Bolkerstraße • D-40213 Düsseldorf
In der Düsseldorfer Altstadt wurde 1684 die „Größere evangelische Kirche“ an der Stelle eingeweiht, an der die kleine reformierte Gemeinde 1610 ihr erstes Predigthaus errichtete. Sie ist sozusagen Mutterkirche der Düsseldorfer Gemeinden. Erst 1916 wurde sie nach Joachim Neander, dem „Rector der reformierten Lateinschule zu Düsseldorf“ (1674-79), einem berühmten Komponisten und Kirchenlieddichter, benannt. Der barocke, schlichte Saalbau ist mit einer Kanzel ausgestattet, die von Marcel Cagnon stammt, der Altar wurde nach einer Renovierung 1959 von Eva Limbach gestaltet.
Wenige Jahre nach der Fertigstellung der Kirche baute der Ratinger Orgelbauer Peter Weidtman (sen.) hier die erste Orgel mit 11 Registern auf einem Manual (Disposition: MAN Praestant 8’, Bordun 16’, Cornett 3f. Disk., Holpfeife 8’, Octave 4’, Holflöte 4’, Nasat 3’, Sesquialtera 2fach, Octave 2’, Mixtur 4f. 1 1/3’, Vox humana 8’, Tremulant). Diese Orgel wurde 1850-52 ersetzt durch einen Neubau von der Barmener Orgelbaufirma Ibach. Die frühromantisch geprägte Disposition besaß 26 Register auf zwei Manualen und Pedal. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Beschluss gefasst, dieses Instrument nicht zu sanieren.
Stattdessen wagte man den Schritt zu einem Neubau nach neuen Gesichtspunkten. Während etwa zehn Jahre zuvor in der benachbarten Johanneskirche ein großer Neubau im neobaro-cken Gewand verwirklicht worden war, sollte die neue Neanderkirchen-Orgel eine Synthese europäischer Orgelstile darstellen. Unter der Federführung von Gerhard Schwarz, dem damaligen Neanderkirchen-Organisten, bekam die österreichische Firma Rieger mit ihrem Leiter Joseph von Glatter-Götz den Auftrag, eine deutsch-französische Orgel zu bauen: deutsches Hauptwerk und Rückpositiv, dazu ein französisches Schwellwerk. Damit zog ein Stück Romantik in die Orgel ein, ohne das klassische Fundament aufzukündigen.
Das Werkprinzip zeigt sich ganz deutlich in der äußeren Gestalt der 1965 fertiggestellten Orgel, die in ihrer asymmetrischen Anlage doch klare Linien zeigt. Die Chamaden-Register sind in Anlehnung an den französischen Orgelbau gedacht. Aus heutiger Sicht ist die Neanderkirchen-Orgel zwar deutlich als Kind ihrer Zeit zu erkennen, doch war sie eines der ersten Instrumente, mit dem neue Wege im deutschen Orgelbau beschritten wurden.
Der Spielschrank ist unter dem Hauptwerks-Gehäuse eingebaut. Die mechanischen Registerzüge, die über den Kombinationsapparat auch elektrisch bewegt werden können, sind in je zwei senkrechten Reihen links und rechts neben dem Notenpult angebracht. Die Leuchtschalter für die Kombinationen liegen ganz außen neben den Registerzügen (links: Kombinationsschalter, rechts: Gruppenschalter, an beiden Seiten: Sequenzer).
Die Windladen sind nach dem Schleifladen-System gebaut. Die Trakturen sind mechanisch, wobei die elektrische Setzeranlage in die Registertraktur eingreift.
I. Rückpositiv C – c4 |
II. Hauptwerk C – c4 |
III. Schwellwerk C – c4 |
51 Holzflöte 8’ 50 Rohrpommer 4’ 49 Principal 2’ 48 Gemsquint 11/3’ 47 Terzsepta 13/5’ |
42 Gemshorn 16’ 41 Principal 8’ 40 Koppelflöte 8’ 39 Octave 4’ 38 Rohrflöte 4’ |
26 Principal 8’ 27 Schwebung 8’ 28 Gedacktflöte 8’ 24 Geigenoctave 4’ 25 Spitzgedackt 4’ |
46 Scharff 4-f. 1’ 45 Holzregal 16’ 44 Holzdulcian 8’ 43 RP-Tremulant 53 III/I |
35 Spitzoctave 2’ 36 Sesquialter 2-f. 37 Cornet 5-f. 8’ 34 Mixtur 6-f. 2’ 33 Buntzimbel [4fach] 1/2’ 32 Musette 8’ 31 Chamade 8’ 30 Clairon 4’ 29 HW-Tremulant 52 III/II 54 I/II |
23 Nazard 22/3’ 21 Q. de Nazard 2’ 20 Terz 13/5’ 19 Octave 1’ 22 Mixtur 4-7-f. 2’ 18 Trompete 16’ 17 Trompete 8’ 16 Trompete 4’ 15 SW-Tremulant |
Pedal C – g¹ |
Spielhilfen |
13 Principal 16’ 14 Subbass 16’ 12 Quint 102/3’ 10 Octave 8’ 11 Rohrpfeife 8’ 7 Octave 4’ 6 Octave 2’ 9 Sesquialter [2fach] 51/3’ 8 Hintersatz [6fach] 4’ 5 Bombarde 16’ 4 Sordun 8’ 3 Chamade 8’ 2 Chamade 4’ 1 PED.-Tremulant 55 III/P 56 II/P 57 I/P |
24 Freie Kombinationen (8x8) - Leuchtschalter linke Seite: S, 1 bis 8, T, Sequenzer - Leuchtschalter rechte Seite: 0, A bis H, Sequenzer Pistons: Koppeln und Kombinationen |
© Gabriel Isenberg, 2003
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