Orgel: Siegfried Sauer (Höxter-Ottbergen), 1978/79.
Gehäuse und historisches Pfeifenwerk: Joseph Laudenbach (Dülmen), 1878.
Die alte Kirche in Appelhülsen wurde beim großen Dorfbrand 1814 zerstört; ob es bis dahin schon eine Orgel in Appelhülsen gegeben hatte, ist nicht bekannt. Nach dem Brand musste die Gemeinde zunächst einige Jahre lang in der Tenne des alten Pfarrhauses ihre Gottesdienste feiern, bis am 27. Juli 1823 die heutige St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche eingeweiht werden konnte.
Für diese Kirche schaffte die Gemeinde 1827 von Johann Kersting aus Münster eine gebrauchte Orgel an, die Ende des 18. Jahrhunderts von Melchior Vorenweg für das Münsteraner Magdalenenhospital erbaut worden war. (Im gleichen Jahr 1827 ging übrigens der aus Appelhülsen gebürtige Bernhard Hüls nach Münster, um dort Mitglied der Domkapelle zu werden – in Münster wurde er später Domorganist und hat im Bistum Münster zahlreiche Orgelarbeiten als Revisor begleitet.)
1878 beschloss die Kirchengemeinde den Verkauf der alten Orgel, die laut einer Zeitungsannonce sechs Register besaß und sich noch in gutem Zustand befunden haben soll. Der Orgelbauer Joseph Laudenbach aus Dülmen lieferte im gleichen Jahr eine neue Orgel mit 17 Registern zum Preis von 3588 Goldmark.
1904 baute Franz Breil aus Dorsten eine neue Orgel mit 18 Registern auf pneumatischen Kegelladen, in der er in großem Umfang Pfeifenwerk sowie das Gehäuse der Laudenbach-Orgel wiederverwendete. Die 1917 für die Rüstungsindustrie des Ersten Weltkriegs abgelieferten Prospektpfeifen konnten 1925 ersetzt werden.
Im Laufe der Jahrzehnte verschlechterte sich der Zustand der Orgel, so dass ein Gutachten 1977 den Bau eines neuen Instruments empfahl. Den Orgelneubau führte die Orgelbauwerkstatt von Siegfried Sauer in Höxter-Ottbergen 1978/79 für 124.000 DM aus. Das Instrument hat 21 Register auf mechanischen Schleifladen mit elektrischer Registertraktur, wobei außer dem Gehäuse von 1878 auch etliche historische Pfeifen von Joseph Laudenbach wiederverwendet wurden.
Der Spieltisch ist an der rechten Seite des Gehäuses angebaut und verfügt über zwei freie Kombinationen und eine Pedalkombination als Spielhilfen. Die Pfeifen des II. Manuals stehen auf der Windlade im Untergehäuse, darüber das I. Manualwerk und an der linken Gehäuseseite das Pedalwerk. 2022 wurde die Orgel durch die Orgelbaufirma Fleiter in Münster-Nienberge generalgereinigt und grundüberholt. Die historischen Register fügen sich gut in den Klang der Stimmen von 1979 ein.
I. MANUAL | C–g³
Pommer 16'
Prinzipal 8'
Hohlflöte 8'
Viola di Gamba 8'
Oktave 4'
Flauto dolce 4'
Waldflöte 2'
Mixtur 4f. 1 1/3'
Trompete 8'
Koppel II–I
II. MANUAL | C–g³
Gedackt 8'
Spitzgamba 8'
Rohrflöte 4'
Sesquialter 2f.
Prinzipal 2'
Zymbel 3f.
Schalmey 8'
Tremulant
PEDAL | C–f¹
Subbaß 16'
Bartpfeife 8'
Choralbaß 4'
Hintersatz 4f.
Fagott 16'
Koppel II–P
Koppel I–P
Zwei freie Kombinationen, Tutti, Auslöser, Pedalkombination, Einzelabsteller.
D-48301 Nottuln-Appelhülsen | Marienplatz
Quellen und Literatur: Orgelakten im Pfarrarchiv Appelhülsen ⋄ Eigener Befund.
Nr. 692 | Diese Orgel habe ich am 08.05.2025 besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 14.05.2025.
www.orgelsammlung.de
© Dr. Gabriel Isenberg, 2023/25