Orgel: Pereboom & Leijser (Maastricht), 1890.
Gehäuse und z. T. Pfeifenwerk: Joseph Binvignat / Lambert Houtappel (Maastricht), 1785 (teilweise 1717).
Der Ort Montzen in der wallonischen Provinz Lüttich liegt unweit des Dreiländerecks Deutschland-Belgien-Niederland. Die erste Kirche aus dem 14. Jahrhundert wurde 1784 durch einen Neubau nach Plänen des Aachener Architekten Moretti ersetzt. Nach dem Einsturz des Kirchturms wurde 1865 der heutige Turm gebaut; auch die Seitenkapellen stammen aus dieser Zeit. Die Schäden des Zweiten Weltkriegs wurden kurz nach Kriegsende behoben.
Eine mutmaßlich aus dem 17. Jahrhundert stammende Orgel wurde 1717 von dem bis in die 1730er-Jahre in Aachen nachweisbaren Orgelbauer Rembold Henseler im Zuge des Orgelneubaus für Montzen in Zahlung genommen.
In der neuen Kirche bauten Joseph Binvignat und Lambert Houtappel aus Maastricht 1785 eine neue Orgel, in der auch Pfeifenmaterial aus der alten Orgel von Rembold Honseler wieder Verwendung fand. Kleinere Arbeiten erfolgten 1809 durch Joseph und Adam Binvignat, 1826 durch François Misero und 1874 durch Christian Wendt (Aachen).
Die heutige Orgel baute die renommierte Maastrichter Werkstatt Pereboom & Leijser im Jahr 1890. Neben dem Gehäuse von 1785 wurde bei dem Neubau erneut eine große Zahl älterer Pfeifen wiederverwendet. Nachdem die Orgel durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg leichte Schäden genommen hatte, führte die Firma Joris (Aerschot) eine Wiederherstellung durch. 1996 erfolgte eine Restaurierung durch Guido Schumacher in Baelen. Dabei wurde unter anderem das Gehäuse um 20 cm nach vorne gerückt, so dass das gesamte Gehäuse nun vor dem Turmbogen Platz hat.
Das Récit ist hinter dem Hauptgehäuse im Turmraum untergebracht. Die Schwellerjalousien sind hinten über den drei mittleren Pfeifenfeldern des Hauptgehäuses zu sehen. Hinter dem Récit ist ebenerdig die Windlade für die Bombarde 16’ aufgestellt, die beiden übrigen Pedalregister sind auf pneumatischem Wege aus dem Hauptwerk transmittiert. Der Spielschrank ist mittig in die Gehäusefront eingebaut. Die großen Registerzüge sind oberhalb und rechts vom Notenpult angeordnet. Die Hilfstritte liegen links über der Pedalklaviatur. Der metallene Expressif-Tritt ist etwa mittig positioniert. Die Schwellwirkung des Récit ist allerdings sehr gering. Die Beschriftung der Züge und Tritte ist auf großen Emaille-Schildern angebracht.
I. GRAND ORGUE | C–g³
Montre 8'
Bourdon 16'
Flûte Harmon. 8'
Bourdon 8'
Viole de Gambe 8'
Praestant 4'
Flûte 4'
Doublette 2'
Fourniture [3f.]
Cornet [5f. ab cis¹]
Trompette 8'
Claviers [Koppel II–I]
II. RÉCIT EXPRESSIF | C–g³
Diapason 8'
Salicional 8'
Bourdon 8'
Voix Céleste [8'] [ab cº]
Flûte 4'
Trompette 8'
Basson Hautbois [8']
Voix Humaine [8']
Trémolo
PEDAL | C–d¹
Soubasse 16' [Transm.]
Flûte 8' [Transm.]
Bombarde 16'
Gr.org.péd. [Koppel I–P]
Récit Péd. [Koppel II–P]
Forté G. O. [Appel für Doub. 2’, Fourn., Cornet, Trp. 8’]
Mechanische Schleiflade.
B-4850 Plombières/Montzen | Place communale
Quellen und Literatur: Erik van der Heijden, Orgellandschaft zwischen Maas und Rhein, Mettlach 2005, S. 118-120 ⋄ Eigener Befund.
Nr. 238 | Diese Orgel habe ich am 01.08.2005 im Rahmen der GdO-Orgeltagung in Maastrich besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 05.06.2025.
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© Dr. Gabriel Isenberg, 2023/25