Schmallenberg, St. Alexander

Orgel von Johannes Klais Orgelbau (Bonn), 1944.


Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)
Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)

Die St.-Alexander-Pfarrkirche in Schmallenberg (Sauerland) geht auf einen romanisch-gotischen Bau im Stil der südwestfälischen Hallenkirchen aus dem 13. Jahrhundert zurück, an den 1905/06 im 90-Grad-Winkel ein neue Kirche im Stil der Neoromanik nach Plänen des Aachener Dombaumeisters Joseph Buchkremer angebaut wurde. Neuester Bauteil ist der weithin sichtbare, freistehende Turm nach Plänen des Kölner Architekturbüros Hans Schilling, der erst am 12. September 2004 eingeweiht wurde.

Ob es vor 1700 eine Orgel in der Schmallenberger Kirche gegeben hat, ist nicht dokumentiert. In den Kirchenrechnungen von Kirchhundem ist belegt, dass der Bielefelder Orgelbauer Peter Henrich Varentholt 1701 sein Werkzeug von Schmallenberg nach Kirchhundem holen musste, woraus man schließen kann, dass Varenholt wohl zuvor eine neue Orgel in Schmallenberg gebaut hatte. In den folgenden Jahrzehnten war die Orgelbauerfamilie Frisse in Schmallenberg ansässig – von ihr sind als Orgelbauer Gottfried und (vermutlich dessen Vater) Ernest Frisse belegt. Sie werden sicherlich auch an der Schmallenberger Orgel gearbeitet haben.

Die nächste Notiz über die Schmallenberger Orgel ist im Nachlass des Orgelbauers Christian Roetzel aus Eckenhagen erhalten. Er führte zwischen September 1816 bis September 1817 eine Reinigung, Überholung und Neubelederung der Bälge durch. Erneut war er 1822 für eine Reparatur und Stimmung vor Ort. Ab 1827 war Nicolaus Fromme aus Soest mehrfach für Arbeiten an der Orgel in Schmallenberg.

1885 erfolgte ein größerer Umbau: Der Orgelbauer Adolph Rieschick aus Brilon hatte die ursprünglich nur zehn Register umfassende Orgel um ein zweites Manual und ein selbständiges Pedal auf 19 Register erweitert. Die fertigen Arbeiten wurden am 12. November 1855 von Johann Friedrich Nolte abgenommen. 1906 wurde die von Rieschick erweiterte Barockorgel in die neue Kirche übertragen und auf der großen Empore vor dem dreigeteilten Fenster der Nordfassade aufgestellt. Dort hatte das Instrument bis 1941 Bestand.

Die heutige Orgel ist das Opus 970 der Orgelbauwerkstatt Johannes Klais in Bonn. Die Einweihung fand wenige Monate vor Ende des Zweiten Weltkriegs am 30. April 1944 statt. Beachtenswert ist, dass in dieser schwierigen Zeit ein technisch wie musikalisch so qualitativ hochwertiges Instrument entstehen konnte!

Eine erste Überholung erfolgte durch die Fa. Klais im Jahr 1952. 1960 und 1966 wurden dem Zeitgeist entsprechend einige neobarockisierende Veränderungen in der Disposition von Pedal und III. Manualwerk vorgenommen. Eine gründliche Reinigung und Überholung folgte 1975. Im Rahmen einer umfassenden Restaurierung stellte die Fa. Klais 2013 das originale Klangkonzept von 1944 wieder her und machte die meisten dispositionellen Änderungen rückgängig. Dabei wurde auch die Elektrik erneuert und die Spielanlage mit einer modernen Setzeranlage ausgestattet, die man behutsam in den ansonsten unverändert erhaltenen Spieltisch integrierte.

Mit der Schmallenberger Orgel ist ein bedeutendes Zeugnis der Orgelbaugeschichte aus der Mitte des 20. Jahrhunderts erhalten. Die Orgel hat verfügt über ein sehr schönes und vielseitiges Klangbild, sowohl in den Grundstimmen als auch bei den höherliegenden Registern, die sich gut miteinander mischen.

I. HAUPTWERK | C–g³

Gedacktpommer 16’

Prinzipal 8’

Gemshorn 8’

Liebl. Gedackt 8’

Octave 4’

Hohlflöte 4’

Rauschquinte 2f. [2 2/3']

Mixtur 4f. [1 1/3']

Trompete 8’

II-I

III-I

Sub II-I

Sub III-I

II. RÜCKPOSITIV | C–g³

Rohrgedackt 8’

Quintade 8’ [1944 Zartflöte 8']

Praestant 4’

Blockflöte 4’

Principal 2’ [1966 Zartflöte 2']

Sifflöte 1 1/3’

Sesquialter 2f. [1 1/3']

Scharff 3-4f. [1']

Krummhorn 8’

Tremulant II

III-II

III. SCHWELLWERK | C–g³

Holzflöte 8’

Salicional 8’

Schwebung 8’ [2f.]

Prinzipal 4' [1966 2']

Querflöte 4’

Nasard 2 2/3’

Waldflöte 2’ [1966 1']

Terzcymbel 3-4f. [1 1/3']

Schalmei 8’ [1966 4']

PEDAL | C–f¹

Principalbass 16’

Subbass 16’

Zartbass 16' [1966 entfernt; TR]

Quintbass 10 2/3’ [seit 1966]

Octavbass 8’

Gedacktbass 8’

Choralbass 4’

Nachthorn 2’

Posaune 16’

I-P

II-P

III-P


Subkoppeln als Pistons: Sub II–II, Sub III–II, Sub III–III [2013 ergänzt]

Zwei freie Kombinationen (FC II nach Werken geteilt zu den anderen Kombinationen zuschaltbar), freie Pedalkombination (Pedal III), Registercrescendo, Einzelabsteller (Zungen und 16’), Tutti; moderne Setzeranlage mit 100.000 Kombinationen, Sequenzer.

Elektrische Kegellade.

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D-57392 Schmallenberg | Kirchplatz


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel 1965, S. 74–75 ⋄ Heinrich Hülsmeyer, Musikpflege in Südwestfalen, Kassel 1969, S. 179–181 ⋄ Franz G. Bullmann, Die rheinischen Orgelbauer Klein-Roetzel-Nohl, Teil 1, Giebing 1969, S. 76 ⋄ Restaurierungsbericht Orgelbau Klais, 2013 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 263 | Diese Orgel habe ich am 12.03.2006 das erste Mal in einem Gottesdienst gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 07.12.2023.