Orgel: Josef Grafenauer (Egg), 1855.
Auf einer Anhöhe am nördlichen Ortsrand von Reisach bei Kirchbach im Gailtal (Kärnten) liegt die Pfarrkirche St. Peter und Paul. Das spätklassizistische Gotteshaus wurde 1850 erbaut; das Erdgeschoss des an der Nordseite angebauten Turms stammt noch von dem gotischen Vorgängerbau. Die historistischen Gewölbemalereien stammen von Felix Barazzutti aus dem Jahr 1888; zur selben Zeit wurden die drei romanisierenden Altäre aufgestellt.
Die Anschaffung einer Orgel wurde fünf Jahre nach Fertigstellung der Kirche durch eine hohe Spendenbereitschaft der Reisacher Gemeindemitglieder möglich. Die Orgel ist ein Werk des Gailtaler Orgelbauers Josef Grafenauer und konnte zu Weihnachten 1855 das erste Mal gespielt werden.
Im Jahr 1907 intonierte Alois Fuetsch aus Lienz die Orgel neu und fertigte ein neues Gebläse. Die Prospektpfeifen aus Zinn mussten im Ersten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie ausgebaut werden.
Im Zuge des späteren Wiedereinbaus neuer Prospektpfeifen wurde auch das Salizional 8' als weiteres Manualregister hinzugefügt. Um 1989 setzte der Orgelbauer Walter Ottitsch aus Ludmannsdorf die
Orgel instand. Die Orgel wurde 77 Jahre lang durch den Schneidermeister Albin Wieser gespielt – seit seinem Tod 1997 gibt es keinen Organisten mehr vor Ort.
Das spätklassizistische Gehäuse ist in seiner Form dem Hauptaltar von 1888 ähnlich. Der dreigeteilte Prospekt gliedert sich in den Hauptturm, der von einem hohen Spitzgiebel bekrönt ist, und die
beiden in der Größe nach außen abfallenden Seitenfelder. Die Windanlage steht hinter dem Gehäuse, ein Tritt zur mechanischen Winderzeugung ist noch vorhanden. Der Spieltisch ist freistehend vor
der Orgel gebaut, so dass der Organist in das Kirchenschiff blickt.
Die einfachen hölzernen Registerzüge liegen in einer Reihe über dem Manual, wobei keine optische Trennung zwischen Pedal- und Manualregistern gemacht ist. Links am Spieltischgehäuse ist der kleinere Koppelzug angebracht, der zum Einschalten leicht eingehakt werden muss. Entsprechend befindet sich an der rechten Seite der nachträglich hinzugefügte Zug des Salizional 8’. Im Vergleich zu anderen Kärntner Orgeln aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Manualumfang bis f³ ungewöhnlich, scheint aber original zu sein.
MANUAL | C–f³
Gedeckt 8'
Flöte 8'
Gamba 8'
Salizional 8'
Oktav 4'
Flöte 4'
Quinte 2 2/3'
Mixtur 2f. [2 2/3']
PEDAL | C–cº
Prinzipalbaß 16’
Oktavbaß 8’
Posaune 8’
Pedalkoppel
Mechanische Schleiflade.
A-9633 Reisach 35
Quellen und Literatur: Bernhard Trebuch, Check-List der Orgeln des Bezirkes Hermagor (Kärnten), Wien, 1987, S. 24 ⋄ Diözesanarchiv Klagenfurt, Militaria-Akten 1917, Kt. 5,
Orgelbeschreibungsbogen ⋄ Frdl. Mitteilungen von Pfarrer Josef Dettelbacher (Reisach) nach den Orgelakten im Pfarrarchiv und von Orgelbaumeister Bernhard Ottitsch (Ferlach) ⋄ Eigener
Befund.
Nr. 127 | Diese Orgel habe ich am 30.07.2001 zum ersten Mal gespielt und danach noch mehrfach besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 26.04.2025.
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