Orgel von Westfälischer Orgelbau Siegfried Sauer (Höxter-Ottbergen), 2000.
Die erste Orgel in der am 27. August 1905 eingeweihten St.-Johannes-Kirche in Kreuztal wurde im Herbst 1906 von dem Orgelbauer Albin Hickmann (Dachwig) angeschafft – ein kleines Instrument mit vermutlich vier Registern, das zuvor bereits einige Jahre in einer anderen Kirche gestanden hatte. Schon sehr bald zeigte sich, dass das Instrument von schlechter Qualität war und auch weitere Reparaturen die Funktionssicherheit auf Dauer nicht gewährleistern konnten. Über eine größere Umbauarbeit, die sich von 1917 bis 1918 hinzog und bei der die Windladen unter Beibehaltung der Pfeifenstöcke neu als Kegelladen für sieben Register hergestellt werden sollten, ging der Orgelbaubetrieb Hickmann in Konkurs – die Orgel blieb unspielbar zurück. Stattdessen benutzte man seit 1917 das alte Harmonium aus der Schule zur Begleitung des Gemeindegesangs.
1924 schaffte die Gemeinde von der Fa. Anton Feith (Paderborn) eine gebrauchte Orgel mit sechs Registern an, die zuvor seit 1914 (vermutlich als Interimsorgel) in der Kirche St. Michael in der Dortmunder Westerbleichstraße gestanden hatte und nun in Kreutzal auf einer neuen Empore über dem Haupteingang ihren Platz fand.
Für die 1954/55 deutlich erweiterte St.-Johannes-Kirche war die 1924 angeschaffte Orgel klanglich jedoch nicht ausreichend. Und so hatte die Kirchengemeinde 1959 bereits die alte Orgel (Klais 1921) aus Niederfischbach aufgekauft, die zusammen mit dem bestehenden Instrument von 1924 durch den Siegener Orgelbauer Hans Dentler zu einer „neuen“ vereint werden sollte. Das Vorhaben kam jedoch aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Gemeinde und Orgelbauer nicht zustande. Stattdessen erhielt die Orgelbauwerkstatt Gebr. Stockmann in Werl den Auftrag zum Bau der neuen Orgel, deren 18 Register zum großen Teil aus dem Pfeifenmaterial der alten Niederfischbacher Orgel zusammengestellt wurden. Die Weihe des Instruments erfolgte am 3. Juli 1960.
Im Zuge der Kirchenrenovierung 1990 wurde die Stockmann-Orgel entfernt. Bis zum Bau einer neuen Orgel musste man sich über zehn Jahre mit Interimslösungen behelfen – zunächst ab 1992 mit einer kleinen » Leihorgel der Fa. Stockmann, dann ab 1997 mit einem Elektronium.
Im Jahr 1997 erfolgte die Auftragsvergabe zum Bau der neuen Orgel an die Orgelbauwerkstatt Siegfried Sauer in Höxter-Ottbergen. Durch den zwischenzeitlichen Konkurs und die Neugründung des Orgelbaubetriebs verzögerte sich die Ausführung um über ein halbes Jahr. Dennoch konnte der Auftrag nach Neugründung der Firma aufrechterhalten werden, so dass am Pfingstmontag, den 12. Juni 2000 das neue Instrument – als „Opus 1“ der neuen Firma „Westfälischer Orgelbau Siegfried Sauer“ – eingeweiht werden konnte.
Die Disposition wurde von Domorganist Helmut Peters (Paderborn) entworfen, die Intonation führte Bernhard Buschmeier aus. Mit ihren 18 klingenden Registern und drei Pedaltransmissionen verfügt die Orgel über zahlreiche Klangfarben, die sich sehr gut in den Kirchenraum einfügen. DIe 16'-Posaune mit ihrer vollen Becherlänge verleiht dem in sich abgerundeten Gesamtklang eine sonore Grundlage.
I. HAUPTWERK | C–g³
Prinzipal 8’
Rohrflöte 8’
Oktave 4’
Hohlflöte 4’
Quinte 2 2/3’
Superoktave 2’
Mixtur 4f. 1 1/3’
Trompete 8’
Koppel II–I
II. SCHWELLWERK | C–g³
Bleigedackt 8’
Salicional 8’
Blockflöte 4’
Nasat 2 2/3’
Quarte 2’
Terz 1 3/5’
Sifflöte 1 1/3’
Hautbois 8’
Tremulant
PEDAL | C–f¹
Subbaß 16’
Prinzipalbaß 8’ [Tr. HW]
Flötbaß 8’ [Tr. HW]
Choralbaß 4’ [Tr. HW]
Posaune 16’
Koppel II–P
Koppel I–P
Mechanische Schleiflade.
D-57223 Kreuztal | Pfarrstraße 4
Quellen und Literatur: Gabriel Isenberg, Die Geschichte der Orgeln, in: Alfons Goris und Wolfgang Kay (Hg.): Zur Geschichte der katho-lischen Pfarrei St. Johannes Kreuztal –
Festschrift aus Anlass der Grundsteinlegung vor 100 Jahren, Kreuztal 2004, S. 348–354 ⋄ Pfarrarchiv St. Johannes Kreuztal, Orgelakten ⋄ Eigener Befund.
Nr. 91 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 08.06.2000, wenige Tage vor der Weihe, gespielt. Danach mehrfach in Gottesdiensten und Konzerten.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 09.12.2024.
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© Dr. Gabriel Isenberg, 2023