Füssen, St. Mang

Orgel im Mönchschor

Orgel von Andreas Jäger (Füssen), um 1750, teilweise rekonstruiert durch Josef Maier (Hergensweiler), 1995/96.


© Gabriel Isenberg, 18.10.2023
© Gabriel Isenberg, 18.10.2023

Zur historischen Chororgel im Mönchschor der Füssener St.-Mang-Basilika fehlen zeitgenössische Bauakten, jedoch dürfte das Instrument in zeitlicher Nähe zu der großen Hauptorgel um 1750 erbaut worden sein – sie ist zweifelsohne ein Werk des Füssener Orgelbaumeisters Andreas Jäger.

Als kleines „Raumwunder“ ist die Orgel in der Mitte des halbrunden Chorgestühls aufgestellt: Die großen Holzpfeifen des Subbass sind liegend im Gehäue untergebracht, weitere Pfeifen fanden zudem gekröpft an der Rückwand des Gehäuses Platz; die kleineren Metallpfeifen stehen auf den Windladen unmittelbar hinter der Spielanlage. Die Bälge befindet sich unterhalb der Orgel an der Decke im ehemaligen Kreuzganggewölbe und können über lederne Gurtriemen aufgezogen bzw. heutzutage auch elektrisch betätigt werden. Die Bestimmung der Orgel als Begleitinstrument zum Choral, aber auch zu mehrstimmiger Kirchenmusik mit Orchester lässt sich auch in der Gehäusegestaltung erkennen: So lassen sich die Gehäusedeckel des prospektlosen Instruments aufklappen und bilden damit langgestreckte Notenpulte für die weiteren Musiker.

Erhebliche Veränderungen erfuhr das Instrument 1898 durch den Füssener Orgelbauer Hermann Späth, der die Zahl der Manualregister von neun auf vier reduzierte, davon zwei völlig neu gefertigt, so dass von dem ursprünglichen Bestand nicht mehr viel übrig blieb. 1995/96 führte Josef Maier (Hergensweiler) eine akribische Restaurierung und Rekonstruktion aus. Dabei diente die erhaltene Jäger-Chororgel im Stift Stams im Inntal von 1757 als Orientierung. Es wurde auch die originale Stimmtonhöhe im Kammerton wiederhergestellt.

Die Füssener Chororgel ist – wenngleich nur ein geringer Bestandteil wirklich original erhalten ist – ein herausragendes Beispiel für die hohe Orgelbaukunst Andreas Jägers. Mit ihrem dezent-warmen Klang eignet sie sich hervorragend zum abwechslungsreichen Ensemblespiel, kann aber dennoch den Kirchenraum gut mit ihrem Klang füllen. Die wertvollen Intarsienarbeiten und das edle Nussbaumfurnier machen die Orgel zudem zu einem optischen Schmuckstück.

MANUAL | C/E–c³

Principal 8' [Holz]

Copl 8' [Holz]

Gamba 8' [C–H Prinzipal]

Octav 4'

Flaut 4' [Holz, gedeckt]

Superoctav 2'

Quint 1 1/3' [ab c¹ 2 2/3']

Mixtur [3f. 1']

Cimbl [2–3f. 2/3']

PEDAL | C/E–aº

[Subbass 16']

Kopplung


Mechanische Schleiflade.

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D-87629 Füssen | Magnusplatz 1


Quellen und Literatur: [Alfred Reichling,] Die Chororgel von St. Mang in Füssen. Festschrift anlässlich der Restaurierung der Chororgel von St. Mang, Füssen 1996 ⋄ Alfred Reichling, Andreas Jäger (1704–1773) und seine Orgelbauten für Füssen, in: Stephan Hörner/Friedrich W. Riedel (Hrsg.), Abt Gallus Zeiler OSB (1705–1755) und die Musikpflege im Kloster St. Mang in Füssen, Tutzing 2007, S. 131–143 ⋄ Helene von Rechenberg, Zu Zierde und Lob der Kirchen. Der Füssener Orgelbauer Andreas Jäger (1704–73): ein Rundgang zu seinen Orgeln in Lechstadt, in. Organ. Journal für die Orgel, S 24–29 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 655 | Diese Orgel habe ich am 18.10.2023 besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 27.10.2023.