Alpen, ev. Kirche

Orgel von Jakob Engelbert Teschemacher (Elberfeld), 1782.

Umgebaut und erweitert durch Willi Peter (Köln), 1957.


Kirche

Die evangelische Kirche in Alpen gilt als eine der ältesten Kirchen am Niederrhein, die für eine reformierte Gemeinde gebaut wurde. Dies verdankt die Gemeinde der Kurfürstin Amalie, der Gemahlin des Kurfürsten Friedrich III. („des Frommen“) von der Pfalz. Sie war 1598 als Witwe in ihre Herrschaft Alpen zurückgekehrt und lebte dort auf dem Schloss, wo sie 1539 auch geboren war. Für die reformierte Gemeinde wollte sie die Nikolai-Kapelle unweit des Schlosses erweitern und zu einer Kirche ausbauen lassen. Doch zuvor starb sie 1602 und ihr Schwager Graf Arnold von Bentheim erfüllte ihr diesen Wunsch. 1604 wurde der Bau fertiggestellt. Nach dem großen Stadtbrand wurde die Kirche 1716-18 wieder aufgebaut und erhielt dabei ihre typische Barockgestalt.

Orgel

Nach dem Brand und Wiederaufbau der Kirche konnte die Einrichtung nur allmählich durch Spenden wieder zusammengestellt werden. So dauerte es auch einige Jahre, bis Graf Ludwig von Bentheim der Alpener Gemeinde 1750 die kleine Orgel aus seiner Schlosskapelle in Burgsteinfurt schenkte. Doch das Instrument war auch schon älter und konnte in jederlei Hinsicht bald kaum noch befriedigen.

So fasste das Presbyterium den Bau einer neuen Orgel ins Auge. Der berühmte bergische Orgelbauer Jakob Engelbert Teschemacher aus Elberfeld stellte 1772 einen Kostenanschlag für ein neues Werk mit 9½ Stimmen und angehängtem Pedal auf. Doch dauerte es mehrere Jahre, bis die Gemeinde endlich das Geld zum endgültigen Bauauftrag zusammen hatte. Die alte Orgel ging an die lutherische Kirche in Pfalzdorf. Teschemacher war zu diesem Zeitpunkt schon fast 70 Jahre alt und übergab die Ausführung der Pläne seinem Meistergesellen Gerhard Schrey. Er begann 1780 mit dem Bau der Orgel, am 4. August 1782 konnte die Orgel von der Gemeinde in Dienst genommen werden.

1909 wurden die Zungenstimmen durch neue Pfeifen ersetzt. In Folge eines Artilleriebeschusses im Ersten Weltkrieg stürzte eine Gewölbekappe auf die Orgel. Die direkten Schäden hielten sich in Grenzen, doch die Feuchtigkeit, die durch das offene Dach in die Kirche drang, setzte dem Werk zu. So gab es in den 1930er Jahren bereits Überlegungen, die Orgel durch ein neues Instrument zu ersetzten. Doch schaltete sich der damalige Landeskonservator ein, der die gesamte Orgel unter Denkmalschutz stellen ließ.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ergab sich für die Gemeinde die Möglichkeit, eine alte Orgel von 1737 (deren Erbauer unbekannt ist) ohne Gehäuse anzukaufen. Diese Bestandteile wurden beim Umbau 1957/58 durch den Kölner Orgelbauer Willi Peter als Brustpositiv-Werk in die Teschemacher-Orgel integriert (Opus 80 der Firma Peter). 1976 wurde die Orgel von Peter generalüberholt.

In der Gehäusefront ist die Inschrift „Futura contemplans beatus • Anno 1782“ zu lesen: „Selig, wer an die zukünftige Herrlichkeit denkt“.

Der Spielschrank befindet sich in die rechte Seite des Orgelgehäuses eingelassen. Die Registerzüge sind rings um das Notenpult angeordnet. Oben liegen die Züge für das Hauptwerk nach Stellung der Register auf der Lade (2. Manual), links die Züge für das Positiv (1. Manual) und rechts die Pedalregisterzüge. Die Koppeln und der Tremulant werden über Hakentritte über der Pedalklaviatur eingeschaltet.

Klanglich ist das Instrument heute ziemlich weit von der ursprünglichen Teschemacherschen Intonation entfernt. Die Orgel spricht vielmehr eindeutig die Sprache der Werkstatt Peter in den 1950er Jahren – in sich abgerundet und deutlich, aber nicht „barock“. Die Temperatur ist gleichschwebend.

Die Windladen nach dem System der Schleiflade sind über mechanische Spiel- und Registertraktur zu bedienen. Die Teilung in Bass und Diskant liegt bei hº/c¹. Das angehängte Pedal bei Teschemacher hatte den Umfang bis fº.

Disposition

I. UNTERWERK | C–c³

Metallgedackt 8'

Nachthorn 4'

Principal 2'

Quinte 1 1/3' (Disk.)

Oktavzimbel [2f.] 1/2'

Geigend-Regal 8'

II. HAUPTWERK | C–g³

Principal 4'

Bordun 8'

Violin 8' (Disk.)

Quintadena 8' (Bass/Disk.)

Flöte traverso 4'

Undamaris 8' (Disk.)

Octave 2'

Sesquialtera [2f.] 1 1/3' (Bass)

Cornett 3f. [3'] (Disk.)

Mixtur 3f. 1'

Trompete 8' (Bass/Disk.)

Vox humana 8' (Disk.)

Tremolo

Koppel I–II

PEDAL | C–d¹

Gedacktpommer 16'

Offenbass 8'

Oktavbass 4'

Hintersatz 3f.

Liebl. Posaune 16'

Koppel II–P

Koppel I–P


Mechanische Schleiflade.

Bildergalerie

Burgstraße • D-46519 Alpen

© Gabriel Isenberg, 2003