Mantova (Mantua)

Basilica e Concattedrale Sant’Andrea Apostolo

Orgel: Fratelli Serassi (Bergamo), 1850 im Gehäuse von 1788/90.


© Gabriel Isenberg, 20.10.2010
© Gabriel Isenberg, 20.10.2010

Die Basilika Sant'Andrea in Mantua entstand ab 1472 an der Stelle einer älteren gotischen Kirche. Markgraf Ludovico Gonzaga hatte Leon Battista Alberti mit dem Bau beauftragt – das neue Gotteshaus sollte ein Symbol seiner Macht über die Stadt und des Ansehens des Hauses Gonzaga sein. Alberti verstarb aber noch im Jahr des Baubeginns, die Arbeiten zogen sich über mehrere Jahrzehnte hin: 1494 war die erste Bauphase abgeschlossen und 1514 war die Kirche fertiggestellt. Ihre heutige Gestalt mit Vierung und Tambourkuppel erhielt die Kirche erst im 18. Jahrhundert. Architekt der Vervollständigung und der Kuppel war Filippo Juvara 1732. Die Kirche trägt den Titel einer Basilica minor und ist Konkathedrale des Bistums Mantua.

Bereits 1387 scheint – noch für die alte Kirche – die erste Orgel angeschafft worden zu sein: Maestro Nicola erhielt laut chronikalischen Aufzeichnungen 50 Dukaten für den Bau einer Orgel. Weitere Ausgaben sind in den Jahren 1391 und 1397 für einen Maestro Martino zur Instandhaltung der Orgel verzeichnet. Kurz vor 1538 muss für die neu erbaute Kirche eine neue Orgel angeschafft worden sein, wie aus einem negativen Urteil des Bologneser Orgelbauers Vincenzo Guidelotto über das Werk seines (namentlich nicht genannten) Orgelbauer-Kollegen hervorgeht. Diese Orgel wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch ein neues Instrument ersetzt, das in einem Schriftstück vom 30. Dezember 1605 als erst kürzlich angeschafftes „nobilissimo organo“ bezeichnet wird.

Nach Aufhebung der mantovanischen Klöster im Jahr 1783 kam die Orgel des dortigen Karmeliterklosters, erbaut zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Costanzo Antegnati, einem Mitglied der berühmten Orgelbauerfamilie aus Brescia, nach Sant'Andrea. Hier wurde sie 1788/90 von Andrea und Luigi Montesanti für den Bau einer neuen großen Orgel verwendet. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden bis heute erhaltenen Choremporen und das klassizistische Orgelgehäuse, entworfen von Paolo Pozzo.

Luigi Montesanti vergrößerte 1826–28 das Instrument und passte es dem musikalischen Geschmack der Zeit an. Doch nach weiteren Reparaturen 1836 und 1838 durch Ferdinando Montesanti war das Verlangen nach einem „modernen“ Instrument so groß, dass die Antegnati/Montesanti-Orgel verkauft wurde: Sie kam 1845 nach Governolo, wo sie in stark veränderter Form bis heute erhalten ist.

Und für Sant'Andrea beauftragte man die renommierte Orgelbauwerkstatt der Fratelli Serassi mit dem Bau einer neuen großen Orgel. Das 1850 fertiggestellte Opus 604 gehört zu den größten Instrumenten dieser Firma. 1857 und 1876 führte Giacomo Locatelli einige kleinere Renovierungsarbeiten durch. Im Laufe der Jahre fanden immer wieder Veränderungen statt, v. a. das Organo espressivo wurde erweitert. 1972 erfolgte durch die Orgelbauwerkstatt Vegezzi-Bossi (Centallo) eine Restaurierung mit Rückführung des Organo espressivo auf den Ursprungszustand. Die Firma „Ceciliana“ aus Padua schloss die Arbeiten ab. Dabei wurde die Serassi-Orgel von 1845 in der Wallfahrtskirche Santa Maria delle Grazie (Brescia) als Referenz für Rekonstruktionen genommen. Eine erneute Restaurierung führte die Werkstatt Barthélémy Formentelli (Verona) im Jahr 2007 durch.

Die Spielanlage ist frontal in die Orgel eingebaut. Links neben ihr befindet sich im Untergehäuse das Organo espressivo mit horizontalen Schwellklappen. Die Registerzüge für dieses Werk befinden sich auf der linken Seite der Spielanlage. Rechts sind die Hebel fürs Grand’Organo untereinander in zwei Reihen angeordnet (linke Reihe Concertino, rechte Seite Ripieno). Koppeln und Spielhilfen sind als Hakentritte oberhalb der Pedalklaviatur gebaut. Rechts neben der Pedalklaviatur sind die Tritte für Rollante, Istrumenti II, die Combinazione alla lombarda sowie für Tiratutti. Die Bass/Diskant-Teilung liegt bei hº/c¹.

I. ORGANO ESPRESSIVO | C–c⁴

Principale ne’ bassi

Principale ne’ soprani

Ottava ne’ bassi

Ottava ne’ soprani

Quinta decima ne’ bassi

Quinta decima ne’ soprani

Decima nona

Vigesima seconda

Vigesima sesta e nona

Cornetto in Duodecima, Quintadecima e in Terza maggiore

Viola ne’ bassi

Flauto a camino [soprani]

Flauto in ottava [soprani]

Fagotto ne’ bassi

Trombe soprani

Clarone bassi

Violoncello ne’ soprani

Oboe ne’ soprani

Voce umana (ne’ soprani)

II. GRAND’ORGANO | C–c⁴

Terza mano

Principale IV soprani

Corni [di bassetto 16’ soprani]

Cornetto I in ottava e in duodecima

Cornetto II in decimaquinta e in terza maggiore

Fagotto bassi

Trombe ne’ soprani

Clarone bassi [4’]

Clarone bassi [2’]

Trombe di 16 piedi ne’ soprani

Corno inglese ne’ soprani [16’]

Violone ne’ bassi [8’]

Viola ne’ bassi [4’]

Flutta reale

Flutta alemanna

Flauto in ottava bassi

Flauto in ottava soprani

Ottavino ne’ soprani

Voce umana

 

AI PEDALI | C–d¹

Bombarda alli pedali

Tromboni allo pedali

Timballi [vacant]

 

Principale bassi di 16 p.

Principale soprani di 16 piedi

Principale I bassi

Principale I soprani

Principale II bassi

Principale II soprani

Principale III soprani

Ottava bassi

Ottava soprani

Ottava II b+s

Duodecima

Decima quinta I

Decima quinta II b+s

Decima nona

Vigesima seconda

Decima nona e Vigesima seconda

Vigesima sesta e nona

Trigesima terza e sesta

Quadragesima e quadragesima terza

 

AI PEDALI | C–d¹

Contrabassi con rinforzi

Contrabassi con ottave

Bassi armonici

Ripieno alli pedali


ACESSORI

Pedaletti sul fronte da sinistra:

Unione G.O. al pedale

Unione O.E. al pedale

Unione dei due organi

Tremolo

Fagotto

Corno inglese

Trombe

Ottavino

Istrumenti primo

Espressione O.E.

Terza mano

 

A destra, dal fondo:
Rollante
Istrumenti secondo
Combinazione libera (alla lombarda)
Tiratutti



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I-46100 Mantova (MN) | Piazza Andrea Mantegna 1


Quellen und Literatur: Mario Levri, Gli organi di Mantova: ricerche d'archivio, Mantova 1976, S. 29-31 und 37 ⋄ L’Organo Montesanti 1790–1828. La Storia - il Restauro, Governolo 2001 ⋄ www.voxorganalis.it [01.06.2025] ⋄ Eigener Befund.

Nr. 392 | Diese Orgel habe ich am 20.10.2010 im Rahmen einer Exkursion im Rahmen des Kirchenmusikstudiums gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 01.06.2025.