Zustand.

I. HAUPTWERK | C–g³

Bordun 16'

Prinzipal 8'

Pommer 8'

Gamba 8'

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Oktave 2'

Mixtur 4–5f. 2'

Trompete 8'

Koppel II–I

Subkoppel II–I

II. SCHWELLWERK | C–g³

Bleigedackt 8'

Aeoline 8'

Vox coelestis 8'

Flöte 4'

Fugara 4'

Piccolo 2'

Sesquialter 2 2/3' + 1 3/5'

Sifflet 1'

Mixtur 3f. 1 1/3'

Clarinette 8'

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Subbaß 16'

Oktave 8'

Cello 8'

Choralbaß 4'

Posaune 16'

Koppel II–P

Koppel I–P


Zwei freie Kombinationen, Tutti, Auslöser.

Schleiflade, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur.

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D-48607 Ochtrup-Langenhorst | Stift 4


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel u. a. 1965, S. 288 ⋄ Werkliste Orgelbau Feith (eigene Forschungen) ⋄ Hannalore Reuter, Historische Orgeln in Westfalen. Reisewege, Münster 2006, S. 250 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 646 | Diese Orgel habe ich am 18.06.2023 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 19.06.2023.