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Der Grundstein zur Fleckenberger Antoniuskirche wurde 1905 gelegt, am 23. September 1911 fand die feierliche Konsekration des neuromanischen Gotteshauses statt. 1959 erfuhr die Kirche eine umfassende Renovierung, 1974 wurde der Chorraum nach den Reformen des Zweiten Vatikanums umgestaltet.
Die Werkstatt für Klavier- und Orgelbau Adolph Ibach & Söhne in Barmen (Inh. Rudolf Ibach) erbaute 1865 für die Synagoge in Aachen ein Instrument mit 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Vierzig Jahre lang tat diese Orgel der Aachener jüdischen Gemeinde ihren Dienst, bis 1905 eine neue Orgel des Orgelbauers Eduard Stahlhuth für die Synagoge angeschafft werden sollte. So wurde die Ibach-Orgel von Stahlhuth in Aachen ausgebaut und von Ernst Tennstädt (Lippstadt) 1906 ohne den ursprünglichen Prospekt in der Fleckenberger St.-Antonius-Pfarrkirche wieder aufgestellt.
Bis 1955 wurden an der Orgel in Fleckenberg keinerlei Veränderungen vorgenommen und nur knapp entging sie einem Neubau, den der Sachverständige Rudolf Reuter verhindern konnte. Die Ibach-Orgel wurde somit in den Jahren 1955/58 durch die Werkstatt Franz Breil (Dorsten) überholt, wobei sie auch einen neuen, schlichten Prospekt erhielt. Die Disposition wurde „aufgehellt“.
Ein erneuter Umbau erfolgte 1970 durch die Orgelbauwerkstatt Gebr. Stockmann in Werl, der allerdings ohne Kenntnis und Zustimmung des Amtes für Denkmalpflege durchgeführt wurde. Dabei wurde ein neuer Spieltisch mit elektrischer Registertraktur eingebaut.
Nach weiteren Jahren des Verfalls und Befalls durch Holzschädlinge erkannte der Domorganist und Sachverständige Helmut Peters (Paderborn) dringenden Handlungsbedarf, um das wertvolle Instrument zu bewahren. Mehrere Versuche, die Fleckenberger Orgel für ein jüdisches Kulturzentrum in Deutschland wiederzugewinnen, auch eine Anfrage zur Aufstellung des Instruments im Konzertsaal der Universität in Tel Aviv zerschlugen sich später.
So blieb die Ibach-Orgel der Fleckenberger Kirche erhalten und konnte durch die Osnabrücker Werkstatt Joachim Kreienbrink 1998-2000 grundlegend renoviert werden. Dabei wurde eine weitestgehende Rückführung auf den Originalzustand von 1865 angestrebt, wobei auch Kompromisse an die heutigen Anforderungen gemacht wurden. Nach den Vorbildern anderer erhaltener Bestandteile von Ibach-Orgeln (v. a. in Deventer, Parochialkirche) wurden fehlende Teile sowie das Gehäuse möglichst originalgetreu rekonstruiert. Am Palmsonntag, dem 16. April 2000 fand die Weihe der restaurierten Ibach-Orgel statt, die eine der größten erhaltenen Orgelwerke der Barmener Werkstatt ist.
Der Spieltisch wurde nach Ibachschem Vorbild von Kreienbrink neu angefertigt. Er befindet sich an der rechten Seite des Orgelgehäuses. Um das Notenpult herum sind die Registerzüge angeordnet: links für das Unterwerk, oben für Hauptwerk und rechts für Pedal und Koppeln. Die Trakturen und Schleifladen sind mechanisch gebaut.
I. Unterwerk C – f³ |
II. Hauptwerk C – f³ |
Pedal C – d¹ |
Salicional 8Fuß Fernflöte 8Fuß Gedackt 8Fuß Quintatön 8Fuß |
Principal 8Fuß Bordun 16Fuß Cornett 4-fach [4’] Flaut major 8Fuß |
Violon 16Fuß Subbass 16Fuß Principal 8Fuß Violoncello 8Fuß |
Fugara 4Fuß Flaut dois 4Fuß Flageolet 2Fuß Fagott/Hautbois[1] 8Fuß |
Viola di Gamba 8Fuß Octav 4Fuß Spitzflöte 4Fuß Quinte 22/3Fuß Superoctav 2Fuß Mixtur 4-fach [2’] Trompete 8Fuß Manualcoppel |
Gedackt 8Fuß Posaune 16Fuß Pedalcoppel II Pedalcoppel I |
© Gabriel Isenberg, 2000 / 2005