Hattingen, ev. Kirche St. Georg

Orgel von Christian Roetzel (Eckenhagen), 1830.


Kirche

Wahrscheinlich wurde das Gebäude der Hattinger Georgskirche um das Jahr 1200 (zur Zeit des Grafen Arnold von Altena-Isenburg) errichtet. Die jetzige Kirche hatte bereits eine kleinere Vorgängerin aus der Zeit nach dem Jahr 820, von der 1972 bei Grabungen im Kircheninnern Reste eines romanischen Pfeilersockels und zwei Säulenbasen entdeckt wurden, die jetzt unter dem Holzfußboden des Kirchenschiffs rechts vom Mittelgang verborgen sind. Die heutige Raumaufteilung geht auf einen durchgreifenden Umbau aus den Jahren 1807-10 zurück. Bei diesem Umbau ließ man nur den Turm, den Chor und die Seitenmauern stehen. Die Inneneinrichtung (Altar, Kanzel, Orgel, Taufstein usw.) wurde entfernt. Das Kirchenschiff wurde dann mit einer tonnenförmigen Holzbretterdecke als Gewölbeersatz ausgestattet. Die Bretter wurden aber bereits 1850 durch dunkle, neue ersetzt, von denen ein Teil in einem freien Feld der jetzigen hellen Kassettendecke über der hinteren Empore sichtbar ist. Diese Kassettendecke mit ihren 298 vergoldeten Aluminiumsternen wurde im Jahr 1954 eingezogen.

 

Vorgängerinstrumente

Bereits vor 1607 muss in der Hattinger Pfarrkirche St. Georg eine Orgel gestanden haben. Nach 1634 baute Peter Alberdts aus Hattingen eine neue Orgel, die in den folgenden Jahrhunderten mehrfach verändert wurde.


Orgel

Bereits vor 1607 muss in der Hattinger Pfarrkirche St. Georg eine Orgel gestanden haben. Nach 1634 baute Peter Alberdts aus Hattingen eine neue Orgel, die in den folgenden Jahrhunderten mehrfach verändert wurde.

Die heutige Orgel der St.- Georgs- Kirche wurde 1826/ 30 von Christian Rötzel aus Alpe bei Eckenhagen erbaut. Gehäuse und Empore wurden von dem preußischen Bauinspektor Philippi entworfen. Über ein Jahrhundert wurden nahezu keine Veränderungen an dem Instrument vorgenommen.

1959/60 wurde das Werk durch Alfred Raupach restauriert. Der Hattinger Orgelbauer, der sich der Gemeinde und ihrer Orgel sehr verbunden zeigte, versuchte bei finanziell geringstmöglichem Aufwand die verfallene Orgel wiederherzustellen. Dabei baute er im Hauptwerk eine neue 5fache Mixtur und fügte 4 Zungenregister hinzu (Fagott 16’, Trompete 8’, Hautbois 8’, Trompete 4’).

1964 erfolgten weitere Erneuerungsarbeiten durch die Werkstatt Raupach. Besonders zu nennen sind die Erweiterung des Pedals um 5 Halbtöne, die Wiederherstellung des im Ersten Weltkrieg abgebauten Zinn-Prospektes und der Bau des Hintersatz-Registers unter Verwendung von Roetzel-Pfeifen.

Eine grundlegende Restaurierung wurde 1977 durch die Firma Gustav Steinmann aus Vlotho vorgenommen. Neben vielfältigen Instandsetzungsarbeiten wurden aus akustischen Gründen die Pedal- und Manualwindladen umgelagert. Die Orgel wurde durch neue Verkleidungen und eine Rückwand ganz umschlossen. Pedalklaviatur und Spieltisch wurden neu eingebaut.

25 Register sind von Roetzel original erhalten, 12 davon teilweise geändert oder erweitert. Die 6 übrigen Register stammen von Raupach 1959/60.

Im Jahr 2014 wurde die Orgel von Orgelbaumeister Harm Kirschner aus Weener/Ems restauriert. Im Hauptwerk wurde die 3- bis 5-fache Mixtur rekonstruiert. Alle Pfeifen des Orgelprospekts wurden authentisch wiederhergestellt. Im Pedal wurde die verlorene Trompete 8’ nach einem originalen Vorbild neu eingebaut. Sämtliche Register wurden neu intoniert. Das Gemshorn wurde in die originale 4‘-Lage zurückversetzt.

Die Hattinger Orgel weist durch ihren reichen Registerfundus eine sehr vielfältige und farbige Disposition auf. Neben den Instrumenten in Oberfischbach und Kierspe gehört die Hattinger Roetzel-Orgel zu den am besten erhaltenen dieses Orgelbauers.

Unter dem mittleren großen Pfeifenfeld ist der Spieltisch eingebaut. Von vorne gesehen blickt der Spieler nach rechts. An der linken Seite neben der komplett erneuerten Spielanlage sind die Registerzüge angeordnet: oben für das Oberwerk, darunter Hauptwerk und Pedalwerk. Über der Pedalklaviatur sind die drei Koppel-Hakentritte zu finden.


Disposition

I. HAUPTWERK | C–g³

Bordun 16'

Prinzipal 8'

Bordun 8'

Gedackt 8'

Viola da Gamba 8'

Oktave 4'

Gemshorn 8'

Flauto dolce 4'

Quinte 2 2/3'

Oktave 2'

Kornett 4f. [ab c¹]

Mixtur 3-5f.

Fagott 16'

Trompete 8'

Koppel II-I

II. OBERKWER | C–g³

Prinzipal 8'

Viola d'amour 8'

Gedackt 8'

Oktave 4'

Gedacktflöte 4'

Flauto traverso 4'

Quinte 2 2/3'

Oktave 2'

Mixtur 3f.

Oboe 8'

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Subbass 16'

Violon 16'

Prinzipal 8'

Oktave 4'

Posaune 16'

Trompete 8'

Trompete 4'

Koppel II-P

Koppel I-P


SYSTEM | Schleiflade, mechanische Spiel- und Registertraktur


D-45525 Hattingen | Kirchplatz | Karte

© Gabriel Isenberg | 2000, 2015