Bad Berleburg

Ev. Stadtkirche

Orgel: Dieter Noeske (Rotenburg/Fulda), 1975.


Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)
Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)

Die 1575 geweihte Kirche in Bad Berleburg im Bereich des heutigen Goetheplatztes beim Schloss war nicht der erste Kirchbau an dieser Stelle – die Vorgängerkirche war mehrfach durch Brände beschädigt worden.

Vermutlich erhielt die Kirche bereits Ende des 17. / Anfang des 18. Jahrhunderts die erste Orgel, denn laut Berleburger Kirchenchronik übernahm der Praeceptor Schmelzer 1707 auch das Organistenamt. Der erste nachgewiesene Orgelneubau erfolgte 1726 durch Johann Caspar Kirchner aus Neuwied. Mit 20 Registern, die auf zwei Manualwerke und Pedal verteilt waren, war das Instrument für die damaligen Verhältnisse recht groß dimensioniert. In den folgenden Jahren mussten jedoch immer wieder Reparaturen durchgeführt werden, und 1796 urteilte der Orgelbauer Christian Kleine recht hart über das Instrument – unter anderem kritisierte er, dass Kirchner „seine Laden und Windführungen nicht mathematisch [hat] wissen abzutheilen“, weswegen die Orgel unter Windmangel leide.

Den Berleburger Stadtbrand von 1825 überstand die Kirche zwar ohne größere Schäden, dennoch war sie in zunehmend marodem Zustand, weshalb man bereits 1830 die Orgel zum Schutz ausbaute und einlagerte. 1837 bis 1839 folgte der Abriss der Kirche. Danach dauerte es etliche Jahre zum Bau der neuen evangelischen Stadtkirche, mit deren Bau 1857 begonnen werden konnte. Die Pläne im damals in Preußen üblichen klassizistischen Stil entwarf Baurat Buchholz (Arnsberg), verändert und ergänzt durch Vorschläge von Oberbaurat Stüler (Berlin) und König Freidrich Wilhelm IV. Die Kirche wurde am 12. Mai 1859 eingeweiht.

Die eingelagerten Teile der alten Orgel konnten für die neue Kirche jedoch nicht mehr verwendet werden, da unter anderem ein Großteil der Metallpfeifen gestohlen worden war. Die Versteigerung der noch vorhandenen Reste kam schließlich der Kirchenbaukasse zugute. 1859 erfolgte dann der Bau einer neuen großen Orgel mit 21 Registern durch die Gebr. Weil in Neuwied. Im Rahmen eines längeren Beratungsprozesses hatte sich die Gemeinde hiermit gegen die Empfehlungen aus Berlin durchgesetzt, die zu einem künstlerisch ambitionierteren Instrument geraten hatten. 1905 nahm vermutlich Eduard Vogt aus Korbach kleinere Dispositionsänderungen vor. 1953 baute die Lübecker Orgelbaufirma Emanuel Kemper & Sohn die Orgel im neobarocken Sinne um.

Das heutige Instrument ist ein Neubau der Orgelbauwerkstatt Dieter Noeske aus Rotenburg an der Fulda und wurde am 16. März 1975 eingeweiht. Der Neubau wurde von dem Sachverständigen Eberhard Eßrich aus Lüdenscheid begleitet. Die Orgel hat 28 Register, verteilt auf Haupt-, Brust- und Pedalwerk. Das Brustwerk ist mit Flügeltüren zu verschließen (im Spieltisch ist ein Tritt eingebaut, der für den späteren Einbau eines Jalousieschwellers vorgesehen ist). Im Prospekt von Haupt- und Pedalwerk stehen Pfeifen von Prinzipalbaß 8’ und Prinzipal 8’. Der Spieltisch ist in die Orgelfront eingebaut. Die Spielhilfen sind sowohl per Handschalter unter dem ersten Manual als auch per Fußtritt zu bedienen.

2016 wurde die Orgel durch Orgelbaumeister Friedrich Kampherm (Verl) gereinigt und überholt. Dabei wurden auch die eingesackten größten Prospektpfeifen wieder gerichtet und mit Zinkeinsätzen stabilisiert.

I. HAUPTWERK | C–g³

Prinzipal 8’

Koppelflöte 16’

Spillpfeife 8’

Oktave 4’

Spitzflöte 4’

Waldflöte 2’

Rauschwerk 2 2/3’ + 2’

Mixtur 4–6f. 1 1/3’

Trompete 8’

Manualkoppel II–I

II. BRUSTWERK | C–g³

Gedackt 8’

Viola di Gamba 8’

Vox coelestis 8’

Blockflöte 4’

Prinzipal 2’

Nasat 1 1/3’

Sifflöte 1’

Sesquialtera 2–3f.

Scharff 3f. 2/3’

Fr. Oboe 8’

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Untersatz 16’

Prinzipalbass 8’

Gedacktbass 8’

Hohlflöte 4’

Rohrpfeife 2’

Baßsesquialtera 5 1/3’ + 3 1/5’

Hintersatz 4f. 2’

Posaune 16’

Clairon 4’

Pedalkoppel I–P

Pedalkoppel II–P


Zwei freie Kombinationen mit Organo Pleno und Handregister, freie Pedalkombination, Zungen-Einzelabsteller.

Schleiflade mit elektrischer Register- und mechanischer Spieltraktur.


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D-57319 Bad Berleburg | Schlossstraße 18


Quellen und Literatur: Festschrift zur Orgelweihe am 16.03.1975 ⋄ Friedhelm Bender, Die Orgeln des ehemaligen Kreises Wittgenstein, Examensarbeit, Siegen 1976, S. 13–22⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel (Teil 2): Orgelinventar des Kreises Siegen-Wittgenstein von den Anfängen bis 1945, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Bd. 98 (2020), S. 83–225, hier S. 185–188 ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel. Die Geschichte der Orgeln in Wittgenstein, Vortrag in der kath. Kirche St. Petrus und Anna in Bad Laasphe am 1. Juli 2018 ⋄ Orgelbau Kampherm ⋄ Eigener Befund.

Nr. 300 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 17.05.2008 im Rahmen eines Konzerts gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 31.05.2025.