Hilvarenbeek, Sint Petrus’ Banden

Orgel von Bernard Petrus van Hirtum (Hilvarenbeek), 1840–43.


© Gabriel Isenberg, 04.08.2011
© Gabriel Isenberg, 04.08.2011

Offenbar hatte es schon im 16. Jahrhundert eine Orgel in Hilvarenbeek gegeben, die beim großen Kirchenbrand 1615 zerstört wurde. Von 1648 bis 1798 wurde die Kirche von der reformierten Gemeinde genutzt; in dieser Zeit hatte sie keine Orgel.

Die Katholiken stellten 1798 wieder ein Orgel auf – ein kleines Instrument, das sie zuvor vermutlich schon in ihrer Scheunenkirche genutzt hatten. Diese Orgel kam 1816 in die protestantische Kirche in Oisterwijk, wo sie bis heute besteht. Man nimmt an, dass es sich dabei um die einzige noch erhaltene Orgel des Nicolaas van Hirtum handelt, der sich 1786 in Hilvarenbeek niedergelassen hatte.

Bernard Petrus van Hirtum, der 1816 zum Organisten in Hilvarenbeek wurde, schaffte 1816 eine größere, gebraucht erworbene Orgel mit 12 Registern für die Kirche an. Er renovierte das Instrument und versah es mit einem neuen Gehäuse. Diese Orgel hatte bis 1839 Bestand und wurde dann nach Haaren verkauft.

1840 begann Bernard Petrus van Hirtum mit dem 1838 vertraglich vereinbarten Bau einer neuen, großen Orgel für seine Heimatkirche. Gehäuse und Postitiv-Werk waren im Mai 1841 fertiggestellt, die komplette Orgel war 1843 fertig. Es ist van Hirtums größte Orgel und die einzige mit einem freien Pedal. Er pflegte die Orgel bis zu seinem Tod 1878; ein Jahr zuvor hatte sein Schüler und designierter Nachfolger Anthony Vingerhoets kleinere Reparaturen inklusive Änderung der Tonhöhe und der Intonation durchgeführt. Einige Jahre später ersetzte er die Cimbel im Hauptwerk durch eine Vox Humana 8'. Im Unterpositiv ersetzt er Quint 1 1/2' (Bass) und Sexquialter (Disk.) durch eine Flûte harmonique 8' (B/D).

Im Zuge des Kirchenumbaus 1904/05 durch Caspar Franssen wurde die steinerne Orgelempore abgerissen, so dass die Orgel 1906 ihren neuen Platz im Turm bekam. Die Fa. P. J. Vermeulen & Zonen (Weert) nahm die umfassenden Umbaumaßnahmen an der Orgel vor. Durch eine Drehung und Umbauten des Gehäuses befand sich die Spielanlage nun an der Vorderseite der Orgel.

Weitere Umbauten erfolgten 1919 (Einbau eines Magazinbalgs) und 1925 (Windmotor). Wenig später wurden alle Zungenstimmen entfernt und eingelagert. 1945/46 wurde die für van Hirtum typische Pedalklaviatur durch eine „normale“ Pedalklaviatur ersetzt, und anstelle des Bazuin 16' wurde eine Octaaf 2' eingebaut. Die alten Teile wurden auf dem Dachboden des Pfarrhauses aufbewahrt.

Eine erste Restaurierung und Rekonstruktion erfolgte 1969 durch die Fa. Gebr. Vermeulen aus Weert. Dabei wurde die ursprüngliche Aufstellung auf einer Empore vor dem Turm wiederhergestellt und das Gehäuse in seiner originalen Form rekonstruiert. Neben der Rückführung der Windanlage in die ursprüngliche Form erfolgte auch eine Wiederherstellung der Originaldisposition, wobei die Zungen und fehlenden Register rekonstruiert wurden. Als Stimmtonhöhe wurde wieder a¹ = 415 Hz festgelegt. Nach einer Restaurierung des Kirchturms führt die Fa. Vermeulen 1990 Reinigungs- und Reparaturarbeiten durch, bei denen die Bälge näher an die Orgel herangerückt werden. 1995 erfolgte eine Reparatur der Prospektpfeifen.

2005 führt der Orgelbauer Hans van Rossum (Wijk en Aalburg) größere Reparaturen an der Windversorgung und am Pfeifenwerk durch. In Absprache mit den Sachverständigen und dem Organisten wurde die ursprüngliche Tonhöhe wiederhergestellt und eine Umstimmung auf einen niedrigeren Winddruck vorgenommen. Außerdem wurde eine Valotti-Stimmung gewählt. Im Zuge dieser Restaurierungsarbeiten kamen auch die großen Skulpturen wieder auf das Hauptgehäuse. Weitere Restaurierungsarbeiten an der Mechanik und den Klaviaturen erfolgten 2015 durch Hans van Rossum. 2021 musste eine Stabilisierung der Emporenanlage vorgenommen werden, nachdem sich Empore und Orgel geneigt hatten.

Die Orgel zeigt sich heute wieder in der ursprünglichen Gestalt von 1840/43. Sie ist ein besonderes Zeugnis des Orgelbauers Bernard Petrus van Hirtum mit einem individuellen Charakter, das auch regelmäßig in Konzerten mit bedeutenden Künstlern zu hören ist.

I. POSITIEF | C–f³

Holpijp 8v:

Flutraver 8v: disc.

Bekfluit 8v: disc.

Praestant 4v:

Fluit 4v:

Octav 2v:

Waltfluit 2v:

Quint 1 1/2v: bas

Sexquialter 2sterk disc. [2 2/3']

Fagot 8v: bas

Clarionet 8v: disc.

Ventil

II. MANUAAL [HW] | C–f³

Bourdon 16v:

Praestant 8v:

Holpijp 8v:

Violdigambas 8v:

Octav 4v:

Gemshoorn 4v:

Fluit 4v:

Quint Fluit 3v:

Superoctav 2v:

Flageolet 1v:

Mixtuur 4sterk [1 1/3']

Cimbel 2sterk [2/3']

Cornet 4sterk [4' Disc.]

Trompet 8v: bas/disc.

Manuaalkopp.

Afsluiting [Sperrventil HW]

PEDAAL | C–c¹

Bourdon 16v:

Praestant 8v:

Octav 4v:

Bazuin 16v:

Pedaalkopp. [zum HW]

 

korrespondierende Züge links und rechts


Mechanische Schleiflade.

Winddruck: 63 mmWS.

Stimmtonhöhe: a¹ = 392 Hz.

Temperierung: Valotti.

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NL-5081 CB Hilvarenbeek | Vrijthof 33


Quellen und Literatur: www.brabantorgel.nl [17.05.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 423 | Diese Orgel habe ich am 04.08.2011 im Rahmen der 59. Internationale Orgeltagung in ’s-Hertogenbosch besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 17.05.2023.