Rietberg

Klosterkirche St. Katharina

Orgel: Orgelbau Speith (Rietberg), 1991.

Gehäuse und Teil des Pfeifenwerks: Vermutl. Adolph Capellmann (Geseke) oder Johann Patroclus Möller (Lippstadt), 1747.


© Gabriel Isenberg, 29.04.2016
© Gabriel Isenberg, 29.04.2016

1618 ließen sich die Franziskaner im ostwestfälischen Rietberg nieder. Die am 15. November 1629 geweihte Klosterkirche wurde 1716–25 erweitert. Anders als an den meisten anderen Orten wurde das Rietberger Franziskanerkloster zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht aufgehoben und bestand noch bis 1975. Die Klosterkirche wurde 1888 neu eingewölbt und musste nach dem Klosterbrand 1935 renoviert werden. Die letzte umfassende Innenrestaurierung wurde 2007 abgeschlossen.

Von einer ersten Orgel berichtet die Klosterchronik 1645 – diese wird kurz nach der Fertigstellung der Klosterkirche entstanden sein. Eine größere Reparatur, bei der unter anderem neue Bälge angefertigt wurden, ist für das Jahr 1697 belegt.

Nach der Kirchenerweiterung zu Beginn des 18. Jahrhunderts reichte die alte Orgel vermutlich für den größeren Raum nicht mehr aus, so dass man 1747 für 1000 Reichstaler eine neue Orgel anschaffte. Wer der Erbauer dieser Orgel war, ist archivalisch nicht belegt, Baumerkmale weisen jedoch auf die Orgelbauer Adolph Cappelmann aus Geseke oder Johann Patroclus Möller aus Lippstadt hin. Die Orgel hatte ursprünglich 22 Register und ein angehängtes Pedal.

Ein erster Umbau der Orgel erfolgte 1850 durch den seit 1848 in Rietberg ansässigen Orgelbauer Bernhard Speith. Dabei verlegte Speith das Rückpositiv in das Hauptgehäuse und ergänzte ein eigenständiges Pedal; die Disposition wurde verändert. Im Zuge der Neueinwölbung und neogotischen Umgestaltung der Kirche entfernte man in den 1890er Jahren den barocken Figurenschmuck am Gehäuse. 1927 stellte Johann Speith die Orgel auf pneumatische Kegelladen um und veränderte die Disposition im spätromantischen Sinne – die Wiedereinweihung war am 22. Mai 1927.

Ihre heutige Form erhielt die Orgel 1991 durch eine umfassende Renovierung und Rekonstruktion, die erneut die Orgelbauwerkstatt Speith, nun unter Leitung von Günther Müller, vornahm. Dabei handelte es sich um einen technischen Neubau, der sich an die ursprüngliche Form der Barockorgel anlehnte. Das Hauptgehäuse wurde auf der Empore weiter nach hinten versetzt, so dass das Rückpositiv nun wieder im Rücken des Spielers ist, der an der Spielanlage im Fuß des Hauptgehäuses sitzt. Fünf Register stammen noch aus der Barockorgel, vier Manualregister sowie alle Pedalregister (außer Nachthorn 2') sind von Speith 1927. Die Intonation führten Günther Müller und Hugo Weidemann aus.


I. RÜCKPOSITIV | C–g³

Rohrflöte 8'
Quintade 8' °
Principal 4'
Duesflöte 4' *
Nasard 2 2/3'
Waldflöte 2'
Terz 1 3/5'
Quinte 1 1/3'
Scharff 4f.
Krummhorn 8'
Tremulant

II. HAUPTWERK | C–g³

Bordun 16' °
Principal 8'
Lieblich Gedackt 8' *
Viola da Gamba 8' °
Octave 4'
Spitzflöte 4' *
Quinte 2 2/3' °
Octave 2'
Kornett 3f. * [hochgebänkt]
Mixtur 4f.
Cimbel 3f.
Trompete 8' °
Tremulant

Koppel I-II

PEDAL | C–f¹

Subbaß 16' °
Octavbaß 8' ° [Holz]
Gedackt 8' °
Choralbaß 4' °
Nachthorn 2' *
Hintersatz 3f. °
Posaune 16' °

Koppel II-P

Koppel I-P

* = Register aus der Barockorgel

° = Register von 1927


Mechanische Schleiflade.


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D-33397 Rietberg | Klosterstraße 15


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel u. a. 1965, S. 229 ⋄ Hannalore Reuter, Historische Orgeln in Westfalen-Lippe, Münster 2006, S. 277f ⋄ www.chor-der-jesuitenkirche.de [28.04.2023] ⋄ Eigener Befund.

Nr. 508 | Diese Orgel habe ich am 29.04.2016 zusammen mit Ralf Müller, dem Inhaber von Orgelbau Speith, besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 08.06.2025.